"Totengräber": ÖVP-Chef Sagartz nach Pleite im Burgenland unter Druck, will aber bleiben

Christian Sagartz bleibt nach einem Beschluss des Parteivorstandes mit einer Enthaltung ÖVP-Landesparteiobmann.
"Lieber Multifunktionär ÖVP-Landesparteiobmann, ÖAAB-Landesobmann, ÖVP-Bezirksparteiobmann Christian Sagartz, entlasse die ÖVP-Burgenland aus deiner Geiselhaft. Zeige einmal in deinem Leben Charakter und nimm dir ein Beispiel an dem ehemaligen Bundeskanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann Karl Nehammer und trete aus deinen Parteifunktionen zurück".
So beginnt eine Mail, die Matthias Weghofer an ÖVP-Landeschef Christian Sagartz und den geschäftsführenden ÖVP-Bundesobmann Christian Stocker geschickt hat und die dem KURIER vorliegt.
Als Sagartz Montagmittag nach dem Landesparteivorstand vor die Medien tritt, ist schnell klar: Er bleibt Kapitän auf einem schlingernden Schiff. Er habe seine Funktion zur Disposition gestellt, bei einer Stimmenthaltung sei ihm einstimmig das Vertrauen ausgesprochen worden. "Das Team der ÖVP ist geschlossen", resümierte der seit 2020 amtierende ÖVP-Chef. Er sei auch beauftragt, allfällige Gespräche mit SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zur Bildung einer Koalition zu führen.
Die ÖVP hat bei der Landtagswahl am Sonntag mit 22 Prozent (-8,6 Prozentpunkte) nicht nur das schlechteste Ergebnis seit 1945 eingefahren, sondern auch noch Platz 2 an die FPÖ abgeben müssen.
Am Wahlabend erhielt Sagartz vom Wiener Neustädter Stocker Rückendeckung. Der ÖVP-Chef war eigens nach Eisenstadt in die Landesparteizentrale gekommen.

Christian Sagartz mit ÖVP-Chef Christian Stocker.
Wiederholungstäter Weghofer
Wie sehr Weghofer der Basis aus der Seele spricht, ist schwer zu sagen. Sicher ist: Weghofer ist Wiederholungstäter. Schon kurz vor dem Landesparteitag der ÖVP im Jänner 2024 haben zwei ÖVP-Bürgermeister Landesparteichef Sagartz in Frage gestellt. Neben Weghofer auch Norbert Sulyok, beide saßen früher für die ÖVP auch im Landtag. Der Abschied aus dem Landesparlament war seinerzeit nicht ganz friktionsfrei.
Darauf spielt Weghofer auch in seiner aktuellen Rücktrittsaufforderung an: "Einige erfolgreiche verantwortungsvolle ÖVP Funktionäre haben diese Situation genau vor einem Jahr in den Medien veröffentlicht" und seien bloß "verunglimpft" worden. "Ich sehe mich mit vielen anderen Bürgermeistern, Vizebürgermeistern und verantwortungsvollen Funktionärinnen und Funktionären bestätigt. Es muss eine Richtungsentscheidung im Vorsitz der ÖVP für die künftigen Gemeinderatswahlen herbeigeführt werden. Ansonsten werden die Gemeinden mit Listen kandidieren und die ÖVP ist weg", warnt Weghofer.
Der Landesparteivorstand sieht das ganz anders.
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