Natur macht Platz für Architektur

So soll das Naturseebad ab 2020 aussehen. Architekten Gregor & Sebastian und Landschaftsplaner-Büro "Korbwurf" haben Wettbewerb gewonnen
Esterházy Betriebe wollen "Qualitätsanhebung" mit Restaurant, Lodges, Spa und Sportzentrum.

Das Naturseebad in Breitenbrunn wird seinem Namen mehr als gerecht. Noch. Geht es nach Stefan Ottrubay und den Esterházy-Betrieben, dem Grundeigentümer des Strandbads am Neusiedler See, soll das weitläufige Areal einer Qualitätsanhebung unterzogen werden. Mit der Modernisierung könnte das idyllische, naturbelassene Strandbad verloren gehen, befürchten am See ansässige Pächter, See-Liebhaber und Urlauber.

Natur macht Platz für Architektur
Seebad Breitenbrunn

Wie berichtet, läuft der Pachtvertrag zwischen Esterházy und der Gemeinde 2018 aus. Wie es weitergeht ist unklar, von Bürgermeister Josef Tröllinger (SPÖ) gibt es "keinen Kommentar" dazu. Auf der großen, grünen Wiese soll ab 2019 ein großes Hauptgebäude mit Restaurant und Räumlichkeiten für Events gebaut werden, ließen die Esterházy-Betriebe am Mittwoch verlautbaren. Mit dem Bau von mietbaren Lodges werden Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber geschaffen. Eine Marina mit Spa-Bereich soll Breitenbrunn auch in der Vor- und Nachsaison attraktiv machen, erklärt Clemens Biffl, Immobilienleiter der Esterhazy-Betriebe. Am Mittwoch wurde das Siegerprojekt des ausgeschrieben Architekten- und Landschaftsplaner-Wettbewerbs präsentiert. Die Siegerprojekte kommen von den Architekten Gregor & Sebastian sowie dem Landschaftsplaner-Büro "Korbwurf".

Für die Wassersportler soll ein eigenes Zentrum geschaffen werden. Segel-, Surf- und Kite-Schulen werden unter einem Dach untergebracht. Die kleine urige Surfhütte von Fritz Dürauer mit den vielen Blumentöpfen im Vorgarten wird wohl einem stylischen Komplex weichen müssen. "Ich kann es eh nicht verhindern, dass es passiert. Aber ich würde lieber hier in meiner Hütte bleiben. Und meine Kunden wollen das auch. Die wollen keinen Beton und keine fancy Einrichtung", sagt der Surfer, der seit 23 Jahren die Schule im Strandbad von Breitenbrunn betreibt.

Wenig angetan von den Plänen sind auch einige Urlauber am Mobilwohnheim-Campingplatz. "Ich habe mitbekommen, dass hier viele tieftraurig sind. Selbst finde ich es auch schade, weil diese Ruhe und Gemütlichkeit verloren geht", sagt eine Frau aus Schleswig-Holstein, die mit ihrer Familie die Zelte in Breitenbrunn aufgeschlagen hat. Der Wiener Wolfgang Steinwender ist seit 15 Jahren Wahl-Breitenbrunner. "Wir wissen ja nicht wirklich was kommt, aber mir wäre es lieber, wenn’s hier ruhig und urtümlich bleibt", sagt der Dauercamper.

Damit die vielen Interessensgruppen auch zukünftig angesprochen werden, soll es in den kommenden Wochen Gespräche mit allen geben, verspricht Projektleiter Biffl. "Alle unterschiedlichen, sozialen Schichten werden auch weiterhin bedient", sagt Biffl.

Bauarbeiten

Die ersten Baumaschinen sind bereits angerollt. Um ins Strandbad zu gelangen, braucht man derzeit ein wenig Geduld. Entlang der Zufahrtsstraße werden Stromkabel verlegt, hinter dem Restaurant surrt ein Notstromaggregat. "Ich verstehe nicht, warum sie das jetzt, mitten in der Saison machen" ärgert sich Restaurant-Pächterin Rita Huber. Sie hätte ihr Lokal noch gerne ein paar Jahre weitergeführt, "aber jetzt sehe ich mich gezwungen mein Restaurant früher zu schließen, sagt sie.

Mit den eigentlichen Arbeiten soll im Herbst 2019 begonnen werden, die Bauzeit wird mit rund einem Jahr geschätzt. In Etappen soll gebaut werden, damit der Badebetrieb von 2018 bis 2020 gewährleistet werden kann.

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