Wein: Andere Länder, auch andere Sitten

ziniel
Zwei junge Burgenländer waren in Südafrika, um dort den Weinbau zu studieren

Der 22-jährige Thomas Krecht aus Deutschkreutz ist ein aufgeweckter Bursche. Wissbegierig wie der 2,5-jährige Moritz, dem nichts Wichtigeres im Leben scheint als Neues zu erforschen. Und deshalb machte sich der Absolvent der Weinbauschule Eisenstadt auf den Weg zu einem dreimonatigen Praktikum in Südafrika, in die Region Walkerbay. Krecht ist danach hin- und hergerissen: „Es war eine tolle Erfahrung“, sagt er. „Ganz anders als bei uns wird dort gearbeitet.“

Nicht vergleichbar

Man könne die Arbeit der Weinbauern in Südafrika und dem Burgenland schwer vergleichen. Andere Länder, andere Sitten eben. Es werde viel händisch gearbeitet. „Es sind Schwarze aus Südafrika selbst und aus den benachbarten Ländern am Tagwerk“, erzählt Krecht. Oft wird diesen Menschen Faulheit vorgeworfen. „Aber so stimmt das nicht. Sie sind anders als wir.“ Das müsse man auch akzeptieren.

Mit den Kollegen – ob Schwarz oder Weiß – habe es „überhaupt“ keine Probleme gegeben. Nett seien sie gewesen. In den Weingärten, wie gesagt, werde „sehr schonend umgegangen“. Selbst bei der Lese – sie dauerte sieben Wochen – wurde mit dem Traktor nicht in den Weingarten gefahren. „Die Trauben wurden in Kübeln händisch rausgetragen“, das sei in Österreich nicht möglich. „Denn um 200 Euro arbeitet bei uns niemand“, sagt Krecht, der im Weingut Gesellmann angestellt ist.

Thomas Krecht hat mit Albert Gesellmann in Deutschkreutz einen sehr guten Lehrherrn. Das wisse er auch zu schätzen, „aber man lernt nie aus“. Vor allem sei ihm eines wichtig gewesen: „Ich konnte ein Netzwerk über die ganze Welt aufbauen“, sagt Krecht. Denn er war nicht der einzige Praktikant, sowohl aus den USA als auch aus Australien gaben sich Jungwinzer ein Stelldichein. „Für die Zukunft ist das sicherlich vom Vorteil.“ Und davon wird wohl auch Albert Gesellmann profitieren.

Schonender Umgang

Ja, ja. Die heutige Jugend. Sie lässt nichts aus und lässt nichts anbrennen. Und lässt sich nicht in den Gram reden. Sie vertritt ihre Meinung, und sei sie vielleicht doch nicht ganz so richtig, sagen die Alten. Andreas Ziniel aus St. Andrä gehört zu diesen Typen. Und nachdem er in der Schweiz, in Schaffhausen, eine dreimonatige Praxis im Weingut Baumann absolvierte, danach vier Monate in Südafrika in der Gegend von Stellenbosch Erfahrungen im Weinbau sammelte, glaubt er überhaupt, „mit den Trauben soviel wie nur möglich schonend“ umgehen zu können und „auf Tradition zu achten“.

Vergleiche zu ziehen zwischen Österreich, der Schweiz und Südafrika seien nicht so schwierig. In der Schweiz würde zum Unterschied zu Südafrika genauer gearbeitet, vor allem im Weingarten, ähnlich wie in Österreich. In Südafrika seien eher Großwinzer, sprich Investoren, am Werk, die aus einem Weingut Geld scheffeln wollen. „Der Wein interessiert sie weniger“, glaubt Ziniel.

Aus den Townships

Die Schweizer Weinbaubetriebe hingegen seien, so der 22-Jährige, kleiner strukturiert als die österreichischen. „So um die vier Hektar dürfte die durchschnittliche Anbaufläche liegen.“

Die Arbeitsbedingungen seien für Andreas Ziniel sowohl in der Schweiz als auch in Südafrika „adäquat“ gewesen. „Ich hatte keine Probleme. Weder da, noch dort. Es war echt super.“

Ob es den Schwarzafrikanern auf dem Weingut ebenfalls „super“ gegangen ist, lässt sich für Ziniel schwer abschätzen. Sie werden morgens aus den Townships abgeholt, nach neun Stunden Arbeit wieder zurückgebracht – und das um zehn Euro pro Tag. Er selbst hatte mit ihnen keine Schwierigkeiten, sie hatten auch gemeinsam viel Spaß. „Doch ob ich trotz intensiver Bemühungen akzeptiert wurde“, glaube er „eher nicht.“

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