Trübe Aussichten für Fotovoltaik-Hersteller

Trübe Aussichten für Fotovoltaik-Hersteller
Der einstige Vorzeigebetrieb Blue Chip Energy steht, die Mitarbeiter bangen um ihren Job. Unternehmen strebt Weiterführung an.

Angespannte Stimmung herrschte am Donnerstag rund um das Werk von Blue Chip Energy in Güssing. Journalisten werden von einer Mitarbeiterin höflich, aber bestimmt vom Platz gewiesen. Auskünfte gebe es derzeit keine. Die Geschäftsführung schweigt zu der angemeldeten Insolvenz . Wie der KURIER berichtete, ist der Fotovoltaik-Produzent zahlungsunfähig. 110 Mitarbeiter bangen um ihren Job. Die Belegschaft dürfte der Schritt der Geschäftsführung nicht ganz so überrascht haben, wie viele Außenstehende.

"Die Nachricht hat mich wie ein Blitz getroffen, ich hoffe, es kommt zu einer guten Lösung", erklärt Güssings Bürgermeister Peter Vadasz, der gestern einen Termin bei Blue-Chip-Geschäftsführer Rainer Stowasser hatte. Mittwoch-abend war den Mitarbeitern die Insolvenz bekannt gegeben worden, gestern, Donnerstag, gab es Gespräche mit der Arbeiterkammer und dem Betriebsrat. Am Freitag wird die Arbeiterkammer eine Infoveranstaltung für die Mitarbeiter abhalten.

"Es ist nur überraschend, dass es so schnell gegangen ist", erklärt ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Viele der Angestellten hätten sogar darauf gehofft, dass sich etwas ändere. "So hätte es nicht weitergehen können. Von Seiten der Geschäftsführung hat einiges nicht gepasst", erklärt der Blue-Chip-Beschäftigte.

Die Produktion wurde 2008 aufgenommen. 66 Millionen Euro wurden seither investiert, 14 Millionen Euro davon von EU, Bund und Land gefördert. Kurz darauf bekam Blue Chip die Wirtschaftskrise zu spüren, Kurzarbeit wurde angemeldet. 2010 schien die Fotovoltaik wieder im Aufwind. Die Weichen waren ganz auf Expansion gestellt. Man sprach sogar von der Errichtung einer zweiten Produktionsstraße um 60 Millionen Euro.

Probleme

2011 verdüsterte sich die Lage, die Nachfrage in Deutschland blieb unter den Erwartungen, in Italien wurden zahlreiche Großprojekte eingefroren. Laut WiBAG gibt es asiatische Investoren, die Interesse an Blue Chip Energy bekundeten. "Wird ein Investor gefunden, ist die Firma sicher lebensfähig, die Qualität stimmt", so ein Mitarbeiter.

78 Millionen Euro: Größte Pleite im heurigen Jahr

Ein Sanierungsverfahren bei Blue Chip Energy stehe unmittelbar bevor, teilte der Kreditschutzverband von 1870 am Donnerstag mit. Die Passiva betragen 78,1 Millionen Euro, das ist die bisher größte Insolvenz des Jahres 2011 im Burgenland. Das Stammkapital beträgt 2,3 Millionen Euro und ist zur Gänze einbezahlt. Gesellschafter sind die WFE Energy Development GmbH mit 81 % der Stammanteile, die SOLON SE mit 18 % und die SOL Holding AG mit einem Prozent. Betroffen sind rund 200 Gläubiger.

Der Schuldenstand beträgt nach eigenen Angaben des Unternehmens 78,1 Millionen. Der Großteil der Schulden besteht mit 54 Millionen Euro gegenüber verbundenen Unternehmen.
Der Bilanz per 30. 6. 2011 ist zu entnehmen, dass das Anlagevermögen mit 42,9 Millionen Euro ausgewiesen ist. Die Betriebsliegenschaft ist verpfändet, freies Vermögen ist nach Schuldnerangaben nur in geringem Umfang vorhanden.

Das Unternehmen hat nun eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme angeboten, wobei es sich um die gesetzlich vorgesehene Mindestquote handelt.

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