Damals, als die Telefonzelle (nicht) nur zum Reden da war - und heute?

Telefonzelle in einem Dorf, im Hintergrund sieht man Bäume und Häuser.
Wie technischer Fortschritt ehemals wichtige Infrastruktur obsolet macht – und sie dennoch nachhaltigen Nutzen hat. Im Idealfall.

Von Sophie Mantler und Michael Pekovics 

Wie viele Telefonzellen es in Österreich noch gibt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Unter 10.000 dürften es schon sein, seit dem Ende der Universaldienstverordnung im Jahr 2021 ist die gesetzliche Verpflichtung mit der Daumen mal Pi-Regel "eine Telefonzelle pro 1.000 Einwohner" gefallen.

Ein bisschen nostalgisch kann man als jemand, der sie noch als Versteck (als Kind) oder zum Vereinbaren von ersten Dates (als Jugendlicher) benutzt hat, aber schon werden.

Zumal Telefonzellen weiterhin im ganzen Land zu finden sind, wie ein vor wenigen Wochen erfolgter Aufruf auf Facebook zeigt. Dort wurde in der Gruppe "Burgenland – der echte Süden" nach den Standorten der letzten Telefonzellen gefragt – für "Nostalgiker" und wegen der "Erinnerungen". 

In über 50 Kommentaren wurden Tipps gegeben oder gleich die passenden Fotos dieser Kommunikationsrelikte mitgeliefert – wie etwa auf diesem Bild in Kukmirn (Bezirk Güssing) zu sehen ist.

Links ein Bus und rechts eine alte Posttelefonzelle.

Einer der letzten Telefonzellen gibt es in Kukmirn im Bezirk Güssing. 

Im Wandel der Zeit

Doch die alten Telefonzellen müssen nicht ungenutzt bleiben oder auf ihren langsamen Verfall warten. Die wohl bekannteste und am häufigsten gewählte Möglichkeit sind die vielerorts installierten Bücherzellen. Damit bietet die alte Technik des Telefonierens nach der Weiterentwicklung in Richtung Smartphone einer noch älteren Kulturtechnik Platz im öffentlichen Raum – dem Lesen.

Burgenlandweit gibt es wohl bereits an die 15 dieser öffentlichen Bücherschränke, Tendenz steigend. Wie zum Beispiel in Güssing, wo sich darin Werke von regionalen Schriftstellern wie Heinz Janisch oder Thomas Himmelbauer neben anderen bekannten und auch weniger bekannten Werken finden.

Kind nimmt ein Buch aus einer alten Telefonzelle.

Für die Jüngeren wird die ehemalige Telefonzelle in Güssing für immer Bücherzelle sein. 

Defi oder Pakete

Eine weitere sinnvolle Möglichkeit ist die Umfunktionierung zu einem Standort für einen Defibrillator. Ein solcher Lebensretter ist unter anderem in Neuberg (Bezirk Güssing) zu finden. 

Nach dem erwähnten Ende der Universaldienstverordnung entschied sich die Post zwei Jahre später dafür, die früheren Telefonzellen nach Möglichkeit nachhaltig und im besten Fall für ihre eigenen Dienste zu nutzen. Bislang wurden deshalb österreichweit etwa rund 1.000 ehemalige Standorte in moderne Paketstationen umgewandelt.

Im Zuge dessen wurden auch die von A1 übernommenen Telefonzellen in das wachsende Selbstbedienungsnetz integriert. Besonders in Wohngebieten oder Kleingartensiedlungen sollen die neuen Paketstationen rund um die Uhr eine bequeme Möglichkeit bieten, Pakete abzuholen oder zu versenden, heißt es dazu von der Post.

Im Burgenland stehen bereits 35 dieser Abholstationen mit über 2.500 Paketfächern und mehr als 400 Postempfangsboxen zur Verfügung – Tendenz: steigend.

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