Wie sich die Jagd im Burgenland neu formiert

Mehr als ein Dreivierteljahr nach der von der SPÖ-Alleinregierung betriebenen Abschaffung des seit 74 Jahren bestehenden Landesjagdverbandes, ordnet sich das Jagdwesen im Burgenland langsam neu. Oder wie es Johann Grandits, Präsident des neuen Jagdverband Burgenland, sagt: „Beide Seiten befinden sich in der Phase der Konsolidierung“.
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Die eine Seite ist die nunmehr bei der Agrarabteilung des Landes angesiedelte Servicestelle für Jagd und Fischerei, die für alle behördlichen Aufgaben wie Ausgabe der Jagdkarten oder Verwaltung der Jagdgebiete zuständig ist. Am Freitag ist die neue Homepage online gegangen: www.jagd-burgenland.at.
Darüber hinaus hat das Land einen Landesjagdkoordinator bestellt. Hans Peter Weiss, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft, kümmert sich ehrenamtlich um Image und Außendarstellung der Jagd. In jedem Bezirk übt ein Bezirksjägermeister eine behördliche Funktion für die Bezirkshauptmannschaft aus.
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Die andere Seite ist der auf freiwilliger Mitgliedschaft beruhende Jagdverband (jagd-bgld.at), dem der frühere Güssinger Bezirkshauptmann Grandits vorsteht. Denn nicht wenige der rund 7.500 registrierten Jägerinnen und Jäger im Land wollten auch nach dem gesetzlichen Aus für den Landesjagdverband eine politisch unabhängige Interessensvertretung.
Oder, wie es Grandits mit einem nach eigener Einschätzung „etwas hinkenden Vergleich“ sagt: „Eine Gewerkschaft für die Jäger“.
Also wurden zuerst rechtlich eigenständige Bezirksjagdvereine gebildet (nur Oberwart fehlt noch), die danach gemeinsam den Verein Jagdverband Burgenland als Dachorganisation gegründet haben. Landesweit sind knapp 1.000 Jägerinnen und Jäger beigetreten, sie zahlen einen Mitgliedsbeitrag von 45 Euro pro Jahr.
Kein Zugang zu Daten
Es könnten noch mehr Mitglieder sein, aber der Verband habe „keinen Zugriff auf Daten“, man wisse nicht, wen man anschreiben könne. Grandits will aber nicht nur darüber mit dem Land sprechen, sondern auch über das „Erbe“ des verblichenen Landesjagdverbandes. Denn dessen Vermögen und Liegenschaften sind aufs Land übergegangen.
Dort winkt man auf KURIER-Nachfrage aber ab. Vermögen einer Körperschaft öffentlichen Rechts wie des früheren Landesjagdverbandes gehöre immer der Allgemeinheit, sprich dem Steuerzahler und nie den Mitgliedern, heißt es.
Trotz aller Reibungsflächen ist Grandits überzeugt, „dass jede Seite froh ist, dass es die andere gibt“. Oder wie es ein Verbandsfunktionär aus einem anderen Bezirk formuliert: „Wir sind an Zusammenarbeit mit dem Land interessiert und ich tausche mich auch regelmäßig mit dem Bezirksjägermeister des Landes aus. Aber wir lassen uns vom Land nichts aufs Auge drücken“.
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