Altersheim zum Schnäppchenpreis: Zwangsversteigerung im Juli

„Zu schön um wahr zu sein“, das trifft auf das im Bezirk Güssing geplante Projekt „Sonnenresidenz“ zu. Der Kirchfidischer Helmut Schaffer wollte in Eberau bereits 2017 mit einer Investition von 20 Millionen Euro ein Seniorenparadies eröffnen.
Nach ersten Verzögerungen kam es 2018 zum Spatenstich, die Fertigstellung schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Die Bauarbeiten begannen jedoch erst 2021 und endeten nach einem angeblichen finanziellen Streit zwischen Bauherr und ausführenden Firmen abrupt. Am 6. Juli wird die Liegenschaft versteigert.
Für die Gemeinde Eberau mit knapp unter 1.000 Einwohnern wäre das Projekt wie ein Sechser im Lotto gewesen. „Jeder, der das Konzept kennt, sagt, es ist gut. Deshalb waren wir im Gemeinderat ja dafür, wir brauchen das Projekt auch als Gesellschaft“, ist Bürgermeister Johann Weber (ÖVP) nach wie vor von den Plänen überzeugt.
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Einen Betreiber habe es für die anschließende Nutzung des Komplex noch nicht gegeben. Für die Eberauer hätte die „Sonnenresidenz“ in ihrer Gemeinden jedoch gleich mehrere Vorzüge gehabt: das Geld durch den Verkauf des Grundstücks, 30 neue Arbeitsplätze in einer infrastrukturschwachen Region und je nach Auslastung bis zu 200 neue Bewohner im Ort.
„Als kleine Gemeinde leben wir von den Ertragsanteilen. Ein Bürger hat ungefähr einen ,Wert’ von 130 Euro bei den Berechnungen“, erklärt Johann Weber. In der Ortschaft würde es außerdem mehrere Personen geben, die im Pflegedienst tätig seien, außerdem wären andere im Fall der Inbetriebnahme gerne nach Eberau umgezogen.
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Vom Bauherren habe man seitens der Gemeinde aber schon länger nichts mehr gehört. Wenn man sich im Ort umhört, erfährt man von weiteren geplanten Projekte des Kirchfidischer „Investors“ Schaffer. Der Unternehmer habe in Deutschkreutz, Frauenkirchen und auch in Kohfidisch bauen wollen. Sogar der Flugplatz in Punitz hätte ausgebaut werden sollen.

Gegenüber der Baustelle sind die Pläne angebracht.
Laut Firmenbuchauskunft ist Schaffer bei neun Firmen Geschäftsführer, bei zwei ist er auch mit 100 Prozent als Gesellschafter eingetragen – unter anderem bei der „Sonnenresidenz Eberau GmbH“. Schaffer war bis Redaktionsschluss für keine Stellungnahme zu erreichen.
Ein „Schnäppchen“?
Bis heute steht nur der Rohbau der zwei Geschosse – ohne Dachstuhl. Der Schätzwert beträgt rund 1,37 Millionen Euro, das Mindestgebot liegt bei 686.000 Euro. Die geplante Wohnfläche beträgt rund 1.668 Quadratmeter, der dazugehörige Grund ist fast acht Mal so groß.
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