Profisportlerin taucht in Unterwelt ein

Ein Kind verschwindet und taucht erst nach 20 Stunden wieder zu Hause auf. Lenas blonde Haare wurden abgeschnitten, das Mädchen spricht kein Wort. Nur mehr Fische zeichnet es. Die junge Anwältin Anna Walter nimmt sich des Falles an, der sie an ihre eigenen Grenzen bringt...

Was sich liest, wie der Thriller einer routinierten Besteller-Autorin ist der Debut-Roman einer burgenländischen Schriftstellerin. Mit jedem Satz zieht Ruth Schneeberger ihre Leser tiefer in die Handlung, mit jeder Seite steigt die Spannung. Die Geschichte, in der sich die seit 18 Jahren in Eisenstadt lebende Autorin um das heikle Thema Kindesmissbrauch annimmt, war plötzlich in ihrem Kopf. "Es ist nichts autobiografisches in meinem Buch", betont die 43-Jährige.

Obwohl die gebürtige Wienerin geradezu prädestiniert wäre ein Buch über ihr Leben zu schreiben. Als ehemalige erfolgreiche Spitzensportlerin und selbstständige Geschäftsfrau hat Schneeberger ebenso viel zu erzählen wie von ihren abenteuerlichen Rucksackreisen mit ihrem sechsjährigen Sohn in Asien. Aber: "Für mich ist schreiben diese wunderbare, magische Welt der Worte, mit denen man Geschichten erschafft und die Menschen entführt", sagt sie. Deshalb schreibt sie fiktive Romane.

Ihre kreative Ader hat Schneeberger schon als Kind gespürt, erste Versuche es dem malenden Großvater nachzumachen, scheiterten kläglich. Schneeberger konzentrierte sich auf ihre sportliche Karriere, in den 90er Jahren dann der erste Höhepunkt: der Staatsmeistertitel in rhythmischer Sportgymnastik. Während des Jus-Studiums kehrte sie dem Spitzensport den Rücken, merkte aber schnell, dass es ohne Bewegung auch nicht geht. Sie begann zu laufen, wurde eines Tages von einem Trainer angesprochen. Schneeberger kämpfte sich erneut an die Spitze wurde österreichische Mannschaftsmeisterin in der Halbmarathon-Disziplin. Ihr zweites und letztes Comeback als Sportlerin.

Buchpräsentation

Heute macht Schneeberger als Autorin von sich reden – am 12. Oktober redet sie selbst und zwar über ihr Buch, das sie im Burgenländischen Volksbildungswerk in Eisenstadt vorstellt. Die ehemalige Universitätsassistentin für internationales Privatrecht versteht es, mit Sprache zu spielen, auch ihre gesprochenen Worte ziehen einen in den Bann. Doch zurück zu den geschriebenen.

Gelernt hat Schneeberger die Hohe Kunst des Schreibens primär autodidaktisch, durch lesen und analysieren. "Irgendwann findet man plötzlich den roten Faden", erzählt die Autorin, die innerhalb von zwei Monaten 45 Thriller gelesen hat. Zu Lernzwecken. Zwei Jahre hat es gedauert, bis die Autorin ihre Geschichte zu Papier gebracht hat. Zwei Jahre mit vielen Pausen, die ihr Sohnemann und ihre Sportgeschäft in Anspruch nahmen. Ihre Erfahrungen als Leistungssportlerin haben ihr in dieser Zeit sehr geholfen: Misserfolge und Rückschläge, Selbstmotivation, Durchhaltevermögen – das alles kennt Schneeberger zu Genüge. Und den Adrenalin-Schub im Finish: "Je näher man dem Ende kommt, desto mehr Sicherheit bekommst du und irgendwann weißt du, dass du es schaffst", motiviert die Burgenländerin.

Schneebergers Erstlingswerk "Gefallener Mond" ist im Verlag "edition a" erschienen und im gut sortierten Buchhandel und online erhältlich.