ÖVP Burgenland: Schwierige Suche nach einem Nachfolger für Christian Sagartz

ÖVP Burgenland: Schwierige Suche nach einem Nachfolger für Christian Sagartz
Neuer ÖVP-Obmann könnte – vorerst – ein Altvorderer werden

Zusammenfassung

  • Christian Sagartz kündigt überraschend an, nicht mehr als ÖVP-Obmann anzutreten und sein Amt niederzulegen, was die Partei vor Herausforderungen stellt.
  • Die ÖVP ist führungslos und hat Schwierigkeiten, jemanden zu finden, der bereit ist, die Leitung des anstehenden Reformprozesses zu übernehmen.
  • Es wird diskutiert, ob ein erfahrener Parteigrande vorübergehend die Führung übernehmen könnte, um die Partei bis zur nächsten Landtagswahl zu stabilisieren.

Was seit der Landtagswahl geschah: Die SPÖ macht weiter wie bisher. Die Grünen können ihr Glück, in der Regierung zu sitzen, kaum fassen. Die FPÖ trauert der Neuauflage von Rot-Blau nach und tröstet sich mit dem erstmals eroberten zweiten Platz.

Und die ÖVP, mit einem Minus von 8,6 Prozentpunkten und drei Mandaten sowie dem Abrutschen auf Rang drei großer Verlierer der Wahl? 

Die Regierungspartei von 1945 bis 2015 ist rat- und führungslos. Umso mehr seit Parteiobmann Christian Sagartz jüngst zur Überraschung vieler in seiner Partei angekündigt hat, dass er beim Landesparteitag im Juni nicht mehr antreten und auch sein Amt als Klubobmann zurücklegen werde.

Wobei: Dass der 44-Jährige, der sein bisheriges Berufsleben in der Politik verbracht hat, nach diesem Wahlergebnis gehen muss, war klar. 

Seine unmittelbaren Vorgänger Thomas Steiner (gewann 2020 sogar leicht dazu, konnte aber die SPÖ-Absolute nicht verhindern) und Franz Steindl (verlor 2015 rund 5,5 Prozentpunkte und den angestammten Platz für die ÖVP in der Regierung) hatte dasselbe Schicksal ereilt.

Aber dass Sagartz das Unvermeidliche schon jetzt, am Beginn des selbst verordneten Reformprozesses, der bis Juni dauern und die verunsicherte ÖVP finanziell, programmatisch und personell neu aufstellen soll, ausgesprochen hat, sei im Führungszirkel der Volkspartei nicht abgesprochen gewesen, hört man.

Dass der Parteichef vorgeprescht ist, mag damit zusammenhängen, was in den Wochen seit der Wahl passiert ist. Zwar wurde er von verschiedenen Seiten harsch kritisiert, aber die Führung der aus dem Tritt geratenen Partei wollte niemand übernehmen. 

Parteichef muss eigene Demontage moderieren

Ja nicht einmal für die Leitung des Reformprozesses fanden sich Interessenten, sodass am Ende wieder nur Sagartz übrig blieb. 

Der seit 2020 amtierende Parteichef muss seine eigene Abdankung moderieren. Auch kein Ruhmesblatt für eine Partei, die sich als christlich-sozial versteht.

Wer könnte Sagartz nachfolgen? Das Modell der Bundes-ÖVP – Parteichef Karl Nehammer ging und Generalsekretär Christian Stocker kam – scheint ausgeschlossen. Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas will „im Gleichklang“ mit Sagartz seine Funktion „zur Verfügung stellen“.

Am wahrscheinlichsten ist derzeit, dass einer der wenigen Granden der ÖVP die Partei übernimmt, um sie umzubauen und rechtzeitig vor der nächsten Landtagswahl 2030 dem oder der neuen Spitzenkandidat(in) zu übergeben. 

Viele Namen gibt es dafür nicht. Neben Eisenstadts Bürgermeister Steiner noch Landwirtschaftskammerpräsident Niki Berlakovich oder Wirtschaftsbundobmann Peter Nemeth. Wer die ÖVP aufrichten will, muss fest in der Partei verankert sein und über die nötige Autorität zur Durchsetzung schmerzlicher Maßnahmen verfügen.

Aber wer weiß schon, wozu die ÖVP noch fähig ist? Vielleicht bleibt Sagartz, weil sonst niemand will.

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