Wie der Alltag eines Häftlings in der Justizanstalt aussieht

Justizanstalt Eisenstadt
Ein inhaftierter, mehrfach vorbestrafter Betrüger (60) schildert sein Leben hinter Stacheldraht und meterhohen Mauern.

Von Gernot Heigl

Er ist 60 Jahre alt, verheiratet, Vater einer Tochter und fünffach vorbestraft wegen Betruges. „Ja, ich habe Fehler in meinem Leben gemacht. Dafür muss ich jetzt büßen und sitze im Gefängnis. In einer knapp zehn Quadratmeter großen Zelle mit der Nummer 1.352. Eingesperrt für 22 Monate“, resümiert der Wiederholungstäter. „Etwas mehr als 14 Monate bin ich noch hier.“

Bei einem Lokalaugenschein des KURIER zeigt sich: Luxus gibt es in dem Raum mit vergitterten Außenfenstern keinen. Aber immerhin Tisch, Sessel, Bett und Kasten, Kühlschrank, Mikrowelle, Fernseher sowie eine kleine Nische mit Toilette, Dusche und Waschbecken. „Ich habe eine Einzelzelle und darf in unserem Stockwerk als einer von vier Häftlingen als Hausarbeiter täglich einem Job nachgehen. Das war nicht von Anfang an so.“

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Der 60-Jährige in seiner Zelle.

Denn als U-Häftling und nach seinem Schuldspruch am 14. Mai 2025 im Landesgericht Eisenstadt kam er für insgesamt knapp vier Monate in den „normalen Vollzug“. Mit 23 Stunden Aufenthalt in einer Zelle und 60 Minuten Zeit für einen Spaziergang im Gefängnishof, umgeben von Stacheldraht und meterhohen Mauern. „Das Nichtstun war schlimm, weil die Zeit nicht vergeht. Das ist ein Leben wie im Hamsterrad. Ohne Abwechslung. Echt hart.“

Mit einem strammen Zeitablauf. Nach dem Frühstück gibt es von 9 bis exakt 10 Uhr den Gang an die frische Luft, ab 11.30 Uhr folgt das Mittag- und ab zirka 16 Uhr das Abendessen. „Das sind die täglichen Highlights. Tag ein, Tag aus. Aber ich hatte das Glück, dass ich diesen Hausarbeiterjob bekommen habe. Das macht für mich das Leben hinter Gittern erträglicher.“

Zehntausende Euro Schaden verursacht

Der Familienvater „sitzt“ wegen betrügerischer Krida und Gläubigerschädigung – allein in seinem fünften Delikt hat er einen Schaden von rund 57.000 Euro verursacht. Auf seine Straftaten angesprochen, meint der Mann: „In der Zelle hat man viel Zeit zum Nachdenken. Klar hab ich erkannt, wie deppert ich war, wie dumm meine Handlungen gewesen sind. Ich bereue meine Taten zutiefst. Mein größter Fehler in diesem Zusammenhang war, dass ich durch meine Blödheit natürlich auch meine Familie hineingezogen habe. Die Polizei im Haus, Verhöre, Gericht. Zum Glück steht meine Familie, die nichts mit meinen Betrugshandlungen zu tun hat, nach wie vor hinter mir.“

Dann richtet sich der 60-Jährige mit einer Warnung aus Eigenerfahrung an alle, die Gefahr laufen, auf die schiefe Bahn zu geraten: „Leute, lasst die Finger von Straftaten. Es gibt immer einen anderen Weg, als kriminell zu werden. Denkt dreimal darüber nach, bevor ihr euer Leben verpfuscht.“ Und weiter: „Glaubt mir, das Leben im Gefängnis wollt ihr sicher nicht.“

Im Gefangenenhaus hat er nun seinen eigenen Zeitplan. Denn er ist es, der seinen Mithäftlingen gemeinsam mit drei Hausarbeiterkollegen die Mahlzeiten bringt, Wäsche einsammelt und für Sauberkeit im 1. Stock der Eisenstädter Justizanstalt sorgt. Punkto Essen meint er: „Gourmethäppchen gibt es nicht, aber man wird satt.“

300 Euro Lohn

„In meiner Arbeitszeit muss ich alle Aufgaben erledigen. Montag bis Donnerstag von 7.30 bis 15 Uhr, Freitag bis Sonntag von 7.30 bis 12 Uhr.“ Dafür erhält der Häftling rund 300 Euro im Monat. Mit der Hälfte davon kann er sich im Gefängnis Essen oder Toilettenartikel kaufen, der Rest wird bis zu seiner Entlassung als Rücklage angespart.

Freunde habe er hier keine, aber er komme mit allen Zellengenossen gut aus. Laut der stellvertretenden Justizanstaltsleiterin Klaudia Osztovics sind das aktuell insgesamt 230 Personen.

Es herrscht Respekt

Ob es Kämpfe unter Insassen gibt, wisse er nicht, mitbekommen habe er diesbezüglich nichts. Über die Justizwachebeamten sagt der Häftling, es herrsche gegenseitiger Respekt. Um kurz darauf das Gespräch mit den Worten zu beenden: „Meine Zellengenossen haben Hunger, ich muss jetzt das Essen bringen. Das mache ich noch täglich bis 22. 12. 2026, dann bin ich wieder ein freier und diesmal geläuterter Mann.“

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