Noch am Dienstagabend erklärte ÖVP-Vizebürgermeisterin Sabine Nyikos das Vorgehen ihrer Partei in einer Aussendung. Sie schreibt: "Die Verträge, die zur Umsetzung dieses Projektes für die heutige Gemeinderatssitzung vorgelegt wurden, beinhalten Unglaubliches: Hier soll Tafelsilber der Gemeinde verscherbelt werden. Außerdem sollen die Entwicklungsmöglichkeiten im Seebad massiv eingeschränkt werden."
Woran sich die Mandatare der Volkspartei, unter anderem, stören: Dass die rund 2.000 Quadratmeter große Liegewiese vor dem Seerestaurant als Baurechtsfläche von der Gemeinde ans Land gehen und dass ein weiteres, 700 Quadratmeter großes Grundstück neben dem zukünftigen KUZ günstig an das Land verkauft werden soll.
Die Neusiedler Volkspartei bekrittelt außerdem, dass die alternativen Standorte unter Verschluss bleiben - derer drei wurden in der Stadtgemeinde geprüft. Generell sei man der Meinung, dass ein Kulturzentrum in den Stadtkern und nicht an den See gehöre. "So sehr wir die Errichtung eines Kulturzentrums in Neusiedl am See begrüßen, die Vorgehensweise und die Bedingungen können wir in dieser Form nicht akzeptieren."
Nachdem Ralph Steffek, Leiter der Planungsabteilung der Landesimmobilien Burgenland, die Entwürfe für das KUZ zu Beginn der Gemeinderatssitzung präsentiert hatte, zogen die neun schwarzen Mandatare geschlossen aus der Sitzung aus - die daraufhin beendet werden musste, da die für Beschlüsse notwendigen zwei Drittel der Gemeinderäte nicht mehr anwesend waren.
Die Gemeinderatssitzung war nach der rund halbstündigen KUZ-Präsentation auch schon wieder beendet, über keinen der 16 Tagesordnungspunkte wurde abgestimmt.
SPÖ-Bürgermeisterin Elisabeth Böhm fühlt sich vom Vorgehen der ÖVP-Fraktion vor den Kopf gestoßen: "Völlig grundlos und überraschend hat die ÖVP die Gemeinderatssitzung gesprengt und damit die Mitarbeit an einem für Neusiedl am See wichtigen und wertvollen Meilenstein verweigert. Ich habe alle Fraktionen im Vorfeld eingeladen und die Informationen, die mir als Bürgermeisterin vom Land Burgenland übermittelt wurden, weitergegeben. Es kamen weder Fragen noch Anregungen von der ÖVP. Diese Verzögerungstaktik kostet nur Zeit und Geld", schreibt die Stadtchefin in einer Stellungnahme vom Mittwoch.
Wie geht es nun weiter?
Solange es keinen positiven Gemeinderatsbeschluss gibt, kann jedenfalls nicht gebaut werden. Vergangene Woche war von einem Baustart im Jahr 2027 und einer geplanten Fertigstellung Mitte 2028 die Rede – es bleibt also noch viel Zeit für Vermittlungsgespräche zwischen der Landesregierung und den politischen Kräften in Neusiedl am See.
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