Mit der Elektro-Kutsche den Süden des Burgenlands erkunden

Mit der Elektro-Kutsche den Süden des Burgenlands erkunden
Zwei PS bekommen Unterstützung von einem E-Motor. Im Inneren gibt es Annehmlichkeiten wie Sitzheizung und Infotainment-System.

Im Südburgenland sind Pferdefuhrwerke aus dem Straßenbild so gut wie verschwunden. Ganz im Stil von alten Postkutschen sollen aber künftig Touristen per Pferdestärke und Elektromotor durch den Süden reisen können. Schonend für die Umwelt und für die Pferde, die je nach Intensität des E-Motors „nur mehr spazieren gehen müssen“, sagt Kutschenbauer Ewald Schlagbauer, der das Gefährt mitentwickelt hat.

Elektroantrieb

Durch den zusätzlichen Antrieb kann die zwei Mal drei Meter große Fahrerkabine auch mit allerhand Komfort auf den 14 Plätzen aufwarten. Beheizbare Sitze, Kühlschrank und Infotainment-System sind mit an Bord. 50 bis 70 Kilometer können pro Tag je nach Gelände und Geschwindigkeit zurückgelegt werden. Der Tourismusverband arbeitet gerade das Angebot für die Karosse aus. „Es wird Ausfahrten geben, die Kutsche kann bei Hochzeiten, Polterern oder Firmenausflügen gemietet werden, aber es wird auch eine mehrtägige Rundreise durchs Südburgenland mit der Kutsche geben“, sagt Harald Popofsits, Projektleiter im Tourismusverband. Ziel ist es, die Kutsche zur Attraktion zu machen und ganzjährig mit dem neu entwickelten Fuhrwerk unterwegs zu sein.

Den Startschuss für das grenzüberschreitende EU-Projekt „e-carriage“ gab es 2018 gemeinsam mit Slowenien und der Steiermark. Entwickelt wurden drei eigenständige E-Hybrid-Kutschen für den Tourismus. Eine fährt im slowenischen Murska Sobota, eine in der Lipizzaner-Heimat in Heiligenkreuz am Waasen in der Steiermark und eine durchs Südburgenland.

Hauch der Vergangenheit

Die Kosten für die neue Entwicklung förderte die Europäische Union zu 80 Prozent. Das High-Tech-Fuhrwerk kostet rund 75.000 Euro. „Wir haben auf regionale Firmen gesetzt, viele Teile, die für die Kutsche nötig waren, mussten extra angefertigt werden“, sagt Popofsits. Das Design ist an alte Postkutschen angelehnt, mit denen auch schon vor 200 Jahren Reisende in Europa unterwegs waren. Durch die geschlossene Kabine kann das ganze Jahr gefahren werden. Der Elektroantrieb funktioniert wie bei einem E-Bike, sobald die Pferde losgehen, unterstützt der Motor und gibt Vortrieb.

Für die Kutscher ist es eine neue Herausforderung, sie müssen nicht nur die Pferde im Auge behalten, sondern auch den E-Motor dosieren. Derzeit gibt es drei ausgebildete Elektro-Kutscher. „Stationiert ist die Kutsche in der Landwirtschaftlichen Fachschule in Güssing, die ja ein Kompetenzzentrum für Pferdewirtschaft ist“, sagt Südburgenland Tourismus-Geschäftsführer Martin Ochsenhofer.

Nachhaltigkeit

Für das Europäische Zentrum für Erneuerbare Energie trifft das Projekt genau den Zeitgeist der Elektromobilität, wie Geschäftsführer Joachim Hacker erklärt: „Die E-Hybrid Kutsche ist auch in der Frage des Tierschutzes die perfekte Antwort und bedeutet mehr Tierwohl.“

Schon jetzt kann die Elektro-Kutsche gebucht werden. Derzeit arbeiten die Touristiker noch an einer App, über die man die Kutsche dann direkt bestellen und sich über die neuesten Veranstaltungen informieren kann. „Es wird noch weitere Angebote geben“, sagt Popofsits.

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