Barbara Horvatits-Ebner: Mit der Resilienz auf Reisen

Die Ruhe im Chaos: Barbara Horvatits-Ebner behält in ihrem Beruf einen klaren Kopf.
von Vanessa Halla
Wenn es einen Menschen gibt, der es schafft, das Chaos zu umarmen, dann diese Frau: Barbara Horvatits-Ebner. 38 Jahre alt ist die gebürtige Pinkafelderin, die mittlerweile bei Graz lebt. Sie ist verheiratet, hat eine kleine Tochter, einen Mann, eine Katze, einen vielgetragenen Rucksack mit noch mehr Geschichten darin - und sie hat vor allem eines: Resilienz.
Die psychische Widerstandskraft, also Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen – so der Duden –, die braucht die Expertin auch in ihrem Beruf. Horvatits-Ebner ist Forensische-, Klinische- und Gesundheitspsychologin.
Auf den Punkt gebracht: „Ich arbeite mit psychisch kranken Straftätern“, erklärt die Psychologin, die selbst lange im Kinder- und Jugendbereich gearbeitet hat und heute auch pädophile Klienten betreut. Wie geht sich das aus? „Meine frühere Chefin hat einmal gesagt: ,Verachte die Tat und nicht den Täter.‘ Nach diesem Prinzip arbeite ich, denn auch ein Täter hat eine Geschichte.“
Konkret arbeitet Barbara Horvatits-Ebner in einem Wohnhaus für psychisch kranke Straftäter, die dort nach der Entlassung versuchen, wieder im Leben Fuß zu fassen. „Es sind schlimme Delikte dabei mit meist noch schrecklicheren Lebensgeschichten dazu. Vom sogenannten Overkill, also Mördern, bis hin zu schizophrenen Drogensüchtigen oder Tätern, die wegen Missbrauchs verurteilt wurden. Die Deliktvermeidung steht in meiner Arbeit stets an oberster Stelle.“ Einer, der wegen Kindesmissbrauchs eingesessen ist und der sich plötzlich wieder Kindern nähere, den schicke man sofort zurück in Haft.
Komplexes Arbeitsfeld
„Meine Arbeit mit den Klienten ist ein langer Prozess. Es sind Hunderte Stunden an Gesprächen und wir versuchen dabei, auch simple Alltagsfähigkeiten zu vermitteln, wie eine Waschmaschine zu bedienen. Mein Arbeitsfeld ist komplex und definitiv nicht für jeden zu bewältigen. Ich bin sehr resilient, nur so kann man den Job machen.“
Die heute 38-Jährige arbeitet außerdem ehrenamtlich bei einem Kriseninterventionsteam. „Es gab Zeiten, da war ich wesentlich verletzlicher, da hätte ich mir diese Berufe nicht zugetraut. Heute kann ich all die schlimmen Lebensgeschichten und Schicksalsschläge, mit denen ich beruflich zu tun habe, gut tragen und trennen von meinem Leben. Ich nehme sie nicht mit nach Hause, weiß aber auch, dass 95 Prozent mit so belastenden Themen nicht gut umgehen können.“

In ihrem Blog „Wer ist Reisepsycho?“ widmet sich Barbara auch dem Thema Reisepsychologie.
Aber wie kann man Resilienz erlernen oder stärken? „Man kann Resilienz fördern, aber es wird immer Menschen geben, die weniger resilient sind. Ich sag’s mal so: Einer kann gut schwimmen, der andere nicht – aber man soll halt so schwimmen können, dass man nicht ertrinkt.“
Metaphern fürs Leben
In Metaphern sprechen liegt der gebürtigen Pinkafelderin ebenso, wie Dinge auf den Punkt zu bringen. Das macht das Energiebündel auch – sie schreibt. Und während sie im Brotjob mit psychisch Kranken arbeiten, ist sie in Herzensangelegenheiten selbst ein Psycho. „Ich bin ein Reisepsycho, sprich verrückt nach Abenteuern, neuen Kulturen und werde seit meiner Kindheit von chronischem Fernweh geplagt.“
Zwei Reiseführer hat Horvatits-Ebner bereits geschrieben – auch ihrer Heimat, dem Südburgenland, widmete der Tausendsassa 153 Seiten. Außerdem versorgt sie ihre Leser auf ihrem Blog reisepsycho.com mit Tipps und beleuchtet die Aspekte des Reisens – no na – auch psychologisch.
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