Ewige Liebe? Alles Fake
Ein Mythos, der sich um die Weißstörche rankt, ist jener der treuen, vielleicht sogar ewigen Liebe. Die Realität ist aber eine andere. Denn treu sind die Tiere nicht vorrangig ihrem Partner, sondern dem Neststandort. Nur deshalb bleiben viele Storchenpaare ein Leben lang „zusammen“: Weil sowohl Männchen als auch Weibchen immer wieder zum selben Nest zurückkehren – auf ewig verbunden aus Gewohnheit. Eine Beziehungsvariante, die wohl auch auf einige menschliche Paare zutrifft.
Während sich Mann und Frau in solchen Konstellationen mitunter schon mal ankeppeln, klappern sich die Störche lieber eins. Dieser Kommunikationsform verdanken sie ihren Beinamen „Klapperstorch“.
Der Weißstorch besitzt nämlich – anders als viele andere Vögel – keine ausgeprägte Stimm-Muskulatur. Beim Klappern wirft der Storch seinen Kopf weit nach hinten, teils so weit, dass der Schnabel den Rücken berührt. Schon Jungvögel zeigen dieses Verhalten – das Klappern ist angeboren. So wie das „Keppeln“ bei einigen Menschen.
Wenn Küken „schmecken“
Trotz ihres fürsorglichen Verhaltens kommt es vor, dass Storcheneltern eines ihrer Jungen lebendig aus dem Nest werfen oder sogar auffressen. Dieses Phänomen wird als „Kronismus“ bezeichnet und tritt vor allem bei unerfahrenen Erstbrütern auf.
Als mögliche Auslöser gelten schwache Reaktionen des Nesthäkchens oder Futterknappheit. In der Regel aber wechseln sich die Altvögel beim Brüten ab und versorgen den Nachwuchs gemeinsam.
Alles rein, was geht
Eine Storchenfamilie benötigt täglich etwa vier bis sechs Kilogramm Nahrung. Nach dem Schlüpfen brauchen die Jungen vor allem eines: viel Nahrung. Ein erwachsener Storch verschlingt täglich rund 500 Gramm Futter – die Küken holen schnell auf und überholen ihre Eltern sogar, was den Bedarf betrifft.
Um diesen zu decken, brauchen die Vögel rund 20.000 Quadratmeter Feuchtwiesen. Auf dem Speiseplan stehen Insekten, Larven, Regenwürmer, Schnecken, Mäuse, Frösche, Fische, kleine Schlangen – oder auch Küken anderer Vogelarten. Störche sind keine Nahrungsspezialisten, sondern nehmen fast jede tierische Beute an, die sie mit ihrem kräftigen Schnabel ergreifen können.
Störche vom Mond?
Wo Störche überwintern, war lange Zeit ein Rätsel. Im Mittelalter glaubten manche, die Vögel würden im Wasser schlafen oder sogar auf dem Mond leben. Erst im Jahr 1822 gelang der wissenschaftliche Beweis.
In Mecklenburg (Deutschland) wurde ein Weißstorch mit einem 80 Zentimeter langen Pfeil im Hals entdeckt – er stammte aus Zentralafrika. Der sogenannte „Pfeilstorch von Bothmer“ legte damit den Grundstein für die Zugvogel-Forschung. Das Tier ist heute im Museum des Zoologischen Instituts der Universität Rostock ausgestellt – weltweit gibt es nur zwei Originalpräparate von solchen Tieren.
Pfeilstorch ist die Bezeichnung für einen Storch, der beim jährlichen Flug zwischen Afrika und Europa durch einen Jagdpfeil verletzt wurde und mit dem Pfeil im Körper den Flug nach Europa überstand. Insgesamt sind nur 25 Beobachtungen von „Pfeilstörchen“ dokumentiert.
Teenager auf Reisen
Während Altstörche ab dem dritten Lebensjahr regelmäßig zurückkehren, bleiben Jungvögel meist für vier Jahre in Afrika oder fliegen nur bis zum Mittelmeerraum, ehe sie erstmals selbst brüten – idealerweise in der Region, aus der sie selbst stammen.
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