"Undercut ist vollkommen okay"

Für Julia Haider stand immer fest: „Ich will Friseurin werden.“ Auch Tante und Onkel sind in der Branche
Die 26-jährige Julia Haider ist mit Leib und Seele Friseurin / Automechanikerin wollte sie nie werden.

KURIER: Warum wollten Sie eigentlich Friseurin werden und nicht Automechanikerin?

Julia Haider: Das stand nie zur Diskussion, nicht Friseurin zu werden. Das liegt wahrscheinlich in der Familie, Tante und Onkel sind ebenfalls in der Branche tätig.

Wenn Sie fremde Haare waschen, ist das ein angenehmes Gefühl?

Für manche Leute ist es vielleicht unangenehm, fremden Leuten in die Haare zu greifen, aber das gehört zu unserer Arbeit. So wie der Mechaniker die dreckigen Reifen wechseln muss.

Beim Haareschneiden wird ja bekanntlich mit den Kunden sehr viel geplaudert. Fühlen Sie sich als Seelentrösterin oder hören Sie ganz einfach nur zu?

Man hört großteils nur zu. Aber es ist nicht so, dass ich meine eigene Meinung einbringen will.

Erzählen Sie die Geschichten, die Sie erfahren, Ihren Freunden?

Wenn es um private Dinge geht, die mir die Kunden sagen, dann bleibt das unter uns. Wenn es um Geschichten geht, die öffentlichen Charakter haben, die ich eben erfahre, erzähle ich‘s schon weiter. Aber die kennt man eh’.

Wie lange brauchen Sie in der Früh vor dem Spiegel, um fit – also fesch gemacht – in die Arbeit gehen zu können?

In 20 Minuten bin ich fertig. Aber ich mach’s ja auch schon jahrelang.

Geben Sie viel Geld für Kosmetika aus?

Nein, nicht wirklich, es hält sich in Grenzen.

Geben die Leute noch Trinkgeld?

Ja, schon. Die Höhe ist aber immer verschieden.

Oft werden Friseurinnen als Tussis abgetan. Was halten Sie dem entgegen?

Das ist wohl der größte Blödsinn. Wer sagt das? Das sind diejenigen mit dem Goldketterl am Hals. Ein Vorurteil der Sonderklasse. In jeder Berufssparte wird es wohl solche und solche geben. Ob ich eine Tussi bin, müssen andere entscheiden. Ich fühle mich nicht so, und auch meine Kolleginnen nicht. Ich hab’ auf jeden Fall in der HAK maturiert und danach Friseurin gelernt. Der Beruf macht mir großen Spaß.

Warum glauben Sie, dass nur zehn Prozent Männer den Beruf eines Friseurs erlernen?

Vielleicht sind die Männer nicht so geduldig. Aber das ist auch nur ein Vorurteil. In Wien schaut die Situation anders aus, dort erlernen weit mehr Männer den Friseurberuf als hier am Land.

Was halten Sie vom Undercut? Ist dieses Styling nicht irgendwie komisch?

Nein, diesen Haarschnitt finde ich vollkommen okay.

Sagt Ihnen der Ausdruck Vokuhila (Vorne kurz, hinten lang, Anm.) etwas?

Ja, aber ich bin froh, dass ich ihn nie schneiden musste.

Früher, so Ende der 60er Jahre als Beatles und Rolling Stones mit ihren langen Haaren auftraten, hat es geheißen: Lange Haare, kurzer Verstand, kurze Haare langer Verstand. Können Sie dem etwas abgewinnen?

Nein. Die Intelligenz eines Menschen hängt sicher nicht von der Länge der Haare ab.

Was halten Sie von der Haarpracht der Landesrätinnen, Verena Dunst, Michaela Resetar und Landesrat Peter Rezar?

Die Frisur bei Frau Dunst finde ich okay, aber die Farbe wäre mir zu hell, die finde ich nicht passend. Die Frisur von Frau Resetar ist sehr passend, locker und natürlich. Die Frisur des Herrn Rezar ist ein typischer Herrenschnitt. Fad würde ich nicht sagen, heutzutage trägt man den Scheitel so.

Wenn Sie Innungsmeisterin der Friseure wären, was würden Sie ändern?

Ich würde bei den Kursen ansetzen. Da sollte schon einiges geschehen. Hier gehören Erneuerungen her, weil das derzeitige System ist doch ein wenig veraltet.

Heute ist Frauentag, was fällt Ihnen dazu ein?

Schön dass es ihn gibt. Aber was er wirklich bedeuten soll, weiß ich nicht. Und wenn wir Frauen weit weniger verdienen als Männer, ist das nicht fair. Aber was soll man machen? Manchmal ist die Welt ungerecht.

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