ÖVP als hartes Pflaster für Frauen
Dass Edeltraud Lentsch in ihrer langen Zeit als Nationalratsabgeordnete durch provokante Sprüche oder Aktionen aufgefallen wäre, kann man der ÖVP-Politikerin nicht vorwerfen. Doch bei ihrem Abgang als Landesleiterin der ÖVP-Frauenbewegung, sorgte sie mit einer Bemerkung für Aufregung und fachte die Diskussion über Frauen in Politik neu an.
Lentsch wurde in ihrer Funktion von Andrea Fraunschiel, der scheidenden Bürgermeisterin aus Eisenstadt abgelöst. Daher stellte ihr ein Journalist die Frage, warum nicht eine amtierende Politikerin, zum Beispiel Landtagsabgeordnete Andrea Gottweis Landesleiterin wurde. Lentschs knappe Antwort: "Die Frage nach einer Abgeordneten finde ich sehr schön - aber es gibt in der Frauenbewegung keine einzige Abgeordnete. Die Frau Gottweis kommt vom Wirtschaftsbund und ist nicht Mitglied der Frauenbewegung."
Solidarität
Klingt ganz so, als wäre es mit der Frauensolidarität in der ÖVP nicht weither. Andrea Gottweis nimmt es heute mit Humor: "Ich hatte es als Quereinsteigerin, die nicht aus der Frauenbewegung kommt, wirklich nicht leicht. Aber mittlerweile habe ich mir eine Kompetenz erarbeitet, die mir niemand so leicht streitig machen kann", sagt die Unternehmerin aus Pinkafeld. Im Wirtschaftsbund (WB) fühle sie sich wohl und sie wisse auch, dass sie ohne WB nicht mehr im Landtag wäre. "Keine Partei kommt ohne Quote bei den Frauen aus. Wir alle wissen wie Listen zusammengestellt werden. Da haben es Frauen nicht leicht", sagt die derzeit einzige VP-Landtagsabgeordnete.
Ihre Partei- und Bezirkskollegin, Michaela Resetar erinnert sich auch daran, dass es eher Frauen waren, die bei ihrem Einstieg in die Regierung lästerten. "Von den Männern wurde ich sofort akzeptiert. Aber viele Frauen haben mich als Rabenmutter gesehen, weil meine Tochter damals noch keine zwei Jahre alt war", sagt die Tourismuslandesrätin. Ihren Schritt habe sie mit ihrer Familie abgesprochen. Ohne den großen Familienverband, der auch für ihre Kinder jederzeit da ist, hätte sie diesen Karriereschritt nicht setzen können.
"Ich bin der Meinung, dass jede Frau für sich entscheiden muss, ob und wie lange sie zuhause bleibt. Wir müssen für Berufstätige die passenden Rahmenbedingungen schaffen, aber auch die sogenannten Hausfrauen viel mehr aufwerten und schätzen", sagt Resetar. Was Politikerinnen noch lernen müssten, sei sich ein Netzwerk zu spinnen. "Wenn ich falle, muss mich dieses Netzwerk auffangen", sagt die Politikerin. Männer würden einander viel mehr unter die Arme greifen, sagt die Südburgenländerin. "Wenn sich ein Mann aus der Politik zurückzieht oder gar gehen muss, wartet auf ihn schon immer ein Job in der Privatwirtschaft. Frauen haben diesen Luxus kaum."
In naher Zukunft sieht es mit der Frauenquote in der ÖVP jedenfalls nicht besser aus. Die nächste Chance eine Frau in den Landtag zu bringen, gebe es Mitte November, wenn Mandatar Thomas Steiner Bürgermeister von Eisenstadt wird. Würde Steiner auf sein Landtagsmandat verzichten, wäre die Neufelderin Franziska Huber am Zug. Doch Steiner will seinen Landtagssitz nicht hergeben.
ÖVP: Nur 16,7 % Frauen im Gemeinderat
Landesrätin Michaela Resetar und Abgeordnete Andrea Gottweis sind die einzigen Frauen, die in der Landespolitik im Vordergrund stehen. Von den 1380 ÖVP-Gemeinderäten sind lediglich 231 weiblich. Die einzige Bürgermeisterin, Andrea Fraunschiel, wird am 15. November durch Thomas Steiner abgelöst.
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