Kery-Stiftung: "Wir prüfen nicht die Gesinnung“
Stiftungsvorstand: Beate Pauer-Zinggl, M. Gerbavsits, K. Blahna-Buranich, Georg Pehm.
Die Anfänge waren turbulent. Als im Frühjahr 1976 zum zehnjährigen Regierungsjubiläum von Landeshauptmann Theodor Kery (SPÖ) die nach ihm benannte „Burgenlandstiftung“ gegründet wurde, vermutete die ÖVP das Schlimmste: Über dieses Vehikel könnten Steuergelder für „sozialistische Parteipropaganda“ abgezweigt werden, wetterten die Schwarzen damals.
Kery regierte weitere elf Jahre, ehe er 1987 nach dem Verlust der absoluten Mehrheit „mehr segnend denn grollend“ der Politik den Rücken kehrte und 2010 im 92. Lebensjahr starb.
Gestritten wird über die "Kery-Stiftung", wie sie mittlerweile kurz und bündig genannt wird, schon lange nicht mehr, stattdessen im kommenden Jahr das 50-jährige Bestehen gefeiert. Bei der Jubiläumsfeier am 8. Juni 2026 werden auch die besten Arbeiten eines eigens ausgelobten Filmwettbewerbs prämiert.
Der Stiftunbgszweck blieb bestehen
Der Stiftungszweck habe sich seit Gründung der Stiftung nicht verändert, sagt der seit 15 Jahren amtierende Vorstandsvorsitzende Michael Gerbavsits. Unterstützt würden „Ideen und Menschen, die das Burgenland mit Mut, Kreativität und Engagement weiterentwickeln“.
Oder wie es 1976 in der SPÖ-Wochenzeitung BF formuliert wurde: Aus den Zinsen des Stammkapitals der Stiftung sollen jährlich Leistungen auf dem Gebiet der Wirtschaft, Forschung, Wissenschaft, Kultur, Publizistik und des Sozialen honoriert werden, die „für das Wohl der Menschen beziehungsweise für das Ansehen des Burgenlandes erbracht worden sind“.
Seither wurden rund drei Millionen Euro an mehr als 800 Preisträgerinnen und Preisträger vergeben. Damit zähle die Stiftung „zu den bedeutendsten Institutionen des Landes“, so Gerbavsits.
Wer heuer geehrt wurde
Heuer gab es 13 Auszeichnungen, geehrt wurden u. a. die Caritas, Peter Resetarits als „moralische Instanz“ oder Hotelier Josef Puchas, der mit dem Eugen-Horvath-Wirtschaftsehrenpreis bedacht wurde.
Horvath, hemdsärmeliger früherer Vorstandschef des Landesenergieversorgers Bewag, gehörte selbst zu den Gründervätern der Stiftung und stand auch mehr als zwei Jahrzehnte an ihrer Spitze. Überhaupt war es über Jahrzehnte Tradition, dass der jeweilige Bewag-Boss auch der Stiftung vorstand. Auch Gerbavsits war Vorstandschef der Bewag und dann der Burgenland Energie, blieb aber auch nach seinem Ausscheiden aus dieser Funktion weiter Stiftungsvorstand – ehrenamtlich, so wie alle Mitarbeiter.
Das 1976 von Firmen und Unternehmern wie Römerquelle, Josef Nikitscher oder Matthias Szauer aufgebrachte Kapital von 500.000 Schilling wuchs durch 200 große und noch viel mehr kleine Spender auf mehr als 10 Millionen Schilling an.
Kapital ist tabu
Heute beträgt das Stiftungskapital rund 840.000 Euro, so die für Finanzen zuständige Katrin Blahna-Buranich. Die jährlichen Preise werden im Wesentlichen aus den Erträgen der – konservativen – Veranlagung dotiert. Das Kapital selbst darf nicht angetastet werden.
Was passiert mit dem Vermögen, sollte die Stiftung aufgelöst werden? Das Geld müsste „sozialen Zwecken“ zugeführt werden, erklärt Gerbavsits. Er ist aber überzeugt, dass die Stiftung auch noch in 50 Jahren besteht und ein „anderer Stiftungsvorsitzender hier steht“. Dass die Stiftung den Namen eines SPÖ-Politikers trägt und im Vorstand viele Rote sitzen, spreche nicht gegen die Überparteilichkeit. Gefragt seien gute Ideen, egal, woher sie kommen: „Wir machen keine Gesinnungsprüfung.“
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