Jö schau, so a ... Percht: Wie ein Video eine Rassismus-Debatte auslöste
Nach einem Auftritt im Südburgenland steht eine steirische Gruppe in der Kritik. Der Obmann weist Rassismus-Vorwürfe zurück – doch Fragen bleiben (Symbolbild).
Mit Grenzen kennen wir uns im Burgenland aus – geografisch wie gesellschaftlich. Auf der einen Seite die Ungarn, auf der anderen die Steirer. Letztere waren kürzlich in Form einer Perchtengruppe im Süden des Landes zu Gast. Wenige Tage später sorgte ein Video in sozialen Medien für Aufregung.
Zu sehen ist ein junger Mann mit Springerstiefeln und weißen Schuhbändern, das Gesicht schwarz angemalt. Ein anderer schlägt mit einer Rute auf seine Beine, im Hintergrund läuft das Lied „Ziach ma die Schuch aus“ in der Originalversion der Rieserferner Buam aus dem Jahr 1993 – inklusive des N-Worts im Refrain. Dazu Hashtags wie #africa und #WeAreTheWorld.
Der erste Eindruck: „Blackfacing“, Gewaltfantasien, herabwürdigende Texte – plumper Rassismus, könnte man meinen. Die Empörung war programmiert.
Alles ganz anders!? Aber ...
Im Gespräch mit dem KURIER distanzierte sich der Obmann der steirischen Perchtengruppe jedoch glaubwürdig von den Vorwürfen. Die schwarze Bemalung sei Teil der traditionellen Perchtenverkleidung, die weißen Schuhbänder Teil der „Uniform“. Man habe Freunde mit Migrationshintergrund, spende regelmäßig für wohltätige Zwecke und achte „weder auf Partei- noch Hautfarben“.
Die Erschütterung über den Vorwurf wirkte ebenso echt – doch ein schaler Beigeschmack bleibt. Vielleicht war es Gedankenlosigkeit, eine „b’soffene G’schicht“, die falsch verstanden wurde. Vielleicht eine bewusste Provokation, um in der Perchtenzeit Reichweite und Aufmerksamkeit zu erzielen. Vielleicht aber auch ein Symptom einer gesellschaftlichen Verschiebung, in der Empathie und moralisches Gespür zunehmend erodieren.
Was es jedenfalls ist: geschmacklos. Eine Grenzüberschreitung – egal, wie es gemeint war.
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