Der Ausverkauf des SV Mattersburg hat begonnen
Die Parkplätze vor dem Mattersburger Pappelstadion sind am Freitag in der Früh fast alle voll. Beim Eingang des Vereinshauses des ehemaligen Fußball-Bundesligisten SV Mattersburg hat sich schon kurz vor 8 Uhr eine Menschenschlange gebildet.
Die ersten der insgesamt 6.654 auf der Auktionsplattform „Aurena“ versteigerten Exponate des insolventen Fußballklubs werden von ihren neuen Besitzern abgeholt.
Johann Gepp ist aus dafür aus Wien angereist. „Ich hole für meine Nichte eine Medaille ab, die sie ersteigert hat“, sagt der Pensionist. Er selbst sei aber kein Fußball-Fan.
Gerhard Pölsterl ist aus Tulln (NÖ) gekommen, er holt sich die ersteigerten Niroster-Regale für sein neues Haus ab. „Früher war ich öfters da bei Matches“, sagt der bekennende Austria-Fan. Dass der SVM Konkurs anmelden musste, tue ihm leid.
Bis zu 15.000 Fans tummelten sich zu Glanzzeiten im Pappelstadion. Auch heute ist das Interesse der Besucher groß, wenn auch aus einem anderen Grund. „Es ist jetzt wie auf einem Basar hier“, sagt ein älterer Herr aus Wien. Gerne erinnere er sich an die Zeiten, in denen die Fußballfans aus allen Teilen des Landes gekommen waren, um ihre Idole beim Kicken zu bewundern. Auch er sei immer wieder im Pappelstadion gewesen.
Jetzt wurde alles, was nicht niet- und nagelfest ist, versteigert.
"Ein ganz besonderer Einsatz"
Vor dem Eingang zum Vereinshaus stehen die Mitarbeiter der Auktionshauses und helfen den Kunden, die ersteigerten Gegenstände zusammenzusuchen. „Das ist ein nicht alltäglicher Einsatz, es ist schon ganz besonders“, sagt der Aurena-Angestellte Florian. Fanartikel und Büroausstattung werden unter anderem abgeholt. „Es gibt da schon ein großes Interesse an den Versteigerungsgegenständen.“
"Sehr emotional"
Bereits die Besichtigungstermine im Vorfeld seien zum Teil sehr emotional gewesen.„Es waren Angehörige von Fußballern da, die sich an die Spiele erinnerten und wie sie zusammen gefeiert haben.“ Etliche von ihnen hätten etwa Fotos ihrer Liebsten aus besseren Tagen, die auch feilgeboten wurden,erworben.
Als eingeschworene SVM-Fans kann man wohl auch Jutta und Julia Leitgeb bezeichnen. „Das war schon ein Schock für uns, dass es mit dem SVM aus ist. Das tut uns wirklich leid“, sagen die beiden Mattersburgerinnen. Früher hätten sie kein Spiel verpasst. Jetzt holen sie sich eine Prise Stadionflair nach Hause. Ein SVM-Sparschwein, Aschenbecher und Handtücher haben sie im Gepäck.
"Es fehlt jetzt halt was"
Ersteigert wurde aber auch aus „pragmatischen Gründen“, wie ein Gastwirt aus Graz erklärt. „Ich habe hier Putz- und Desinfektionsmittel gekauft, die habe ich günstig bekommen.“ Der Steirer war zuvor schon zwei Mal im Pappelstadion – bei Fußballmatches. „Es ist ewig schad’ dass es aus ist mit dem SVM. Es fehlt jetzt halt was, sagt der GAK-Fan und schaut noch einmal zum Stadion, bevor er sich auf den Weg macht.
Seit mehr als zwei Wochen ist die Versteigerung sämtlicher beweglicher Güter der Konkursmasse im Gang, sagt Jürgen Blematl von der Auktionsplattform Aurena. Die ersten rund 1.800 ersteigerten Posten werden am Freitag abgeholt. Bislang habe es rund 1.500 Bieter und 20.000 Gebote gegeben. „Das Interesse ist sehr, sehr groß“, sagt Blematl.
27 Gebote für "Hans Niessl-Shirt"
Eines der außergewöhnlichen Exponate, die am Freitag abgeholt wurden, ist die 15 Quadratmeter große Videowall aus dem VIP-Zelt. Das Anfangsgebot lag bei 3.600 Euro, den Besitzer wechselte sie schließlich für 19.824 Euro.
Begehrt war u. a. auch der Pokal Hallencup Wien: 44 Gebote wurden für die Trophäe abgegeben, der Bestbieter blätterte dafür 1.062 Euro auf den Tisch.
Für das Trikot mit der Aufschrift „Danke Hans Niessl“ gab es 27 Gebote, es erzielte 339 Euro.
Stadtgemeinde bietet mit
Auch die Stadtgemeinde habe ein Pauschalangebot abgegeben.„Wir haben das im Gemeinderat einstimmig so beschlossen. Wir wollen das Stadion so übernehmen, dass man mit einem Spielbetrieb starten kann und wir freuen uns natürlich, wenn im Pappelstadion wieder Fußball gespielt wird“, erklärte Bürgermeisterin Ingrid Salamon (SPÖ) in einer Aussendung.
Nach dem Ende des SVM wurde in Mattersburg ein neuer Fußballverein gegründet, der MSV 2020. Dieser hätte großes Interesse, im Stadion zu spielen. Gespräche mit Obmann Manfred Strodl dazu laufen
Auktion läuft noch
Übrigens: Wer sich noch ein Erinnerungsstück sichern möchte, kann das bei der Auktionsplattform noch tun. Bis 11. Juni kommen in mehreren Etappen weitere Objekte unter den virtuellen Hammer.
In größeren Dimensionen wird wohl zum Schluss der Auktion gedacht werden müssen: Da sollen dann auch die Flutlichtanlage, der Fernsehturm und die Sessel der Tribüne aus dem Pappelstadion getragen werden.
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