Mit dem Leben sehr zufrieden
Manche mögen meinen, dass dieser Typ nicht ganz dicht ist. Er wechselt seinen Job, wo er weniger verdient (anstatt 10.000 Schilling nur 8000) und hat doppelt so viel Arbeit. Doch viele, um nicht zu sagen, sehr viele Menschen, halten von dem längstdienenden Rettungsfahrer des Burgenlandes, Gregor „Grege“ Hafner, sehr viel. Wie viele Menschenleben er gerettet hat, das wisse er nicht „und ist auch nicht wichtig“, sagt der 55-jährige Wulkaprodersdorfer.
Der gelernte Stahlbauer „durfte“ das erste Mal im November 1977 bei einem Einsatz des Roten Kreuzes mitmachen: „Ich schwebte fast im siebenten Himmel, ich konnte helfen“, erinnert sich Hafner, der dann nach dem Bundesheer und zwei Jahren als OP-Gehilfe bei den Barmherzigen Brüdern in Eisenstadt, 1981 fix beim Roten Kreuz als Rettungsfahrer einstieg.
„Bis heute habe ich diesen Schritt nicht bereut“, sagt Hafner. Er wollte damals den Menschen helfen und er will es heute noch: „Das war und ist für mich das Wichtigste.“ Daran habe sich nichts geändert – auch nicht nach rund 28.000 Ausfahrten mit dem Rettungswagen.
Geändert haben sich hingegen die Arbeitsbedingungen. Immer schnelllebiger, immer mehr auf Druck. War er früher mit einem 60-PS-starken VW-Bus unterwegs, so sind es heute hochmodernen 150-PS-Gefährte. Auch die Einsätze haben sich geändert. „Oft werden wir wegen Bienenstichen gerufen. Das wäre früher kein Grund gewesen.“ Vielleicht sei man heute über Krankheiten und mögliche Folgen einer Infektion besser informiert, spekuliert Hafner. „Irgendwie ist das schon komisch.“
Grausige Situationen hat Gregor Hafner erlebt. Abgetrennte Beine zum Toten zu legen, zertrümmerte Köpfe einzusammeln oder Menschen beim Sterben zuzusehen. „Und so oft es auch noch passiert, zur Routine wird das selbst nach so vielen Jahren nicht.“
Die Freude am Job des Rettungsmannes werde er nicht verlieren. „Die kleinen Dinge im Leben sind wichtig“, sagt der 55-Jährige. Wenn ein Patient, ob jung oder alt, „danke sagt, mich anschaut. He, weißt, was ich meine?“
Umtriebig
Hafner ist aber nicht nur Rettungsmann mit fülligem Leib und Seele, sondern auch Fotograf. Er tummelt sich bei Erdäpfelsalat und Schnitzel, Blunzngrestl und gegrilltem Fisch inmitten der Haute-Volée des Burgenlandes herum. Sekt Orange hat er nicht so gerne, für eine „Hülse“ (Bier, Anm.) nimmt er sich Zeit. Er fährt, nachdem er sich eine Krawatte, „die immer zwickt“, umgebunden hat, nach Wien, fotografiert dort Menschen, die im öffentlichem Leben stehen und tags darauf auf den Societyseiten ihren Platz finden. „Sind ja auch nur Menschen, weißt, was ich meine?“
Glücklich
Gregor Hafner ist ein Typ, den man sehr selten z'wider sieht, der oft mehr lacht, als manchmal notwendig. „Verstehst, was ich meine?“, sagt er dann, wenn man um Aufklärung bittet. Er übersieht die Frage, warum er nichts Böses am Menschen sieht. Wie kommt er dazu, so zu denken? „Weil ich mit meinem Leben sehr zufrieden bin.“ Für die Zukunft wünscht er sich dann doch etwas nicht so einfach zu Bewältigendes: „Ich möchte der beste Großvater der Welt sein.“ Enkel Lukas, 2,5 Jahre alt, geht es gut. Er darf sich über einen hilfreichen, liebenswerten Großvater freuen.
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