Saniert, aber doch nicht ganz gesund

burgenländsiche gebietskrankenkasse
Die Burgenländische Krankenkasse steht gut da. Aber es gibt doch Dinge, die Schatten auf das schöne Bild werfen.

Österreichs Krankenkassen liegen in ihren Sanierungsbemühungen über dem Plan. Die von der Politik vorgegebenen Finanzziele haben die Kassen in den vergangenen vier Jahren um 946 Millionen übererfüllt. Die Burgenländische Gebietskrankenkasse (BGKK) stehe „sehr gut da“, sagt Christian Moder. Er sei „froh, die 35 Millionen Euro, die einem immer um die Ohren geschmissen werden“, weg zu haben, meint der BGKK-Direktor.

Eine passable Leistung, könnte man meinen. Dass sich die BGKK aber bei ihren Leistungen im Vergleich zu anderen Gebietskrankenkassen zurückhält, gibt selbst Moder zu. „Wir liegen von den Tarifsätzen nicht so weit auseinander. Es gibt Unterschiede, das ist korrekt, aber die betroffene Person bekommt 80 Prozent des Tarifs. Das ist so vorgeschrieben“, sagt Moder. Und: „Wir arbeiten sehr genau. Uns rutscht relativ wenig durch.“

Soweit, so Moder. Doch einige Fälle zeigen dann doch auf, wo sich die Kasse zurückhält.

Fall 1:

Eine Patientin, die drei Wirbeleinbrüche erlitten hat, bekommt vom Facharzt eine Zuweisung für zehn Behandlungen beim Physiotherapeuten. Der BGKK-Chefarzt bewilligt nur sechs. Ein anderer Patient, der beruflich viel mit dem Auto unterwegs ist, hat leichte Rückenschmerzen, bekommt ebenfalls eine Zuweisung. Da er bei der WGKK versichert ist, werden anstandslos zehn Physiotherapie-Einheiten bewilligt. Für Moder ist die Frage „nicht leicht“ zu beantworten, er sagt aber: „Die Grenze zur Wellness ist sehr fließend.“ Zur Praxis der Wiener Kasse könne er nichts sagen, „weil, die kenne ich nicht“.

Fall 2:

Ein Krebspatient muss ein Mal monatlich zur Kontrolle in ein Wiener Spital (im Burgenland ist diese spezielle Blutuntersuchung nicht möglich). Er fährt mit dem eigenen Auto, an sich sollte die BGKK die Fahrtkosten im Ausmaß des halben Kilometergeldes rückerstatten (das wären pro Fahrt für die BGKK knapp 25 Euro). Von den zwölf jährlichen Fahrten wurde aber nur eine bewilligt. Der Patient ist wegen seiner Erkrankung in Berufsunfähigkeitspension, für ihn sind 25 Euro nicht wenig.

„Es gibt hinsichtlich Krankentransport eine klare, rechtliche Grundlage.“ Dass nur eine Fahrt bewilligt wurde, versteht Moder auch nicht: „Aber es gibt solche Sachen.“

Fall 3:

Eine ältere Frau ist nach einer Operation bettlägrig und bekommt vom Hausarzt einen Verordnungsschein für Hausbesuche des Physiotherapeuten. Die BGKK bewilligt das aber nicht. Erst nachdem der Physiotherapeut in der BGKK urgiert, werden sechs Hausbesuche bewilligt. „Dazu kann ich gar nichts sagen, da bräuchte ich die Details“, meint Moder.

Die Burgenländische Gebietskrankenkasse (BGKK) plant einen Neubau, weil sich eine Sanierung des alten Gebäudes am Esterházyplatz 3 anscheinend nicht rechnet.

„Wir machen jedes Jahr einen Investitionsplan für die Folgejahre“, sagt BGKK-Direktor Christian Moder. Dabei stellte sich heraus, dass man mit der Heizung, Kühlung und Lift technisch am Ende sei. Der Kostenunterschied zwischen Sanierung und Neubau sei „nicht weit auseinander“ gewesen. Ein weiterer Aspekt für einen Neubau seien die permanenten Parkplatzprobleme rund um den Altbau am Esterházyplatz. Auch die Tiefgarage schräg vis-à-vis sei ohne Lift nicht wirklich eine Bereicherung.

Auch eine behindertengerechte Ausführung im Hause selbst sei nicht gegeben, „und die ist ab 2016 zwingend“. Es gebe Niveauunterschiede, die unüberwindbar seien. Laut Hans-Jürgen Gross, Präsident des Zivilinvalidenverbandes Burgenland, sei eine Rampe zu Geschäftsräumen nicht behindertengerecht.

Ein Neubau würde im Endeffekt zwar mehr kosten als die Sanierung, aber es dürfte beschlossene Sache sein. Gebaut wird wahrscheinlich an der Peripherie Eisenstadts, denn: „Es wird nicht anders gehen“, sagt Moder.Über die Kosten wollte der Direktor nicht sprechen: „50 Millionen Euro sind weit gefehlt.“ Man liege deutlich darunter.

Kommentare