Streit im Seewinkel: Anhebung des Grundwassers geplant

Ein Wehr aus Metall staut das Wasser in einem Graben mit Schilf und Gras.
Um die Salzlacken zu retten, soll der Grundwasserspiegel im Seewinkel künstlich erhöht werden. Doch es regt sich Widerstand.

Den Salzlacken geht es nicht gut. Seit Jahrzehnten nimmt die Zahl dieser für die Vogelwelt so wichtigen Gewässer im Seewinkel ab. Früher gab es mehr als 100 von ihnen, heute sind nur noch etwa 30 intakte Lacken übrig.

Das Projekt „Life Pannonic Salt“ soll die verbliebenen Salzlebensräume retten. Seit 2023 läuft das mit zwölf Millionen Euro dotierte Programm. An zahlreichen kleinen Schrauben wurde bereits gedreht – bei der Umsetzung des Herzstücks des Unterfangens stößt man jetzt aber auf ungeahnten Widerstand.

Um das Austrocknen der letzten Lacken zu verhindern, muss der Grundwasserspiegel im Seewinkel dauerhaft steigen. Denn der Lackenboden braucht Kontakt zum Grundwasser, um dicht zu bleiben – vereinfacht ausgedrückt. Durchschnittlich rund 75 Zentimeter müsste der Grundwasserspiegel höher sein, um das Überleben der Salzlacken mittelfristig abzusichern.

Plan liegt vor

Die gute Nachricht: Es gibt bereits einen konkreten Plan, wie das gelingen kann. Christian Sailer, Leiter des Hauptreferats Wasserwirtschaft, hat ihn für den KURIER umrissen: „Es kommt zu einem notwendigen Paradigmenwechsel: Weg von der jahrzehntelang durchgeführten Entwässerung, hin zu einem aktiven Wasserrückhalt.“ Die Entwässerungskanäle, mit denen der früher sumpfige Seewinkel trocken gelegt wurde, sollen rückgestaut werden. Von neun fernsteuerbaren Wehranlagen ist die Rede.

Ein hölzerner Brunnen im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel.

Sodalacke im Seewinkel

Doch der Plan hat einen Haken: In Apetlon – jener Gemeinde, in der Österreichs tiefster gemessener Punkt liegt – könnte ein höherer Grundwasserspiegel für überflutete Keller sorgen. Das ursprüngliche „Gegenmittel“, eine Tiefendrainage rund um das Siedlungsgebiet, scheiterte am Widerstand einiger Grundeigentümer.

20 neue Brunnen

Aber auch die Alternative lässt die Wogen hochgehen – künftig sollen 20 Brunnen Apetlon vor Hochwasserschäden bewahren. „Während im Umland des Siedlungsbereiches der Grundwasserstand auf ein Idealmaß angehoben werden soll, wird zum Schutz des Ortsbereich das Grundwasser durch 20 entsprechende Brunnenanlagen bereichsweisen abgesenkt. So kann eine Bedrohung von tief liegenden Kellersohlen oder Infrastruktur vermieden und das kostbare Grundwasser trotzdem in der Fläche gespeichert werden“, erklärt Sailer.

Auf die Seite der Projektgegner hat sich diese Woche FPÖ-Landesparteiobmann Alexander Petschnig gestellt. „Apetlon darf nicht zum Venedig des Seewinkels werden“, zog Petschnig in einer Aussendung vom Leder. Das Vorhaben sei ein „Millionengrab“ und ein „brandgefährliches Experiment“, dessen Folgen nicht absehbar seien. Über besorgte Bürger werde „drübergefahren“.

Offene Fragen

Stimmt nicht, kontert die SPÖ Burgenland. Tatsächlich fanden schon mehrere öffentliche Infoveranstaltungen zu dem Thema statt und ohne mehrheitlichen Gemeinderatsbeschluss kann sowieso nichts umgesetzt werden. Von einem solchen sei man in Apetlon auch noch ein gutes Stück entfernt, lässt Bürgermeisterin Silvia Pitzl (SPÖ) gegenüber dem KURIER anklingen: „Es wird noch viele Gespräche und Aufklärung brauchen. Wir nehmen die Sorgen und Ängste ernst.“

Die Überzeugungsarbeit steht unter einem gewissen Zeitdruck: Die Projektlaufzeit von „Life Pannonic Salt“ endet am 31. August 2028. Bis dahin müssen alle etwaigen baulichen Tätigkeiten abgeschlossen sein.

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