Matthias Unger: "Jetzt muss der nächste Schritt kommen"

Matthias Unger
1994 wurde Matthias Unger als Jugendlicher beim Cupsieg der Oberwart Gunners als B-Ligaverein mit dem blau-weißen Basketballvirus infiziert.
Heute fordert der CEO von Unger Steel nach der Verlängerung des Hauptsponsorings ein klares Bekenntnis von Land, Stadt und Bund zur Verbesserung der Hallensituation in Oberwart. Als Vizepräsident der burgenländischen Industriellenvereinigung wünscht er sich einerseits mehr Unterstützung vom und andererseits mehr gemeinsame Projekte mit dem Land.
KURIER: Unger Steel war in den vergangenen 33 Jahren 26-mal bedeutender Sponsor der Oberwart Gunners. Eine Familientradition oder hinterfragt man die Kooperation als Konzern auch?
Unger: Wer beim Cupsieg dabei war, ist einfach ein Fan fürs Leben geworden. Aber natürlich wurde das Sponsoring im Lauf der Jahre auch hinterfragt und ausgesetzt. Aber die Werte der Gunners und unsere sind auf vielen Ebenen ident: Dynamik, Fokussierung auf Nachwuchs, Verbundenheit mit der Region. Der Erfolg der beiden Meistertitel ist natürlich ein Höhepunkt, aber meine Mitarbeiter und ich waren auch schon bei hohen Niederlagen in der Halle – in beiden Fällen entsteht eine emotionale Verbundenheit.
Gibt es jetzt Erwartungen an die Vereinsführung oder die Teilnahme an internationalen Bewerben?
In der Halle steht seit 30 Jahren dieselbe Sprossenwand, die Toiletten sind ebenso alt. Das Management und die Fans haben sich längst mehr verdient. Ich habe vor zwei Jahren gesagt: "Ich will Meister werden." Und dieses Ziel wurde sogar doppelt erfüllt. Ich sehe das qualitativ beste Team, seit ich Gunners-Spiele besuche. Das sportliche internationale Scouting ist außergewöhnlich, und dass die österreichischen Spieler so gerne bei Oberwart spielen, spricht für das Management des Vereins. Aber jetzt muss der nächste Schritt kommen. Damit meine ich nicht nur sportlich, sondern auch infrastrukturell: Die Hallensituation muss verbessert werden.
Darüber wird schon länger diskutiert, was ist aus Ihrer Sicht zu tun?
Ein Hallenneubau ist vermutlich unrealistisch, aber eine umfassende Sanierung und Modernisierung ist absolut notwendig, um die Situation für alle zu verbessern und auch an internationalen Bewerben teilnehmen zu können. Und dieser Umbau soll und kann ein Musterstück werden – sowohl für Spieler als auch für Fans. Entertainment, Fitness, Regeneration, moderne Umkleidekabinen, die Möglichkeit für Zusatztribünen, fahrbare Korbanlagen, eine moderne Anzeigetafel – all das gehört dazu.
Zur Hallensituation: Wie könnte eine Sanierung konkret umgesetzt werden?
Die Gunners und der Fußballverein müssen sich zusammensetzen und ein Konzept für eine gemeinsame Nutzung oder auch Trennung der Räumlichkeiten erstellen. Entscheidungsträger sollten dann das für eine Weiterentwicklung der Gunners notwendige Raumprogramm berücksichtigen. Die Führung sollte vom Land übernommen werden, unter Einbeziehung der Stadt und den Vereinen. Ziel ist nicht nur eine Sanierung, sondern ein nachhaltiges Konzept, das dann 30 Jahre Bestand hat: eine Halle, Erlebniswert, Fitnesscenter, ein modernes Sportzentrum. Vorbild ist für mich die Sporthalle in Graz – dort kann man sich einiges abschauen. Und dann gibt es ja auch Gunners-Partner wie Getsgo Stadtschlaining mit einer tollen Nachwuchsarbeit. Ich wünsche mir ein Leistungsmodell auch unter Einbindung der anderen Vereine im Land.

Matthias Unger im Trikot der Oberwart Gunners
Neben lokalem Denken und Handeln ist Unger Steel ein weltweit agierender Konzern mit Werken in Leipzig und Dubai. Wie entwickelt sich das im Vorjahr begonnene Joint Venture mit dem zweitgrößten US-amerikanischen Bauunternehmen Bechtel?
