Stonehenge ist im Vergleich zu Rechnitzer Kreisgräben ein Jungspund

Kreisgrabenanlage Rechnitz
Areal südlich des Geschriebensteins war schon zur Jungsteinzeit besiedelt, wie neue Grabungen jetzt bestätigen.

Zusammenfassung

  • Drei mindestens 6.500 Jahre alte Kreisgrabenanlagen in Rechnitz sind deutlich älter als Stonehenge und werden archäologisch erschlossen.
  • Ein Besucherzentrum soll eine der Anlagen für die Öffentlichkeit zugänglich machen, während alle drei unter Denkmalschutz stehen.
  • Neue Ausgrabungen bestätigen jungsteinzeitliche Besiedlung und förderten Funde wie Gruben und Keramik zutage.

Frühgeschichtliche Fundstätten gibt es im Burgenland zuhauf. Acht davon sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und kulturtouristisch erschlossen werden.

Das sieht der vor einigen Jahren präsentierte Masterplan Archäologie vor. Das Meisterstück des Masterplans findet sich in Rechnitz, wo rund um Kreisgrabenanlagen aus der mittleren Jungsteinzeit ein Besucherzentrum entstehen soll.

Entdeckt wurden die insgesamt drei zumindest 6.500 Jahre alten Anlagen mit einem maximalen Durchmesser von 105 Metern erst ab 2011 dank luftbildarchäologischer und geomagnetischer Untersuchungen. Dass sie nun auch mit freiem Auge erkennbar sind, liegt an nachträglichen Bepflanzungen, die die Konturen nachzeichnen. 

Eine der aus Gräben und Palisaden gestalteten Anlagen verfügt über drei konzentrische Kreise, die beiden anderen haben je zwei. Möglicherweise dienten die Kreisgrabenanlagen, die gut 2.000 Jahre älter als Stonehenge sind, als Versammlungsorte oder als astronomische Observatorien.

Archäologisch ganz vorn dabei

Dass sich in Rechnitz gleich drei der mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen befinden, lege nahe, dass diese Gegend im mittleren Abschnitt der Jungsteinzeit „ein überregionales Zentrum“ gewesen sei, sagt Nikolaus Franz, Leiter von Archäologie Burgenland im Amt der Landesregierung.

Zwar gibt es im nordburgenländischen Stotzing auch einen Kreisgraben und derartige Anlagen sind in ganz Ostösterreich verbreitet, aber mit drei Kreisgräben ist Rechnitz archäologisch gleichsam ganz vorn dabei. Für die bäuerliche Bevölkerung, die sich hier in der Jungsteinzeit angesiedelt hat, dürfte südlich des Geschriebensteins eine Gunstlage gewesen sein, denn auch auf ungarischer Seite gibt es Siedlungsnachweise aus dieser Zeit, wissen die Archäologen.

Teil des Rechnitzer Besucherzentrums wird übrigens nur eine der drei Kreisgrabenanlagen. Sie liegt zur Gänze auf einem Grundstück, das die Landesimmobiliengesellschaft vom Eigentümer erworben hat. Die beiden anderen Anlagen erstrecken sich über mehrere Grundstücke, zum Teil handelt es sich auch um Bauland.

Bodenfunde

Alle drei Kreisgrabenanlagen und die jungsteinzeitlichen Siedlungen stehen aber unter Denkmalschutz.

Bevor das Besucherzentrum errichtet wird, haben die Landesarchäologen gemeinsam mit der Gemeinde Rechnitz und dem Verein „PannArch“ archäologische Funde ausgegraben und dokumentiert. Das sei der „letzte notwendige Schritt, um mit den Errichtungsarbeiten beginnen zu können“, so Landeshauptmann und Kulturreferent Hans Peter Doskozil (SPÖ).

Die Archäologen konnten bei den Ausgrabungen auch neue Spuren jungsteinzeitlicher Besiedlung der Gegend zutage fördern. Gefunden wurden unter anderem Gruben, Pfostengruben und Keramik aus der linearbandkeramischen Kultur. Zu sehen sein werden die Stücke vermutlich im Landesmuseum.

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