Berthold Felber (69) war neben Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil einer der ersten Bewerber für den Bundesparteivorsitz der SPÖ (der KURIER hat berichtet). Rendi-Wagner und Doskozil gehörten zu einer „SPÖ-Führungsclique“, die sich von der Bevölkerung „abschottet“, so der Befund des Geschäftsführers einer Firma, die Kabelbäume u. a. für Autos und Eisenbahnen herstellt. Er wolle den Abwärtstrend der Bundes-SPÖ stoppen, betonte Felber, der seit mehr als 50 Jahren SPÖ-Parteimitglied ist. Denn: „Ich würde mir Vorwürfe machen, es nicht zumindest versucht zu haben“.
Doch wie es nun ausschaut, wird ihm selbst dieser Versuch verwehrt: Dass die in der Vorwoche verkündete Regelung, jedes Parteimitglied könne bei der Mitgliederbefragung zur künftigen Führung der SPÖ antreten, seit Montag dieser Woche nicht mehr gelten soll und nun u. a. 30 Unterstützungserklärungen verlangt werden, will sich Felber "sicher nicht gefallen lassen", wie er dem KURIER am Dienstag sagte: "Ich gehe bis zum Obersten Gerichtshof und wenn mich das 50.000 Euro kosten sollte", ist Felber empört über die Wankelmütigkeit seiner Partei. "Wie soll das Wahlvolk der Partei dann noch Wahlversprechen glauben", fragt Felber - mehr rhetorisch. Felber überlegt nach Rücksprache mit seinem Anwalt auch das Erwirken einer "einstweiligen Verfügung", um die Mitgliederbefragung noch vor dem Start zu stoppen.
30 Unterschriften? "Keine Chance"
Dass die Beibringung von 30 Unterschriften von Parteimitgliedern "ein Klacks" sei, kann Felber nicht bestätigen. Er habe am Montag sechseinhalb Stunden am Telefon verbracht, um Unterstützer zu finden. Der Tenor von Volksschulfreunden, Bekannten und ehemaligen Abgeordneten: Sie würden unterschreiben, trauen sich aber nicht, um ihrer Gemeinde nicht zu schaden oder weil sie selbst "Zores mit Dosko oder Heini" fürchten - gemeint sind LH Hans Peter Doskozil und Landesrat und SPÖ-Bezirksparteivorsitzender Heinrich Dorner.
Felber wundert sich zudem, wie er als einfaches Parteimitglied zu Daten anderer Parteimitglieder (außer sie sind ihm persönlich bekannt) kommen solle. Und er fragt sich, ob Doskozil auch 30 Unterstützer, einen Strafregisterauszug und den Nachweis über die Zahlung seiner Mitgliedsbeiträge bringen müsse. Apropos Mitgliedsbeitrag: Man verlange von ihm den "lückenlosen Nachweis" seiner Mitgliedsbeiträge seit Anfang der 1970-er Jahre. Felber: "Hat die SPÖ-Organisation das nicht verbucht und haben die keinen Computer?", ist der Unternehmer fassungslos "über diesen Dilettantismus".
Von der Landespartei hat sich seit Bekanntgabe seiner Kandidatur niemand bei ihm gemeldet, sagt Felber. Er seinerseits habe jedoch versucht, beim Sekretär "seiner Bezirkspartei" Oberpullendorf formale Auskünfte im Zusammenhang mit seiner Bewerbung zu erhalten. Der Parteisekretär hat dem jahrzehntelangen Mitglied Felber demnach mitgeteilt, er müsse vorher mit seinem Chef, Landesrat Dorner, reden. Gemeldet habe sich der Parteisekretär seither nicht mehr, sagt Felber. Und auf den erbetenen Rückruf des SPÖ-Vizebürgermeisters und der SPÖ-Landtagsabgeordneten von Oberpullendorf warte er bis heute.
An einen Austritt aus der SPÖ denkt Felber übrigens nicht.
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