"Jetzt ist das Leben da": Ein Altenwohnhaus mit 33 Bewohnern zieht um
Der Umzug aus dem 1976 erbauten Pflegewohnhaus in Bernstein nach Redlschlag wurde gemeinsam geschafft.
Von Vanessa Halla
„Wo ist denn der Herr Kappel hin? Ah, der sitzt schon im Taxi, sehr gut! Und die Badewanne ist auch unterwegs?“
Es herrscht reges Treiben im Pflegewohnhaus in Bernstein im Bezirk Oberwart. Drei Bewohner warten in ihren Rollstühlen im Eingangsbereich, dass es endlich losgeht: Heute wird ins neue Zuhause übersiedelt!
Mittendrin und drumherum werden Listen abgehakt, Umzugskartons und Desinfektionsspender geschleppt, Sanitäter und Taxifahrer zugeteilt, und draußen vor der Tür rollt tatsächlich eine Badewanne vorbei. 33 Bewohner werden mit Sack und Pack von Bernstein ins neue Haus nach Redlschlag gebracht.
Knapp acht Minuten Fahrtzeit liegen für die pflegebedürftigen Damen und Herren zwischen Abschied nehmen und willkommen heißen. Zehn Monate haben sich Hausleiterin Jasmin Wagner, Pflegedienstleiterin Petra Zumpf und ihr Team auf diesen Tag vorbereitet.
Nach zehn Monaten Planung gelingt der Umzug des Pflegeheims Bernstein – samt Badewanne, Dorfplatztafel und viel Herzblut.
„Wir mussten geeignete Transportmöglichkeiten für jeden Bewohner organisieren. Manche fahren mit dem Taxi, andere benötigen professionelle Krankentransporte. Dazu kommen neben Kleidung, Medikamenten und persönlichen Dingen auch sperrige Gegenstände wie Rollatoren oder Badewannen. Und natürlich die gesamte Technik, Dokumente und Heilbehelfe. Fad wird uns heute bestimmt nicht“, bringt es Petra Zumpf auf den Punkt.
Der Dorfplatz kommt mit
Neben den diensthabenden Kollegen helfen auch Angehörige beim Siedeln, und manch Mitarbeiter packt an seinem freien Tag mit an. Hausleiterin Wagner klettert auf einen Stuhl und nimmt unter Beifallsbekundungen eine Holztafel mit der Inschrift „Dorfplatz“ von der Wand. „Die kommt mit.“
Herr Halper aus Oberdorf in seinem neuen Zimmer.
Das heimelige Gefühl, das ihnen das Haus in Bernstein in all den Jahren vermittelt habe, werde sie vermissen. Gleichzeitig freut sie sich auf mehr Platz und Möglichkeiten im neuen Haus.
Währenddessen staunt Anton Kallinger (94) ob des Trubels. „Ich werde das Heim in Bernstein schon vermissen. Vor allem den Fleischer und das Café“, schmunzelt der frühere Buschauffeur. Herr Kappel wiederum kann mit seinem Rollator gar nicht schnell genug das Taxi erwischen.
Herr Kappel auf dem Weg zum Taxi – „Endlich geht’s wieder heim.“
„Endlich geht’s wieder heim“, freut sich der gebürtige Redschlager, der schon seit 15 Jahren im Heim in Bernstein wohnt.
Ruhe und Ausblick: Wo ist denn bitte das Klo?
Derweil geht Herbert Waldner drei Kilometer weiter als erster Bewohner über die Schwelle des neuen Pflegewohnhauses. Mitarbeiter der IT sausen mit Kabeln herum, Techniker werken mit Schraubenzieher, und neben Umzugskartons findet auch die Badewanne ihren Weg ins Haus „Josefine“.
Die Aussicht auf die Wälder zieht die Bewohner auf die Terrasse. „Darauf habe ich mich am meisten gefreut“, seufzt eine alte Dame und holt tief Luft.
In nur fünf Stunden zogen 33 Bewohner aus dem Pflegeheim Bernstein in das neue Haus nach Redlschlag – begleitet von Familie, Pflegern und Erinnerungen.
„Schön ist es da“, findet auch das Ehepaar Halper. „Vor allem das Badezimmer ist groß, kein Vergleich zu früher. Meine Mutter freut sich sehr“, weiß Tochter Gerda Konczer.
Gefrühstückt wurde noch in Bernstein, Mittagessen gab es in Redlschlag – in knapp fünf Stunden war der Umzug geschafft.
Ein bisschen Wehmut, gemischt mit viel Vorfreude – und jeder Menge Handarbeit dazwischen: Der Tag des Umzugs war auf vielen Ebenen fordernd.
Erste Blumentöpfe zieren die Fensterbänke, aus einem Zimmer tönt Radiomusik. Zeit, sich einzurichten und die neuen vier Wände in ein Zuhause zu verwandeln.
„Jetzt ist das Leben da!“ freut sich ein Mitarbeiter im Vorbeigehen, ehe seine Hilfe nur wenige Sekunden später dringend gebraucht wird. „Gehn S’, mein Herr, wo ist denn hier bitte das Klo?“
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