Prozess: "Ungebändigte Gier nach dem Geld"

Roman B. mit Verteidiger Blaschitz. Der Banker fasste 5,5 Jahre Haft aus. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Schuldspruch für Ex-Banker, der 9,2 Mio.Euro an Kundengeldern abgezweigt haben soll, und den Partner. Nicht rechtskräftig.

Sie wollten groß in die Gastroszene in Ungarn einsteigen und landeten auf der Anklagebank. Ein 35-jähriger Ex-Banker und sein ungarischer Geschäftspartner mussten sich wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges Dienstag vor Gericht verantworten.

Roman B. war Privatkundenbetreuer in der Oberbank Eisenstadt, als er den Ungarn Tivadar E. kennenlernte und mit ihm eine Geschäftsbeziehung einging. Anfangs lief alles gut. Doch 2008 wollten sie Immobilien im Wert von vier Millionen Euro in Sopron erwerben.  Um  eine Anzahlung und später den Kredit zum Ankauf des Geländes finanzieren zu können, seien 500.000 Euro nötig gewesen. Diese seien zunächst durch eine ungarische Bank in Aussicht gestellt worden. Da das Geld aber nicht wie vereinbart floss, "hat der Erstangeklagte 2008 zum ersten Mal in die Kassa gegriffen", erklärte Staatsanwalt Richard Ropper. Dieses "Spiel" habe sich dann mehrfach wiederholt. Der Ungar habe den Banker dann zunehmend unter Druck gesetzt, damit die Geldquelle nicht versiege. Er habe ihm vorgespielt, dass seine Tochter entführt worden sei und er selbst von der Russenmafia in Geiselhaft genommen worden sei, so der Ankläger.

"Mein Mandant ist seinem Geschäftspartner letztendlich in die Falle gegangen", sagt Wolfgang Blaschitz, Verteidiger des Bankers.

Schuldfrage

Prozess: "Ungebändigte Gier nach dem Geld"

"Mir kommen gleich die Tränen, wenn ich das alles höre", konterte Rudolf Mayer, Anwalt des Ungarn, und stellte dann die Frage: "Wessen Schuld ist größer? Jene eines Mannes (der Ungar, Anm.), der im Gefängnis war, nix hat und die Möglichkeit sieht, Geschäfte zu machen" oder die eines Bankers, dem es gut gehe und der sich am Geld seiner betagten Kunden, die ihm vertraut hatten, bedient. Beide Angeklagten bekannten sich schuldig. "Ja, es stimmt, ich habe das Geld genommen", gestand der Banker ein und betonte, dass ihm alles sehr leid täte. Zum Schluss erklärte er: "Ich habe mich nicht bereichert. Ich vertraue auf die Justiz und im Glauben an Gott lege ich alles in seine Hände", so Roman B.

Die Urteilsberatung dauerte keine zehn Minuten. Der Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richter Alfred Ellinger sprach die beiden schuldig. Roman B. fasste 5,5 Jahre Haft aus, Tivadar E. 7,5 Jahre. "Ursache all dieser strafbaren Handlungen ist eine ungebändigte Geldgier gewesen von beiden Angeklagten", erklärte Ellinger. Und: "Gier ist eine der sieben Todsünden – für die Bibelfesten", so der Richter. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Für Aufregung hatte am Nachmittag das Erscheinen der Kriminalpolizei im Gerichtssaal gesorgt. Sie nahm zwei Familienangehörige des Bankers mit, denen von einem Ungarn vorgeworfen wird, sie hätten ihn in dieser Causa bedroht. "Das ist völlig aus der Luft gegriffen. Wir überlegen eine Verleumdungsklage", erklärten die Männer im KURIER-Gespräch.

Zitiert

"Fatal und unverzeihbar ist der erste Griff in die Kassa für die Zwischenfinanzierung der (unüblichen) Art." Wolfgang Blaschitz, Verteidiger des Bankers

"Mir kommen gleich die Tränen, wenn ich das alles  so höre. (...) Es kann nicht sein, dass mein Mandant nur der Böse ist und der andere ist der Gute." Rudolf Mayer, Anwalt des Ungarn

"Wenn man seine Geschäfte auch über die Unterwelt finanziert, muss einem klar sein, dass die üblicherweise keine Mahnschreiben schicken." Richter Alfred Ellinger zu den Methoden der Ostmafia

"Es ist eine Verhöhnung der Justiz, zu behaupten, es sei kein Geld in die eigene Tasche geflossen. Roman B. hat sich als Superchamp vom Burgenland präsentiert." Anwalt Mayer über den Banker

"Der Zweitangeklagte hat vielleicht die Rolle des ,kleinen Teufelchens" auf der Schulter des 35-jährigen Ex-Bankers gespielt, den seine Gier angetrieben hat. Staatsanwalt Richard Ropper

"Ich stelle in Abrede, dass ich mich bereichert habe. (...) Als gläubiger Christ lege ich alles in Gottes Hände." Der Banker vor dem Urteil

"Wir haben es hier mit einem frommen Angeklagten zu tun, der  einen Rosenkranz in Händen hält. Gier ist eine  Todsünde  – für die Bibelfesten. Richter Ellinger in der Urteilsbegründung

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