Das Joint Venture läuft planmäßig. Die Produktion erfolgt von den Emiraten aus, für Spezialprojekte in den USA im Bereich Öl und Gas. Trotz geopolitischer Unruhe funktioniert das gut. Wir liefern, was gefragt ist. Aber die Basis bleibt immer in Oberwart. Technik, Design – das kommt aus der Region. In dieser Woche war ich etwa in der Landesberufsschule. Wir versuchen jedes Jahr, eine zweistellige Zahl an Lehrlingen aufzunehmen. Stahl soll wieder attraktiver werden. Wir arbeiten eng mit der HTL und der Berufsschule in Pinkafeld zusammen – nicht nur für den Standort Oberwart, sondern auch für Leipzig und die Emirate. Aber Oberwart ist unsere Heimat.
- Matthias Unger hat 2020 die Geschäftsführung von Vater Josef Unger in dritter Generation übernommen.
- 300 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet der Konzern mit 1.600 Mitarbeitern – 450 davon in der Zentrale im Südburgenland. Die Eigenkapitalquote liegt bei 60 Prozent.
Die aktuelle US-Politik insbesondere unter Donald Trump bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Welche Auswirkungen hat das auf das Tagesgeschäft?
Man muss unterscheiden zwischen seiner Lärmkulisse und seinen tatsächlichen Signalen. Trump will Deals machen – speziell im Öl- und Gassektor ist er interessiert. Aber die Zolldrohungen – etwa im Autobereich – richten sich vor allem an seine eigenen Wähler. Man muss bei Trump andere Methoden anwenden. Für Unternehmen heißt das: mehr „Corporate Diplomacy“. Er respektiert Unternehmer und Finanzleute mehr als Politiker. Ein Beispiel: Als sich VW-, BMW- und Mercedes-Chefs mit ihm trafen, war das für ihn ein Zeichen von Größe – und mit „Big Men“ macht er gerne „Big Business“. Deshalb habe ich etwas Hoffnung, dass er auf jemanden wie den deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz hören könnte. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schätzt er hingegen gar nicht – das gibt er auch offen zu.
Wie geht man als Unternehmen mit solchen Risiken um?
Natürlich sprechen wir mit unseren Kunden – auch sie sind besorgt. Kein US-Unternehmen begrüßt diese Politik. Aber wir versuchen, ruhig zu bleiben und uns nicht irritieren zu lassen. Wir arbeiten weiter und ich hoffe darauf, dass es sich um Lärm handelt – und um Signale für Verhandlungsbereitschaft.
Was sind die mittelfristigen Pläne von Unger Steel?
Wir passen unsere Produktion an: Denn die Kundenstruktur verändert sich – die Autoindustrie schwächelt, die Energiewirtschaft wird stärker. Stahl ist und bleibt aber ein globaler und erneuerbarer Werkstoff – jedes Teil wird im Schnitt achtmal eingeschmolzen und neu verwendet. Das Material ist ewig recyclebar, nur die Produktion ist CO2-intensiv. Über neue Technologien, etwa wasserstoffbasierte Verfahren und erneuerbare Energie, wird Stahl klimafreundlich.
Der EU-Marktführer im Stahlbereich agiert aus dem industriell kleinsten Bundesland (in absoluten Zahlen) – wie schätzen Sie den Stellenwert ihrer Branche ein?
Als IV-Vizepräsident ist es mir ein Anliegen, das industrielle Bewusstsein im Burgenland zu stärken: 30 Prozent der Wertschöpfung kommen von der Industrie – wir sind der größte Sektor im Land, noch vor dem Tourismus. Deshalb ist es auch mein Wunsch – als IV-Vizepräsident und als Unternehmer – mehr gemeinsame Projekte mit dem Land umzusetzen, zum Beispiel in den Wirtschaftsparks. Gemeinsam ist man stark und das Burgenland ist unsere Heimat – davon profitieren wir alle. Das gilt auch für den Sport: Die Nachwuchsarbeit in der Region ist großartig. Und führt, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht, zu großartigen Erfolgen. Und die Basis dafür wird in der Jugendarbeit gelegt.
Kommentare