Niedrige Traubenpreise pressen Weinbauern wirtschaftlich aus

Niedrige Traubenpreise pressen Weinbauern wirtschaftlich aus
30 Cent je Kilo: Vor allem im Seewinkel hadern Winzer mit Handels-Preispolitik und wollen zumindest 55 Cent.

 Wie gezeichnet hängen die Trauben von Hannes Achs am Rebstock in Gols: Weder Frost, Hagel oder Starkregen haben den Früchten – anders als in Vorjahren – heuer etwas anhaben können. Doch trotz einer qualitativ und quantitativ als hervorragend prognostizierten Lese ist der Beigeschmack für die Landwirte aus dem Seewinkel bitter. „30 Cent will uns der Handel für ein Kilo Qualitätstrauben bezahlen. Damit kann man wirtschaftlich nicht überleben“, sagt Achs.

Eigentlich sollte bereits mit der Lese der ersten Sorten begonnen werden. Doch Achs ist noch unschlüssig, ob er überhaupt ernten soll. Mit dieser Überlegung ist der Golser nicht alleine. Mehr als ein Dutzend Landwirte aus dem Seewinkel haben sich beim Lokalaugenschein des KURIER zusammengefunden, um ihren Ärger kundzutun. „Die Trauben sind ein verderbliches Gut.Wir werden mit diesen Dumpingpreisen vom Handel sehr unter Druck gesetzt“, sagt ein anonym bleiben wollender Landwirt. 55 Cent pro Kilogramm müssten für die Trauben bezahlt werden, damit die Bauern kostendeckend arbeiten könnten. Geerntet werden dürfen pro Hektar zwischen 9000 und 10.800 Kilo. Bei einem Kilopreis von 30 Cent blieben pro Hektar 2700 Euro übrig. Zu wenig, wenn man die Anschaffungskosten für einen Hektar Weingarten (rund 23.000 Euro) betrachte. Erst nach mehr als zwei Jahrzehnten hätten sich die Kosten hereingespielt. „Im Weinbau zeichnet sich bereits ein ähnliches Bild wie in der Milchwirtschaft ab“, sagt ein Podersdorfer. Auch hier hätten viele Bauern in den letzten Jahren die Kuhmilchproduktion aufgrund niedriger Milchpreise einstellen müssen.

Ein Euro pro Kilo

Exakt 97.473.066 Kilogramm rote und weiße Trauben wurden im Vorjahr für die Weinerzeugung im Burgenland geerntet, heuer soll die Menge aufgrund der guten Witterung etwas üppiger ausfallen. Etwa 40 Millionen Kilo werden über den freien Markt gehandelt. Während in den vergangenen Jahren Preise um 70 Cent gezahlt wurden – 2016 sogar ein Euro – sei der Preis heuer extrem niedrig. „Unter diesen Voraussetzungen kann kein Betrieb überleben“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Niki Berlakovich. Sorgen bereiten Weinbauern auch Dumpingpreise aus EU-Ländern wie Bulgarien oder Rumänien.

Burgenländische Weine „bürgen für ausgezeichnete Qualität, aber diese Qualität verdient faire Preise“, so Agrarlandesrätin Verena Dunst (SPÖ) und Weinbaupräsident Andreas Liegenfeld.

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