Müll wurde illegal auf Äckern entsorgt

Gehexelte Steinwoll-Matten wurden im großen Stil auf Äcker aufgebracht
Ermittlungen gegen Glashaus-Betreiber. Firmenchef tut strafbare Handlung als "Versehen" ab.

Gemüse-Großbauer Werner Perlinger ist ins Visier der Behörden geraten. Eine Anzeige wegen illegaler Müllentsorgung hat dem Unternehmer aus Wallern, der, wie berichtet, ein Mega-Glashaus in Frauenkirchen plant, ein abfallpolizeiliches Verfahren eingebracht. Die Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See ermittelt, bestätigte Bezirkshauptfrau Birgit Lentsch auf KURIER-Anfrage.

Aufgedeckt hat die Missstände die Bürgerinitiative "Freie Sicht auf Frauenkirchen" . Besorgte Zeugen hatten sich an Sprecher Josef Umathum gewandt und von der illegalen Entsorgung von Steinwolle auf Feldern berichtet. Die Steinwoll-Matten, die in den Glashäusern als Substrat verwendet werden, sollen nach der Ernte zuerst zerkleinert und im großen Stil mit Traktoren auf Äckern ausgebracht worden sein, erzählt Karin Hild, Gemeinderätin der Namensliste Erich Stekovics (NESt).

"Einmalige Aktion"

Perlinger selbst tut die Angelegenheit als einmalige Aktion ab. "Das war ein Versehen von einem unserer Arbeiter und wurde am nächsten Tag gleich entsorgt", sagt der Firmenchef. Die Ermittlungen sind aber längst nicht abgeschlossen, immer wieder gehen Hinweise von neuen Zeugen ein, denen die Behörden nachgehen. Selbst der Wallerner SP-Bürgermeister Helmut Huber bestätigte die Ausbringung von Steinwolle auf Feldern, die seit vielen Jahren Usus sein soll. Er habe nicht einmal gewusst, dass das nicht erlaubt sei, sagt Huber.

Nach dem Abfallwirtschaftsgesetz ist das Entsorgen von Steinwolle in der Natur illegal. "Wir gehen aber davon aus, dass es keine Gefährdung für das Grundwasser gibt", entwarnt Herbert Szinovatz, Leiter des Hauptreferats Umweltwirtschaft im Landhaus. Was die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit betrifft, gebe es aber sehr wohl Bedenken. Gelangen die zerkleinerten Fasern in die Luft, könnte es zu Reizungen der Atemwege, der Haut und der Augen kommen. Eine von der Wiener Umweltschutzabteilung (MA22) in Auftrag gegebene Studie über künstliche Mineralfasern macht auf mögliche gesundheitliche Risiken aufmerksam. Das Land Burgenland hat nun Experten mit der Erstellung von Gutachten beauftragt.

Unterdessen sammelt die Bürgerinitiative weiter Unterschriften für eine Volksabstimmung gegen das Riesen-Glashaus. Eine von den NEOS für Dienstagabend in der St. Martins Therme geplante Pressekonferenz zum Thema "Tomatenfabrik " musste kurzerhand an einen anderen Ort verlegt werden. "Wir sind nicht erwünscht", hieß es in einer Mitteilung an die Presse. "Wir wollen uns aus dem Thema ganz heraushalten", lautete die Erklärung aus der Geschäftsführung der St. Martins Therme.

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