Internetkriminalität explodiert: So arbeitet die Staatsanwaltschaft

Zwölf Staatsanwälte gibt es im Burgenland.
Von Gernot Heigl
169 verdächtige Personen ließen die zwölf burgenländischen Staatsanwälte im vergangenen Jahr festnehmen, das ist im Vergleich zu 2023 eine Steigerung von 28 Prozent. Im Gegensatz dazu sank die Gesamtanzahl der Anzeigen leicht – mit einer eklatanten Ausnahme: Die Kriminalität im Internet verzeichnete einen Zuwachs von 40 Prozent.
Zur Arbeit der burgenländischen Staatsanwälte mit Sitz im Justizzentrum Eisenstadt gehört die Aufklärung von Verbrechen aller Art. Ob Mord, Raub, Einbruch, Diebstahl, Betrug oder Sexualdelikte: Mit kriminalistischem Fingerspitzengefühl und einer Ausbildung wie Richter entscheiden sie über Festnahmen und ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden soll. In manchen Fällen veranlassen sie Hausdurchsuchungen, ordnen Obduktionen an, nehmen an Tatrekonstruktionen teil und führen Lokalaugenscheine durch.

169 Verdächtige ließ die Staatsanwaltschaft 2024 festnehmen.
Ist eine ausgeforschte Person aus der Sicht der Staatsanwaltschaft schuldig, wird Anklage erhoben und ein Strafverfahren im Landesgericht eingeleitet. Je nach Beweislage enden die Prozesse dann vor einem Einzelrichter, Schöffensenat oder Geschworenengericht mit Diversionen, Verurteilungen oder Freisprüchen. Das Urteil können die Staatsanwälte akzeptieren, sich drei Tage Bedenkzeit nehmen oder aber eine Berufung einlegen.
Anzeigen werden weniger
Tatverdächtige werden nach ihrer Ausforschung oftmals bis zu 48 Stunden in U-Haft genommen. Soll die Gefängniszeit verlängert werden, zum Beispiel wegen Flucht-, Verabredungs- oder Verdunkelungsgefahr, beantragen die Ankläger bei Gericht eine Ausdehnung der U-Haft. Die Zeit in der Zelle kann sich dann bis zur Verhandlung erstrecken, wodurch die Vorführung der Beschuldigten direkt aus der Haft erfolgt.
Die Statistik weist für 2024 im Burgenland 2.525 Strafanzeigen aus (ein Minus von 7,2 Prozent im Vergleich zu 2023), die gegen 4.310 Personen (minus 7,6 Prozent) geführt wurden. Auf Bezirksebene kam es zu 3.368 Anzeigen gegen 4.277 Personen. Auch hier sind die Zahlen leicht rückläufig. „Die Erledigungsdauer für Akten dauert in unserer Behörde aktuell rund vier Monate“, so Staatsanwältin Petra Bauer.
Wer ist wofür zuständig
Die zwölf burgenländischen Staatsanwälte haben zusätzlich zur normalen Strafverfolgung auch noch inhaltliche Schwerpunkte. Sechs von ihnen kümmern sich besonders um Streitigkeiten in Familien, zwei um das Thema Terror, drei um Angelegenheiten mit Jugendlichen und ein Staatsanwalt um Internetkriminalität.

Staatsanwältin und Behördensprecherin Petra Bauer.
Im Bereich der Cyber Crimes – dazu gehören unter anderem Phishing (Stehlen von Daten), Verbreitung von Schadsoftware, Cyber-Mobbing, Fake-Shops, Identitätsdiebstahl oder Hackerangriffe – explodieren die Zahlen. Petra Bauer: „In diesem Bereich haben wir tatsächlich eine Erhöhung von 40 Prozent im Vergleich zu 2023. Tendenz steigend.“
Staatsanwaltschaft ist immer erreichbar
Um im Ernstfall sofort juristische Schritte einleiten zu können, sind die Staatsanwälte über einen Journaldienst rund um die Uhr erreichbar und somit erste Anlaufstelle für die Polizei.
Unabhängig von einer Anforderung durch die Sicherheitsbehörden können sie auch selbst aktiv werden, zum Beispiel nach Einlangen einer (anonymen) Anzeige oder Sachverhaltsdarstellung. Fakt ist laut Bauer: „Sämtliche Entscheidungen der Staatsanwälte, die im Rahmen von Ermittlungen oder Erhebungen zu treffen sind, fallen stets autonom“.
Alles in allem ein extrem selektiver Job, der fachliche Kompetenz und Qualifikation auf höchstem Niveau voraussetzt. In Kombination mit einer gewissen Form von Abgebrühtheit. Denn es gibt Akten, die auch unter den Anklägern als besonders herausfordernd gelten. Dazu zählen etwa die genaue Sichtung von schrecklichen Tatbildern bei Verbrechen im Zusammenhang mit Kindern.
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