Raaberbahn: „Keine Pläne, Personal und Züge nach Ungarn zu verlegen“

Raaberbahn: „Keine Pläne, Personal und Züge nach Ungarn zu verlegen“
Ungarn hat seine Position als Mehrheitseigentümer zuletzt stark ausgebaut

Zwischen Ungarn und Österreich lief es zuletzt nicht nur auf der Straße (Lückenschluss zwischen A3 und M85) unrund, sondern auch beim grenzüberschreitenden Schienenverkehr.

Die bis 1872 zurückgehende Raab-Oedenburg-Ebenfurter-Eisenbahn AG (ungarisch GYSEV) gehört zu mehr als zwei Dritteln dem ungarischen Staat, 28 Prozent hält Österreich. Seit 1933 ist Wulkaprodersdorf Sitz der österreichischen Zweigniederlassung.

Ende des Vorjahres hatte Ungarn seine Mehrheit durch Zukauf von Anteilen des Baukonzerns Strabag ausgebaut und laut Bundeswettbewerbsbehörde die „alleinige positive Kontrolle“ erlangt. 

Davor schon war Hana Dellemann, seit 2017 Vize-Generaldirektorin mit Alleinverantwortung für den im Burgenland konzentrierten österreichischen Teil der Raaberbahn, bei einer einseitig einberufenen Hauptversammlung von Ungarn überraschend abberufen worden. 

Dellemann wollte die Raaberbahn „viel stärker als Burgenland-Bahn positionieren“, offenbar zum Unmut des Mehrheitseigentümers.

Als János Lázár, zuständiger ungarischer Minister, jüngst in einer westungarischen Zeitung mit dem Satz zitiert wurde, GYSEV sei „kein österreichisch-ungarisches Unternehmen mehr, sondern ein ungarisches Unternehmen, an dem ein kleiner Teil im Besitz Österreichs ist“, wurde man hierzulande wieder hellhörig.

Der KURIER hat bei der Geschäftsleitung der Raaberbahn nachgefragt, wohin die Reise gehen soll.

Was Ungarn will

Könnte sich die Qualität der Raaberbahn in Österreich verschlechtern, sollten mehr Ressourcen nach Ungarn verlagert werden? „GYSEV/Raaberbahn wird ihre Personenverkehrsleistungen in Österreich, gemäß ihrem gültigen Verkehrsdienstevertrag, weiterhin auf dem bisherigen hohen Niveau erbringen und wie bisher ihre österreichische Fahrzeugflotte einsetzen“, lautet die Antwort.

Pläne, Personal und Fahrzeuge nach Ungarn zu verlegen, gebe es nicht. „Es werden ausschließlich Fahrzeugkapazitäten, die auf österreichischer Seite überflüssig werden könnten, optimaler ausgenutzt.“

Will Ungarn den österreichischen Anteil (rund 28 Prozent) an der Raaberbahn erwerben, um Alleineigentümer zu werden? „Eine solche Absicht ist uns nicht bekannt, die Erwartung der Eigentümer an GYSEV/Raaberbahn ist weiterhin die Erbringung von Personenverkehrsdiensten auf höchstmöglichem Niveau, in Ungarn und Österreich.“

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