Spital im Weingarten: Sudern über grünen Sündenfall

Anja Haider-Wallner mit Alfred Gusenbauer zu vergleichen, wäre in fast jeder Hinsicht unpassend. Dennoch ließ die grüne Landeshauptmannstellvertreterin am Dienstagabend die Erinnerung an den roten Ex-Kanzler mit der spitzen Zunge kurz aufleben.
Hatte den Sozialdemokraten vor Jahren vorm „üblichen Gesudere“ bei Parteiveranstaltungen gegraut, reagierte Haider-Wallner beim letzten Termin ihrer Dialogtour durchs Burgenland leicht säuerlich auf insistierende Fragen einer Besucherin zum geplanten Krankenhaus in Gols.
„Alle Entscheidungen waren schon getroffen“, versuchte die grüne Landessprecherin der moderat echauffierten Dame zu erklären, warum trotz erstmaliger Regierungsbeteiligung der Grünen ein Spital im Natura-2000-Gebiet geschluckt werden müsse wie die sprichwörtliche „hianzische Kroud“.
Grüner Sündenfall
Als Regierungsmitglied, nicht als Parteichefin, hat die Politikerin seit März den Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern gesucht, um ihre Ressorts vorzustellen – „viele Zuständigkeiten, wenig Budget“ – und von den „Menschen zu hören, welche Themen sie bewegen“. Immer wieder wurde sie von den Teilnehmern – die meisten dürften den Grünen politisch nicht fern stehen – auf den „Sündenfall“ angesprochen: die schwindelerregend schnelle Abkehr vom Widerstand gegen den Spitalsneubau in Weingärten.
Es mag sein, dass die SPÖ längst Fakten geschaffen hatte und die Grünen mit nicht einmal sechs Prozent der Stimmen von der 46-Prozent-Partei SPÖ nichts fordern konnten. Aber noch kurz vor der Landtagswahl forderten die Grünen im Landtag per Dringlichkeitsantrag einen „neuen Standort und transparente Finanzierung“ und überlegten den Gang zum Höchstgericht. All das wurde ausgeblendet, um in die Regierung eintreten zu können.
Noch so eine Volte sollten sich die Grünen nicht leisten – das Gesudere der Basis wäre dann das kleinste Problem.
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