Warum der Himmel für Reinhard Kremsner Heimat ist

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Über 15.000 Flugstunden, 1.000 Schüler und ungebrochene Leidenschaft: Pilot Reinhard Kremsner aus Punitz lebt seit 50 Jahren für die Fliegerei.

Von Vanessa Halla 

Den Pilotenschein hatte Reinhard Kremsner noch vor dem Führerschein in der Tasche. Eigentlich sagt das schon vieles, was man über diesen Mann wissen muss.

Die Fliegerei nämlich, die ist sein Leben. 

Das ist seit über einem halben Jahrhundert, 15.000 Flugstunden, hunderten Flugschülern und zig Sonnenuntergängen am Himmel über Paris so – und das wird sich auch trotz Herzstent nicht ändern. Auch, wenn er deshalb seit einem Jahr nicht mehr im Cockpit über den Wolken gesessen ist.

Lehrer für 1.000 Piloten

Der 74-jährige Südburgenländer hat 1997 die Berufspilotenschule Punitz gegründet und ist immer noch Geschäftsführer und „Head of Training“. Weit über tausend Piloten, von denen der Großteil beruflich über den Wolken unterwegs ist, haben ihre Ausbildung bei Reinhard Kremsner absolviert.

Das ist ein bisserl so, als würde man eine Boeing 747 neben eine Cessna 414 stellen, sprich: Fast schon unglaublich, wie viele Piloten weltweit ihren beruflichen Höhenflug auf der Landebahn in Punitz gestartet haben. Punitz hat nicht einmal 300 Einwohner – Reinhard Kremsner wiederum hat weit mehr Menschen bewegt und geprägt. Aber immer schön der Reihe nach.

Dalai Lama und Kate Moss

„Narrisch auf Flieger war ich schon immer. Ich war 12, als ich dem Nachbarsbub zugeschaut habe, wie er einen Modellflieger gebaut hat. Ab da war´s vorbei mit mir und ich wollte unbedingt Pilot werden“, erinnert sich Kremsner zurück.

Ein Mann telefoniert auf einem Flugfeld neben einem Kleinflugzeug mit der Kennung OE-D**.

Seine Augen sind meist auf den Himmel über ihm gerichtet. Pilot Reinhard Kremsner liebt seine Berufung als Fluglehrer. 

Pilot wurde er auch. Mit 18 holte er sich den Pilotenschein. Es folgen 47 Jahre als Pilot im Cockpit – vorwiegend in Privatjets, weil „die Zeiten bei den Linien-Flügen waren mir zu starr“. Der eigentliche Müllerssohn in dritter Generation, der sogar die Meisterprüfung in diesem Beruf absolviert, wird beruflich zum Überflieger.

Reinhard Kremsner jettet um die Welt, von Sydney bis Punitz – mit Privatpersonen und Promis an Bord. „Ich hatte den Dalai Lama, Schauspieler Roger Moore, Supermodel Kate Moss oder auch die Klitschko-Brüder als Passagiere. Die hatten Hände, so groß wie ein Klo-Deckel“, erzählt Reinhard lachend. „Eine richtige Prinzessin war mit Caroline von Monaco auch dabei.“

Des Kremsners schönster Flug? "Die Abenddämmerung über Paris und das wunderschöne Lichtermeer. Die Stadt der Liebe, die liebe ich von allen Destinationen am meisten. Ich war Hunderte Male dort. Auf der Champs-Élysées ein Eis essen und Leute schauen, das ist meine Art von Urlaub.“

Des Reinhards turbulentester Flug? „Tiefster Winter in Rumänien, die Piste schlecht geräumt und deshalb miese Bremswirkung. Da bin ich ordentlich ins Schwitzen gekommen, der Schnee auf der Landebahn war gleich weg“, scherzt der Mann, der von seiner Enkeltochter „Opa Hart“ genannt wird.

Mit 39 macht Kremsner die Ausbildung zum Linienpiloten. „Aber das hat mich nicht glücklich gemacht, also bin ich wieder zurück in den Privatjet. 1985 habe ich die Punitz Flugbetrieb GmbH mit drei anderen Piloten und einer Cessna 414 gegründet und zwölf Jahre später die Flugschule im Alleingang. Junge Menschen zu Piloten auszubilden, hat sich am Ende als meine Lebensaufgabe herausgestellt. Ehemalige Schüler von mir fliegen heute auf der ganzen Welt. Das macht mich schon stolz“, sagt der Head of Training und fügt an: „Wenn meine ehemaligen Schüler im Luftraum über Punitz unterwegs sind, funken sie immer wieder durch.“

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Der Pension auf und davon

Was einen Reinhard Kremsner außerdem stolz macht? „Dass ich, gemeinsam mit meinem tollen Team, schon ein Dutzend Pilotinnen ausbilden durfte. Es ist schön zu sehen, dass sich immer mehr Frauen ans Steuer setzen. Seit einigen Jahren gibt es eine Kooperation mit dem BORG Güssing. Die Schüler können die Ausbildung zum Piloten in der sechsten und siebten Schulstufe absolvieren. Zehn Piloten haben so bereits ihren Flugschein parallel zur Matura absolviert“, ist Reinhard Kremsner stolz.

Das Handy des viel beschäftigten Mannes, der nie wirklich in Pension gegangen ist, klingelt auch an einem Sonntag unentwegt. Das Funkgerät neben Reinhard Kremsner steht während des Interviews ebenfalls nicht still. Fad wir dem Mann, der gefühlt die ganze Welt kennt, auch mit 74 nicht.

Als wir zum Hangar gehen, setzt eine Maschine zur Landung an. „Vor einem Jahr hatte ich einen Eingriff am Herzen, seither bin ich nicht mehr selbst geflogen. Das Fliegen fehlt mir sehr. Gott sei Dank landen täglich genug Flieger in Punitz. Ist aber auch kein Wunder, schließlich liegt unser Headquarter am schönsten Arsch der Welt.“

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