Entsprechend groß war die Erleichterung und der Jubel kurz nach 16 Uhr, als der grüne Balken bei 5,7 Prozent stehen blieb. Das bedeutet zwar ein Minus von rund einem Prozentpunkt im Vergleich zu 2020, als die Grünen ihr bisher bestes Landtagswahlergebnis im Burgenland erreichten; ihre zwei Mandate werden sie voraussichtlich trotzdem behalten.
Bei der Hochrechnung sei ihr kein Stein, sondern ein Felsen vom Herzen gefallen, sagte eine sichtlich gelöste Anja Haider-Wallner, Landessprecherin und Spitzenkandidatin, zum KURIER: „Die Freudentränen sind heute geflossen. Ich habe das Gefühl, dass wir in den letzten zwei Wochen noch einiges aufgeholt haben.“
Tatkräftige Schützenhilfe gab es in der Woche vor der Wahl von der grünen Bundespartei: Gesundheitsminister Johannes Rauch war ebenso wie Vizekanzler Werner Kogler und Klubobfrau Sigi Maurer wahlkämpfend in der Eisenstädter Fußgängerzone unterwegs.
Dabei wurde zuletzt immer wieder mit der Ansage Stimmung gemacht, eine Stimme für die Grünen würde einen blauen Landeshauptmann verhindern. Eine Taktik, die offenbar aufgegangen ist. Haider-Wallner dazu: „Ich glaube auch, dass uns die Bundespolitik Wind in den Segeln gegeben hat – wenn man gesehen hat, dass die sozial gerechte Klimapolitik der Grünen in den letzten fünf Jahren vielleicht doch nicht so schlecht war.“
Mit diesem Wahlergebnis wären die Grünen auch ein potenzieller Koalitionspartner für Hans Peter Doskozil: 19 von 36 Mandaten hätte Rot-Grün. Ihre Partei würde für Koalitionsverhandlungen bereitstehen, kündigt die Spitzenkandidatin an: „Ja, wir haben von Anfang gesagt, dass wir mitregieren wollen. Ich bin in die Politik gegangen, um Verantwortung zu übernehmen. Der Ball liegt jetzt bei Hans Peter Doskozil. Wir sind auf jeden Fall bereit.“
Keine „Katze im Sack“
Als billiger Juniorpartner in einer Landesregierung wollen sich die burgenländischen Grünen jedenfalls nicht hergeben: „Ich kaufe sicher nicht die Katze im Sack“, sagt Haider-Wallner. Ihr Stellvertreter Philip Juranich ergänzt: „Dass wir für transparente Politik stehen, ist kein Geheimnis. Entsprechend müssten die Holding-Strukturen durchleuchtet und alle Zahlen offengelegt werden.“
Bei den Themen Bodenversiegelung und Schutz der Ortskerne würden die Grünen auch in einer möglichen Regierungsbeteiligung nicht von ihrer Linie abweichen, stellt Juranich in Aussicht. Er sagt aber auch: „Bei den Gesprächen mit der Sozialdemokratie findet man immer einen gemeinsamen Nenner“.
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