Christoph Zarits: Was der neue burgenländische ÖVP-Chef plant

Christoph Zarits vor Flaggen am Rednerpult
Christoph Zarits hat im April nach einer enttäuschenden Landtagswahl die Führung der ÖVP übernommen: "Es war kein einfacher Start."

Zusammenfassung

  • Christoph Zarits übernahm nach enttäuschender Landtagswahl die burgenländische ÖVP und plant ein neues Parteiprogramm für mehr Profil und Unterscheidbarkeit.
  • Die Zusammenarbeit mit Klubobmann Strobl sieht Zarits als Glücksfall und nimmt eine Aufbruchstimmung in der Partei wahr.
  • Im Streit um das Gemeindepaket kritisiert Zarits die SPÖ-geführte Landesregierung und will die ÖVP bei den Gemeinderatswahlen 2027 stärken.

Seit knapp 100 Tagen ist Christoph Zarits mittlerweile neuer ÖVP-Landesparteiobmann im Burgenland.

Übernommen hat er mit dem Ziel, nach dem enttäuschenden dritten Platz bei der Landtagswahl im Jänner wieder für Ruhe und Erfolg zu sorgen - eine schwierige Aufgabe, wie Zarits im APA-Interview einräumte: "Es war kein einfacher Start." Angenommen habe er die Funktion trotzdem, um der ÖVP etwas zurückzugeben, denn: "Ich habe der Partei viel zu verdanken."

Der Nationalratsabgeordnete folgte im April Christian Sagartz nach. Dass Bernd Strobl, der zunächst auch als Landesparteichef antreten wollte, nun Klubobmann sei, halte er rückblickend für einen "Glücksfall", betonte Zarits. "Wir sind zwei unterschiedliche Persönlichkeiten. Aber das zeigt auch die Breite der Volkspartei."

Er nehme derzeit eine "Aufbruchstimmung" wahr. Beim Landesparteitag am 10. Oktober, bei dem er sich offiziell der Wahl zum neuen Parteichef stellen werde, rechnet er mit hoher Zustimmung.

"Klar als ÖVP erkennbar sein"

Dass sich nach der enttäuschenden Landtagswahl etwas ändern müsse, sei klar. Am Parteitag will Zarits deshalb auch ein neues Parteiprogramm präsentieren. "Wir müssen als ÖVP klar erkennbar sein und auch klar unterscheidbar sein von anderen Parteien", sagte er. Inhaltlich werde es neue Schwerpunkte geben, etwa auf Gerechtigkeit - sei es bei den Gemeindefinanzen oder bei den Sozialleistungen. Sein Zugang sei, Kompromisse zu schließen und auch gute Ideen anderer Parteien zu unterstützen.

Nicht einigen konnte sich die ÖVP zuletzt mit der rot-grünen Landesregierung auf ein Gemeindepaket. Die Volkspartei sprach sich gegen den Vorschlag von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) aus, der unter anderem den Verkauf des Müllverbands von den Gemeinden an das Land umfasste. Für weitere Gespräche abseits des Müllverband-Verkaufs sei man aber bereit, bekräftigte Zarits. Eine Lösung sei dringend notwendig: "Die Gemeinden haben fast keine Luft mehr zum Atmen."

"Prestigeprojekte umgesetzt"

Die Verantwortung für die angespannte Situation sieht der Landesparteichef auch bei Doskozil und der SPÖ. "Sie haben in den letzten Jahren auf Teufel komm raus Prestigeprojekte umgesetzt, die natürlich sehr viel Geld kosten", so Zarits.

Obwohl die Ertragsanteile des Bundes steigen würden, fließe vom Land immer weniger Geld an die Gemeinden. Dabei sei das Land laut Finanzverfassungsgesetz dazu verpflichtet, ihnen Geld zur Verfügung zu stellen.

Das Verhältnis zu Doskozil sei auf persönlicher Ebene korrekt, meinte Zarits. Dass dieser der ÖVP in der Diskussion um das Gemeindepaket zuletzt ein "Führungsvakuum" attestierte und sich erfreut zeigte, nicht mit der Volkspartei in einer Koalition zu sein, will der Landesparteichef nicht überbewerten. "Es gibt gerade politische Diskussionen und da soll man nicht jedes Wort, das in der Zeitung steht, oder jedes Wort, das ausgesprochen wird, persönlich nehmen."

Ebenfalls gut sei das Verhältnis mit Doskozils Stellvertreterin Anja Haider-Wallner (Grüne), die unter anderem für die Landwirtschaft zuständig ist.

Nächste Wahlen 2027

Bei den 2027 anstehenden Gemeinderatswahlen will Zarits die derzeitige Stärke der Volkspartei halten. Sie stellt 71 Bürgermeister, 70 Vizebürgermeister und rund 1.300 Gemeinderäte - relativ viele für eine Partei, "die seit mehreren Jahren nicht mehr in der Landesregierung vertreten ist", befand der Parteichef. Gespräche mit den Ortsparteien laufen bereits, immerhin können ab Oktober 2026 - ein Jahr vor der Wahl - die ersten Bürgermeister gewechselt werden.

Dass er nicht im Landtag, sondern im Nationalrat sitzt, sieht Zarits auch als Vorteil. Er sei der einzige Landesparteichef im Burgenland, der ein gutes Verhältnis zur Bundesregierung habe. "Darum möchte ich der Brückenbauer sein, um die burgenländischen Themen auch direkt nach Wien zu bringen", hielt er fest.

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