Als Südburgenländer hat der Ex-Landtagspräsident das Hianzische nicht nur im „Bluid“ (Blut): Schranz ist auch Präsident des Burgenländischen Hianzenvereins und beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Mundart. Für die KURIER-Serie „Nord versus Süd“ gibt er ein paar Beispiele. Ob des Umfanges wird sich die Serie in weiteren Beiträgen mit dem Burgenlandkroatischen, Romanes und Ungarisch beschäftigen. Zurück zum „Ui-Dialekt“ der Hianzen, früher auch Heinzen oder Heanzen.
Was ihn auszeichnet, ist unter anderem der singende Tonfall, die – unterschiedlich starke – Nasalierung und vor allem der häufige Gebrauch des „Ui“-Lautes, dessen sich schon Maria Theresia befleißigte und der sich auch u. a. in Teilen Osttirols bis heute gehalten habe. So habe Ihre Majestät etwa „Bring ma des Buich“ (bring mir das Buch) gefordert. Allerdings, so muss gesagt werden, würde Ihre Durchlaucht ob der Entwicklung der Mundart wohl manchmal den „Huit“ (Hut) bzw . den „Huat“ draufhauen. Denn das „ui“, weiß Erwin Schranz, werde zusehends durch den „ua“-Laut verdrängt. Der Einfluss von Großstädten und modernen Kommunikationsmedien sei deutlich spürbar.
Prinzipiell seien die Grundlagen des Dialektes von Kalch bis Kittsee dieselben, weiß Schranz. An „lēidigan Wei“ (puren Wein) trinkt man im ganzen Land. Wie schnell die Flasche leer sein kann, darüber ist schon so mancher – ob im Norden oder im Süden – „dakēmma“ (erschrocken) – nicht nur die „Muida“ (Mutter) und ihr „Bui“ (Bub). „Deis is si kau Khertsi nīd“ (das gehört sich nicht, ist nicht in Ordnung), mahnt bei allzu großer Genusssucht wohl die Ānl (die Ahnfrau, Großmutter).
Aber es gibt auch sprachliche Unterschiede, die geografisch bedingt sind. So sei im Norden der Einfluss von Niederösterreich und Wien spürbar. Ausgeprägte Hianzische Dialekte gebe es beispielsweise in Apetlon und Illmitz. So endet im nördlichen Teil des Landes die Nennform generell mit „a“, im Süden mit „n“, sagt Schranz. Also: „Tuist laffa oder laffn (laufen)?“
Oder im Süden etwa sage man statt „dann“ „oft(en)“, im Norden heißt es „nocha“.
„Wo(u) bleibst da du?“ – diese Frage bezieht sich nicht etwa auf die erwartete Ankunft des Gegenübers, sondern auf dessen Wohnort. Während die Phrase im Mittel- und Südburgenland geläufig sei, werde sie im Nordburgenland kaum verwendet.
Auch der Pflück- bzw. Erntevorgang wird unterschiedlich zum Ausdruck gebracht. Während man im Landesnorden die „Äipfl grōst“, wird das Obst im Süden „broukt“. Im Mittel- und Südburgenland wird die Ernte „gfeixnt, im Norden „gārnt“. Dafür wird im Landesnorden das „Zausat“ oder „Kraud“ und im Süden das „Plutscha“ (Unkraut) gejätet. Im Süden spricht man von „an liawan Menschn“, das b wird zum w. Im Norden sei das „l“ fast ausgemerzt worden. Schranz nennt ein Beispiel: „Statt ’old’ (alt) sagt man ’oid’.“
Dass die Hianzn zu feiern wissen, belegt auch der jährliche Hianzntog: Da wird der Volkskultur mit Musik, Tanz und burgenländischem Brauchtum gefrönt. Also dann: „Tuits natuits, so la(u)ng, wias me(i)gds!“
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