Zwischen Mausklick und Marktstand: Burgenlands Konsum im Wandel

Wochenmarkt in Oberwart
Rund 260 Millionen Euro gaben Burgenländer 2024 online aus – Tendenz steigend. Gleichzeitig locken Märkte mit Nähe, Qualität und Begegnung.

Der Geruch von Langos, Knoblauch und knusprig gebratenen Käsekrainern – ein Geheimtipp am Oberwarter Wochenmarkt – liegt in der Luft, Stimmengewirr erfüllt den Hauptplatz vom Rathaus bis zu den Hochhäusern am Stadtgarten.

Zwischen den Ständen mit regionalen Produkten, Haushaltswaren und Kleidung tummeln sich jeden Mittwochvormittag Hunderte Menschen – von den Stammgästen am Würstelstand über Pensionisten bis hin zu Jugendlichen, die das Getümmel gerne auch mal zum „Stangeln“ nutzen. In der Hoffnung, keinem Lehrer über den Weg zu laufen. 

Eines haben sie vermutlich alle gemein: Sie waren schon einmal Kunden an einem der Dutzenden Marktstände und zwei von drei kaufen auch regelmäßig online ein.

Nun gibt es Amazon erst seit 1994, der Oberwarter Wochenmarkt hat aber schon seit 1841 Bestand – mit 184 Jahren ist er der älteste Wochenmarkt im Burgenland. Und derzeit sieht es nicht danach aus, als ob mit dieser Tradition bald Schluss wäre. Denn auch wenn die relativ junge Konkurrenz aus dem Internet von Tag zu Tag größer wird, gibt es im Burgenland fast täglich einen Markt, wo die Nachfrage nach Regionalität befriedigt wird. 

Wer einkauft, steht heute zwischen zwei Welten: dem schnellen Klick im Internet und der persönlichen Begegnung im Geschäft oder am Marktstand, wo Regionalität, Vertrauen und Qualität dank des authentischen Gegenübers spürbar sind. Oberwart zeigt an jedem Mittwochvormittag, dass beide Realitäten nebeneinander existieren – und wie groß der Gegensatz ist: Hier zählt das persönliche Gespräch, dort entscheidet ein Algorithmus.

Übergabe verkaufter Ware am Bauernmarkt Oberwart

Die burgenländischen Märkte sichern Nahversorgung und halten die Wertschöpfung in der Region.

Der Einzelhandel im Burgenland steht vor einem deutlichen Wandel. Aber während der Online-Handel weiter wächst, bleibt der Markthandel ein zentraler Bestandteil der regionalen Nahversorgung. 

  • Eine aktuelle Studie des Instituts für Österreichs Wirtschaft zeigt: Fast jeder zehnte Euro der burgenländischen Konsumenten fließt ins Internet.
  • 2024 wurden rund 260 Millionen Euro online ausgegeben – ein Plus gegenüber 2023, wo es noch 235 Millionen waren.
  • Besonders beliebt sind Bekleidung und Schuhe, gefolgt von Elektronik und Möbeln.
Obmann Rudolf Fabsits, der Branchenvertreter des burgenländischen Versand-, Internet- und allgemeinen Handels

Obmann Rudolf Fabsits, Branchenvertreter des burgenländischen Versand-, Internet- und allgemeinen Handels.

Zwar liegt der Online-Anteil noch unter dem Niveau der Corona-Jahre, dennoch zeigt die Tendenz nach oben. Laut Wirtschaftskammer Burgenland nutzen 68 Prozent der Burgenländerinnen und Burgenländer das Internet regelmäßig für Einkäufe. Rund 155.000 Menschen zwischen 16 und 74 Jahren kauften im Vorjahr online ein.

Amazon bleibt die wichtigste Plattform, doch Anbieter aus China wie Temu holen auf. Durch aggressive Werbung in sozialen Medien erreichen sie vor allem junge Zielgruppen. Die niedrigen Preise gehen jedoch auf Kosten von Qualität, Rücksendemöglichkeiten und Umweltschutz. „Regionalität geht auch online“, betont Branchenvertreter Rudolf Fabsits. Viele burgenländische Händler würden ihre Produkte ebenfalls im Internet anbieten – mit Service, Fachwissen und klaren Standards.

Melanie Eckhardt, die Obfrau des burgenländischen Markt-, Straßen- und Wanderhandels

Melanie Eckhardt, Obfrau des burgenländischen Markt-, Straßen- und Wanderhandels.

Parallel dazu erlebt der Markthandel eine neue Aufwertung. Im Burgenland gibt es beinahe täglich die Möglichkeit, auf Märkten einzukaufen. „Märkte sind seit jeher Treffpunkte für alle Generationen“, erklärt Melanie Eckhardt, Obfrau des Markt-, Straßen- und Wanderhandels. Besonders junge Menschen konsumieren bewusster, weshalb eine Social-Media-Kampagne nun gezielt diese Gruppe ansprechen soll.

Märkte bieten mehr als Waren: Street Food, Musik oder Kirtage machen sie zu lebendigen Treffpunkten. Gleichzeitig stärken sie die Nahversorgung im ländlichen Raum. Produzenten sind meist selbst vor Ort, Fragen lassen sich direkt beantworten, und die Wertschöpfung bleibt in der Region. „Man bezahlt für Qualität, Transparenz und Regionalität – statt für Werbung und Verpackung“, so Eckhardt.

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