Doskozils offene Rechnung

Doskozils offene Rechnung
Hans Peter Doskozil hat seinen Landeshauptmannsessel verteidigt. In Wien wird man das mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nehmen.
Martin Gebhart

Martin Gebhart

So manchem Politbeobachter sind die Szenen vor fünf Jahren noch deutlich vor Augen. Hans Peter Doskozil eroberte für die SPÖ im Burgenland die absolute Mehrheit und die damalige SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner jubelte so enthusiastisch mit ihm, dass niemand daran zweifelte, dass von nun an Eisenstadt und Wien in der Sozialdemokratie einen gemeinsamen Weg gehen. Drei Jahre später waren es die Zwischenrufe aus dem Burgenland gewesen, die Rendi-Wagner zu Fall brachten.

Ihre Nachfolge trat allerdings Andreas Babler an und nicht Hans Peter Doskozil, der bei einem Sonderparteitag und nach einer Neuauszählung der Delegiertenstimmen seine Niederlage gegen den Traiskirchner akzeptieren musste. Er zog sich danach komplett aus der Bundespartei zurück, weg war er dennoch nie. Er selbst deponierte zwar nur noch selten in Interviews seine Kritik an der Bundesparteizentrale. Dafür entsandte er seine engsten Mitarbeiter wie etwa Klubobmann Roland Fürst in die Bundeshauptstadt, um dort das Wort gegen den aktuellen Kurs seiner Bundespartei zu erheben.

Deswegen gibt es auch nicht wenige Mitstreiter von Babler, die gerne gesehen hätten, dass Hans Peter Doskozil bei der burgenländischen Landtagswahl einen ordentlichen Dämpfer erhält. Das ist nicht passiert. Die Landeshauptmannpartei konnte zwar die absolute Mehrheit nicht verteidigen, dennoch wird sie weiterhin den Ton angeben. Gleichgültig, welcher Koalitionspartner ins Boot geholt wird. Hans Peter Doskozil kann außerdem darauf verweisen, dass in keinem anderen Bundesland die Landeshauptfrau- bzw. Landeshauptmannpartei so stark ist wie im Burgenland. Als „Sozialdemokratie“, wie er in einem der ersten Statements betonte. Abgesehen davon war er als Landeschef für 60 Prozent der Burgenländer das entscheidende Wahlmotiv. Auf diesen Wert kommt derzeit niemand seiner Amtskollegen.

Womit klar ist, dass er die Rechnung mit seiner Bundespartei noch nicht beglichen hat. Die Wortmeldungen aus Eisenstadt werden von nun an wieder öfters auf der roten Tagesordnung stehen. Noch dazu, da er trotz seines Rückzugs ins Burgenland zuletzt auch bundesweit umtriebig war. Es gibt nicht wenige hohe SPÖ-Politiker, denen in den vergangenen Monaten ein Abstecher nach Eisenstadt sehr wichtig war. In der Steiermark wird dazu seit mehreren Wochen die SPÖ-Landespartei von dem Doskozil-Vertrauten Max Lercher geführt.

Und es gibt Stimmen, die die Frage stellen, wie die Situation wohl wäre, wenn Doskozil statt Babler bei der Nationalratswahl angetreten wäre. Was natürlich vergossene Milch ist.

Die blau-türkisen Koalitionsverhandlungen wird das burgenländische Ergebnis nicht beeinflussen. Die SPÖ-Politik in Wien hingegen schon.

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