Während Bürgermeister Gerhard Hutter, dessen Liste Bad Sauerbrunn (LIBS) neun der 21 Gemeinderäte stellt, den jährlichen Sanierungsbedarf zwischen 350.000 und 500.000 Euro ansiedelt, hält das die oppositionelle ÖVP (fünf Sitze) um Gemeindevorstand Stefan Neubauer für Schönfärberei. Realistisch seien vielmehr 600.000 bis 700.000 Euro.
Auch beim Gesamtschuldenstand ist man weit auseinander. Hutter nennt rund zehn Millionen Euro, Neubauer mindestens zwölf Millionen.
Für Disput sorgt auch der Immobiliendeal mit der OSG: Die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft baut ein neues Gemeindeamt und zahlt Baurechtszins, dafür erhält die OSG nach Sanierung und Umbau des alten Gemeindeamts zum Gesundheitszentrum die dortigen Mieteinnahmen. Der Deal sei „nicht budgetwirksam“, so Hutter. Neubauer sieht langfristig sehr wohl Nachteile. Zudem werde für ein überdimensioniertes Rathaus kommunales Familiensilber verscherbelt.
Es brauche einen „Neustart“ mit neuen Personen, legt Neubauer Hutter den Rücktritt nahe. Bei der letzten Bürgermeisterdirektwahl vor einem Jahr erreichte Hutter freilich 59,4 Prozent der Stimmen, Neubauer 31,5 Prozent. Der Kurort habe unter dem seit 21 Jahren amtierenden Ortschef über die Verhältnisse gelebt, sieht Neubauer jüngste Entwicklungen nur als Spitze des Eisbergs.
Was zuletzt geschah
Jüngste Entwicklungen? Wie berichtet, befindet sich die 2.250-Einwohner-Gemeinde seit mehr als einem Jahr in finanzieller Schieflage. Corona und die folgende Kurzarbeit im Kurhaus hätten zu Ausfällen bei der Kommunalsteuer geführt, dazu sei ein verlorener Rechtsstreit um 320.000 Euro gekommen.
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Ein Bankkredit über 600.000 Euro und 400.000 Euro Bedarfszuweisungen vom Land sollten aus der größten Not helfen. Für eine nachhaltige Sanierung hat die Gemeinde Wirtschaftsprüfer Peter Pilz von der BDO geholt. Auf die Hilfe von außen pochte das Land als Aufsichtsbehörde.
„Heuer ist nichts passiert“, kritisiert ÖVP-Mann Neubauer die seiner Meinung nach schleppende Umsetzung der Sanierung – und die fehlende Einbindung der Opposition. Es habe viele Gespräche mit Bürgermeister und Amtsleiter gegeben, auch mit dem Land habe man sich abgestimmt, sagt Pilz. Es gebe genug Einsparungspotenzial, so der Experte, der vor Jahren auch Neusiedl am See („das war eine ganz andere Dimension“) bei der Gesundung unterstützt hat. In zwei bis drei Jahren könne Sauerbrunn wieder stabilisiert sein, ist Pilz optimistisch.
Rückzug als Bürgermeister 2026
Hutter sieht „zwei enge Jahre“, ab 2026 oder 2027 gehe es wieder aufwärts. Beim Personal werde man nicht sparen, denkbar sei aber die Eingliederung der Kommunal GmbH in die Gemeinde. Der Bürgermeister muss einräumen, dass der Kassenkredit mit einem Volumen bis 960.000 Euro heuer nicht mehr ausgeglichen wird: „Das werden wir nicht schaffen“. Dennoch ist er relativ entspannt, weil die Einnahmen der Gemeinde steigen.
Geht er, wie die ÖVP will? Er werde in der Krise nicht davonlaufen, so Hutter. 2027 will er aber nicht mehr kandidieren und das Amt ein Jahr früher übergeben. Hutter sitzt auf einem SPÖ-Ticket auch im Landtag. Dort würde er nach der Wahl 2025 gerne weitermachen, Gespräche habe es noch keine gegeben.
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