Fischzucht unter Dach und Fach

Fischfarm Sigleß, Fischzucht, kleine Welse
Tierarzt Gerald Hochwimmer betreibt seine Welszucht in einer Halle und schwört auf Nachhaltigkeit.

Sie gehören zwar der Gattung „Afrikanischer Wels“ an, sind aber waschechte Burgenländer: In einer Fischfarm in Sigleß geboren, hier gewachsen, geschlachtet und zumeist auch in einem burgenländischen Haushalt oder Gasthaus verspeist.

Im Jahr 2005 hat der Tierarzt Gerald Hochwimmer – damals noch in Hirm, jetzt in Sigleß – mit seiner fürs Burgenland außergewöhnlichen Fischzucht begonnen. Er züchtet Welse in einer Halle – in einer sogenannten Kreislaufanlage. Kein Bach, kein Teich, sondern ein Becken neben dem anderen in einer großen Halle. Nicht gerade Natur pur, „aber nachhaltig“, wie der 34-jährige Veterinär betont, „und auf das kommt es mir an.“ Da das Wasser wieder aufbereitet wird, brauche er für seine Fischfarm „relativ wenig Frischwasser“. Die benötigte Energie kommt von einer Fotovoltaikanlage. Und: „Der Kot meiner Welse landet in der Kläranlage, bei Fischteichen rinnt der einfach wieder in den Bach zurück.“ Das einzige, das ihn „angreifbar“ mache, sei das Fischfutter. „Das ist maritimen Ursprungs. Aber es ist unmöglich, anderes zu bekommen“, bedauert Hochwimmer.

Kein Massenproduzent

Dem Salzburger, den die Liebe und sein früherer Geschäftspartner ins Burgenland verschlagen haben, ist nicht nur Nachhaltigkeit, sondern auch Regionalität wichtig. „Ich will kein Massenproduzent werden“, sagt Hochwimmer. Er setzt auf Direktvermarktung. Den „Sigleßer Wels“ gibt es im Hofladen bei der Fischfarm, auf Wochenmärkten in Eisenstadt, Mattersburg oder Kobersdorf, aber auch in Interspar-Filialen.

Ungefähr sieben Monate braucht es, bis aus einem Ei ein Wels wird, der groß genug zum Verkauf ist. „Der Wels ist ein guter Einsteigerfisch, hat keine Schuppen, kaum Gräten und schmeckt nicht fischig“, preist Gerald Hochwimmer sein Produkt an, „und er ist vergleichsweise billig, 16,90 Euro das Kilo.“ Er selbst isst vier Mal die Woche Fisch und verkostet ihn auch roh: „Ich bin Teil meiner Qualitätssicherung.“

Hochwimmer, der neben der Indoor-Welszucht noch Teiche mit Forellen, Karpfen und Saiblingen betreibt, freut sich über den langsam steigenden Fischkonsum der Burgenländer. „Aber Millionär werd’ ich keiner“, lacht er. Derzeit beschäftigt er zwei Mitarbeiter in Sigleß und produziert Fisch im zweistelligen Tonnenbereich (Genaueres will er nicht verraten).

90 Prozent der verkauften Ware sind Filets. „Manche Leute wissen ja gar nicht mehr, wie ein ganzer Fisch ausschaut“, wundert sich der Fischzüchter.

So putzig sie ausschauen, so gefräßig sind sie – die Fischotter. Berufsfischern und Fischereivereinen, vor allem im Süd- und Mittelburgenland, sind sie mittlerweile zur Plage geworden. „Das wird von Jahr zu Jahr schlimmer“, sagt Rudolf Hoffmann, Eigentümer der großen Fischteiche in Güssing, „Fischotter haben bei uns keine natürlichen Feinde und vermehren sich wie die Hasen“. Was zur Folge hat, dass in manchen Teichen bis zu 50 Prozent Ausfall verbucht werden muss.

Kormorane, auf deren Speiseplan ebenfalls Fische ganz oben stehen, richten bei den Hoffmann’schen Teichen weniger Schaden an: „Die bevorzugen einsam gelegene Teiche. Bei uns in Güssing ist ihnen zu viel los.“

Großes Problem

Die gefräßigen Fischotter machen Hoffmann dafür doppelt zu schaffen. Neben dem Speisefischverkauf hat sich der Güssinger, der Teiche mit rund 60 Hektar Wasserfläche bewirtschaftet, auf Besatzfische spezialisiert. Er verkauft also kleine Hechte, Zander und Welse an Fischereivereine, die diese dann in ihren Teichen großziehen. „Der Verkauf ist rückläufig, weil sich viele sagen, warum soll ich mir die Arbeit antun, wenn alles leergefressen wird“, berichtet Hoffmann.

In der Agrarabteilung des Landes ist man sich des Problems bewusst. „Wir versuchen, gemeinsam mit der Naturschutzabteilung eine Lösung zu finden“, informiert Sonja Windisch vom Referat für Agrarrecht. So einfach sei das aber nicht, denn „der Fischotter ist ein geschütztes Tier, darf also nicht bejagt werden.“ Derzeit werde geprüft, ob es Möglichkeiten zur Förderung von Elektrozäunen gebe. Bei Teichen bieten diese einen guten Schutz gegen Fischotter, bei Fließgewässern sind diese logischerweise nicht einsetzbar.

Allerdings verwehrt sich Windisch gegen die Schlussfolgerung, dass der Fischotter der „einzig Schuldige“ sei, dass es keine fischreichen Gewässer gibt: „So einfach ist das sicher nicht.“ Da gebe es viele Einflüsse, trockene Sommer, Überschwemmungen, etc.

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