Thermen: Wie das Regenwetter zum Wirtschaftsmotor wurde

Im Juli besuchten um 15 Prozent mehr Gäste eine Therme als im Jahr 2024.
Die burgenländischen Thermen haben im Sommer ihre Bedeutung als stabiler Wirtschaftsfaktor und Garant für Ganzjahrestourismus bewiesen. Ein verregneter Juli führte zu einem deutlichen Plus bei den Tagesgästen.
„Allein im Juli sehen wir im Vergleich zu 2024 einen Zuwachs von zumindest zehn, zum Teil sogar 15 Prozent“, erklärte Klaus Hofmann, Obmann der Initiative Therme Plus und Managing Director der Vamed Vitality World, bei der Präsentation der Zahlen.
Von diesem „Wetterbonus“ profitierten nicht nur die Thermen selbst, sondern auch die umliegenden Gemeinden. „Die Gäste bleiben in der Region, wenn sie das Regenwetter in einer nahen Therme überbrücken können, und machen sich nicht auf den Weg in sonnigere Gefilde“, sagte Obmann-Stellvertreter Patrick Hochhauser.
Positive Effekte überall
Auch im Burgenland zeigt sich die Wirkung klar in Zahlen: Laut Branchenradar verzeichneten die Thermen 2024 rund 1,19 Millionen Besucherinnen und Besucher, ein Zuwachs von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Thermen sind eine unverzichtbare Säule für den Tourismus im Burgenland. Sie bieten ein ganzjähriges, wettersicheres und vielseitiges Angebot“, unterstreicht Vorstandsmitglied Peter Prisching vom Avita Resort Bad Tatzmannsdorf. „Die Regionen profitieren sowohl ökonomisch als auch sozial von den Thermen, das trägt zur wirtschaftlichen Vitalität und potenziell zur Verbesserung der Lebensqualität für die Einwohner bei.“
1,8 Millionen Übernachtungen wurden 2024 rund um den Neusiedler See verzeichnet, die Region ist das größte Zugpferd der heimischen Branche. An erster Stelle im Vergleich der Gemeinden liegt mit Bad Tatzmannsdorf aber ein Thermenort im Bezirk Oberwart.
Dort gilt: Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu. Denn Bad Tatzmannsdorf ist nicht nur Standort des Avita Resort, der ältesten Therme des Landes, sondern verfügt seit dem 17. Jahrhundert über den besonderen Ruf eines Kur- und Heilorts.
Die Folge: Mit 516.000 Übernachtungen im Vorjahr liegt man weit vor der Nummer zwei und drei, Podersdorf (407.000) und Lutzmannsburg (272.000). Neben den Hotels und der Therme sind es vor allem die Kuren im Reduce Gesundheitsresort, für die Bad Tatzmannsdorf bekannt ist.
Im Vorjahr wurde ein Rekordumsatz von knapp 31 Millionen Euro erreicht, 2025 entwickelt sich in eine ähnliche Richtung, trotz steigender Kostensituation. „Wir haben einen guten Mix – einerseits unsere klassischen Heilanwendungen, andererseits moderne Therapien in unserem Bodylab. Unser großer Vorteil ist, dass wir sowohl Kuren als auch Thermenfeeling anbieten“, sagt Reduce-Geschäftsführer Andreas Leitner. Derzeit werden die Kurhotels Zug um Zug klimatisiert.

Reduce-Chef Leitner berichtet von guter Auslastung.
Neben der touristischen Bedeutung stehen auch wirtschaftliche und soziale Aspekte im Fokus. Die Thermen schaffen Arbeitsplätze, steigern die Nachfrage und verbessern das regionale Image. Bundesweit sicherten sie 2019 laut Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) rund 17.700 Jobs und generierten eine Wertschöpfung von 1,2 Milliarden Euro.
Die 2020 gegründete und seit Jänner als Verein geführte Initiative Therme Plus vereint 38 Thermen; im Burgenland sind die St. Martins Therme & Lodge, das Avita Resort Bad Tatzmannsdorf, die Sonnentherme Lutzmannsburg und das Allegria Resort Stegersbach Teil des Vereins.
Mit rund zehn Millionen Eintritten pro Jahr sind die österreichischen Thermen einer der größten Gästemagneten der Republik – und natürlich auch für das Burgenland ein zentraler Motor des Ganzjahrestourismus – vor allem in einem verregneten Sommer.
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