B wie Radfahren: Neue Projekte im vielleicht kuriosesten "Radland"

Eine Woche vor Frühlingsbeginn ist die Saisoneröffnung auf den Burgenland Trails am Geschriebenstein und am Bahntrassen-Radweg in Bad Tatzmannsdorf sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Heute, einen Tag nach Frühlingsbeginn, präsentiert sich das Wetter im Burgenland beim Ersatztermin zwar sonnig, aber im Tagesverlauf mit zunehmendem Wind.
Doch schon ab Sonntag steigen die Temperaturen und damit werden auch die burgenländischen Radrouten und -wege wieder stärker befahren. Für den Tourismus ist Radfahren seit jeher ein wichtiges Angebot – mit durchaus kuriosen Ansätzen.
Aber dazu später mehr. Radfahren ist nicht nur Urlaub, sondern heißt im Pendlerland auch Mobilität. Immerhin 17.000 von in Summe 205.000 Arbeitswegen werden mit dem Rad zurückgelegt. Aber: Die Hälfte davon, also rund 100.000, sind unter fünf Kilometer, könnten also auch radelnd zurückgelegt werden.
Das Ziel das Landes
Zwei gute Gründe also, warum das Land in fünf Jahren 25 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert. Das Ziel laut Landesrat Heinrich Dorner: „Sichere, qualitativ hochwertige und direkte Radverbindungen zwischen den Orten und in den Ortskernen.“

Landesrat Heinrich Dorner fährt Rad. Auch eine Fahrt mit dem E-Bike kann unter burgenland.radelt.at registriert werden.
Folgende Projekte werden heuer umgesetzt:
- Alltagsradverbindung zwischen Lockenhaus und der neuen Park&Ride-Anlage,
- eine sichere Radinfrastruktur von Marz Richtung Sieggraben mit einem ersten Teilabschnitt und
- der Lückenschluss zwischen Trausdorf und Eisenstadt, damit man sicher ins Stadtzentrum kommt.
- Weitere Projekte sind die Anbindung von Wiesen zum Bahnhof, neue Fahrradstraßen in Oberschützen, Großpetersdorf und Rechnitz und Belagssanierungen.
Dabei sei eine gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den Grundstücksbesitzern wichtig, bedankte sich Dorner: „Das Radnetz kann nur verbessert werden, wenn alle an einem Strang ziehen.“
Über 700.000 Gäste haben laut Statistik Austria 2024 den Bezirk Neusiedl am See besucht. Ein guter Teil davon wird vermutlich auch das zweite große touristische Asset der Region kennengelernt haben – das Radfahren. Denn die "Berge" am Rande der pannonischen Tiefebene sind ja eher "Hügel" und gerade deshalb perfekt für "Genussradler" geeignet. Das reichhaltige und qualitativ hochwertige gastronomische Angebot im Nordburgenland trägt seines dazu bei.
Anders ist die Lage im stellenweise doch recht hügeligen Südburgenland: 2005 mussten die angehenden Profis der Rad-Junioren-WM feststellen, dass die Steigungen zwar kurz sind, aber am Radl dennoch ordentlich in die Wadeln gehen.
So angenehm wie die Radrouten im Nordburgenland zu erradeln sind, so überraschend präsentieren sich auch die Angebote im Mittel- und Südburgenland.
Die "Sonnenland Draisinentour" startet am 3. April in die Saison. Für die 23 Kilometer lange Strecke auf den einspurigen Gleisen der früheren Bahnlinie braucht man mit Pausen rund vier bis fünf Stunden. Wer sich jetzt fragt, wie das mit dem "Gegenverkehr" klappt? An geraden Tagen wird von Neckenmarkt-Horitschon nach Oberpullendorf gefahren und an ungeraden Tagen umgekehrt. Auf ähnlichen, allerdings asphaltierten Wegen führt einen auch der neue Bahntrassen-Radweg von Bad Tatzmannsdorf nach Rechnitz.
Dort, in Rechnitz nämlich, sind Radfahrende ebenfalls nicht gleichzeitig aber dennoch in zwei Richtungen unterwegs – unten und oben. Denn die Burgenland Trails am 882 Meter hohen Geschriebenstein bieten sowohl Downhill als auch Uphill-Strecken auf einer Gesamtlänge von 40 Kilometern an. Aber es wäre nicht das gemütliche Burgenland, gebe es nicht einen Shuttle-Service, der einen samt Draht- oder vielmehr Carbon-Esel zurück auf den Berg bringt. Schließlich handelt es sich um eine Mountainbikestrecke.
Obwohl so viele Menschen im Burgenland mit dem Fahrrad unterwegs sind, passieren österreichweit die wenigsten tödlichen Radunfälle: Im Vorjahr gab es leider einen tragischen Vorfall.
Am Ende ein Vergleich: Rund 68 Prozent der Burgenländer haben einen von in Summe über 200.000 Pkw, aber 78 Prozent der Haushalte verfügen über zumindest ein funktionierendes Fahrrad, oft sogar über mehrere.

So tief die pannonische Tiefebene im Norden auch ist, am Geschriebenstein im Süden wird von 882 Meter Seehöhe ins Tal geprescht.
"Jede Radfahrt zählt"
Dass sich die Bemühungen lohnen, zeigen die stetig steigenden Teilnehmerzahlen aus dem Burgenland an der bundesweiten Aktion "Österreich radelt – jede Radfahrt zählt". Dabei werden alle Radfahrten, die von 20. März bis 30. September unter burgenland.radelt.at registriert sind, zusammengezählt. Die besten Gemeinden erhalten Gutscheine, Preise gibt es auch für Teilnehmer, Schulen oder einzelne Klassen.
App mit neuer Funktion
Neuigkeiten gibt es für Nutzer der "Rad AnachB"-App des Verkehrsverbunds Ostregion (Playstore Google & Appstore Apple). Die neue Version bietet eine präzise, auf aktuellen Daten basierende Routenplanung und ermöglicht eine sichere Fahrradnavigation. Sie ist kostenlos, benötigt keine Registrierung und enthält keine Werbung. Zahlreiche Funktionen wie eine Verkehrsauskunft für die Ostregion, Navigation mit Sprachführung, Offline-Funktionalität, Wetterinfos und Regenradar runden das Angebot ab.
Besonders praktisch ist das Tracking und der Export von gefahrenen Routen, etwa für die Aktion "Österreich radelt". Und wenn Burgenlands Pendler einmal in Wien mit dem Fahrrad unterwegs sein sollten, dann steht ihnen "Alltagsradrouting mit Nutzungsstreifengenauigkeit" zur Verfügung. Abgebildet wird also alles – Gehsteige, Radwege, Radfahrstreifen und Fahrbahnen.
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