30 Monate Haft: So trickste eine Burgenländerin (65) Trickbetrüger aus
Eine 65-jährige Frau aus Rechnitz (Bezirk Oberwart) hat dafür gesorgt, dass ein in Deutschland und der Schweiz vorbestraftes Mitglied der so genannten Kautionstrick-Bande im Herbst 2023 festgenommen und am Dienstag wegen krimineller Vereinigung und versuchten schweren Betrugs am Wiener Landesgericht rechtskräftig zu 30 Monaten unbedingter Haft verurteilt werden konnte.
Der 49-Jährige hätte von ihr eine vorgeblich für die Enthaftung ihrer Tochter nötige Kaution abholen sollen.
Die Burgenländerin durchschaute allerdings den Betrugsversuch, als sie am 21. November von einer angeblichen Polizistin angerufen wurde und erzählt bekam, ihre Tochter habe einen Verkehrsunfall verursacht, befinde sich nun im Gefängnis, könne aber gegen Hinterlegung einer Kaution auf freien Fuß kommen.
65-Jährige legte nicht auf, sondern stieg zum Schein auf das Gespräch ein
Die 65-Jährige legte nicht einfach auf, sondern stieg zum Schein auf das Gespräch ein. „Eine intelligente, coole Dame“, wie Oberstaatsanwalt Herbert Harammer von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) nun im Wiener Landesgericht bemerkte.
Die Rechnitzerin telefonierte in weiterer Folge noch mit einer falschen Staatsanwältin, um die Modalitäten der Kautionsübergabe festzulegen. Die ursprüngliche Kautionsforderung von 8.500 Euro erhöhte sich dabei auf 86.000 Euro, die die Burgenländerin für ihre Tochter auslegen sollte.
Telefonat dauerte fünf Stunden
Die 65-Jährige hat allerdings in Wahrheit nur einen Sohn namens Franz, aus dem sie im Telefonat mit der falschen Staatsanwältin kurzerhand eine Franziska machte und damit bei der Schwindlerin am anderen Ende der Leitung den Eindruck verstärkte, sie würde dem Betrug auf den Leim gehen.
Insgesamt telefonierte die 65-Jährige fünf Stunden mit der falschen Polizistin sowie der falschen Staatsanwältin, als Abholort für die Kaution nannte sie am Ende eine Adresse in Rechnitz, die jedoch gar nicht ihre eigene war.
Danach verständigte die 65-Jährige die Polizei, schilderte dieser, was soeben vorgefallen war, und nannte die Adresse, an der am darauf folgenden Tag jemand eintreffen würde, um das Geld abzuholen. "Als der Angeklagte dort eingelangt ist, hat ihn schon die burgenländische Polizei erwartet", berichtete der Anklagevertreter.
Der 49-Jährige weist bereits acht Vorstrafen auf. Zuletzt wurde er vom Amtsgericht Bonn sowie dem Obergericht Zürich jeweils als Geldabholer der von Polen aus und vor allem in Deutschland, Schweiz und Österreich operierenden Kautionstrick-Bande verurteilt.
"Allein in Österreich sind über 230 Opfer dieser international tätigen, professionell vorgehenden Tätergruppe bekannt. Sie setzen in eigenen Call Centern sehr gut Deutsch sprechende, rhetorisch geschulte Personen ein, die bei den Opfern anrufen und sich Polizisten, Staatsanwälte und Richter ausgeben. Der in Österreich angerichtete Schaden macht mehr als zwölf Millionen Euro aus", verriet der Vertreter der WKStA.
Es gibt innerhalb der kriminellen Vereinigung demnach ein arbeitsteiliges Verfahren, neben Anrufern und Geldabholern fungieren Logistiker als eine Art Schaltstelle, die sich um die Koordination kümmert.
Der Angeklagte behauptete, er habe nach seiner letzten Haftstrafe ein neues Leben beginnen und in seinem gelernten Beruf arbeiten wollen. Der 49-Jährige hat seinen Angaben zufolge einen Bachelor in Cyber-Security.
"Es war schwer abzulehnen"
Dann habe ihn allerdings eine Bekannte angerufen und nach Wien geschickt und gebeten, "etwas abzuholen. Man hat sich denken können, dass es sich um etwas Illegales handelt, weil die Bekannte in der Vergangenheit Kontakt mit Kriminellen hatte".
Er sei dennoch nach Wien gefahren und habe in einem Hotel auf weitere Anweisungen gewartet: "Es war schwer abzulehnen, weil die Frau mir in der Vergangenheit geholfen hat."
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