Landärzte wollen Hausapotheken

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Ärztevertreter fordern mehr Geld für Jungmediziner, um sie aufs Land zu locken.

Kein Postamt, keine Nahversorger – und bald auch keinen Arzt mehr. Dieses Szenario entwerfen Ärztevertreter für die ländlichen Regionen Österreichs. „Von den 118 Landärzten werden in zehn Jahren 61 Prozent in Pension gehen“, rechnet der Vizepräsident der burgenländischen Ärztekammer, Michael Schriefl, vor. Der Standesvertreter für niedergelassene Ärzte hat selbst eine Praxis in Mörbisch. Im Moment seien noch sämtliche Stellen besetzt, aber danach „wird’s knapp“.
Die Jungen, so Schriefl, wollen „ganz einfach“ die Rahmenbedingungen nicht akzeptieren: „Für sie sind die 70 Arbeitsstunden, die wir durchschnittlich in der Woche machen müssen, um unser Pensum zu erfüllen, etwas, was sie sehr abschreckt.“ Dass es vielleicht die künftigen Mediziner einmal billiger geben werden, will Schriefl nicht ausschließen. „Aber derzeit schaut es nicht danach aus.“

Eine Möglichkeit, dem Job eines Landarztes zur Attraktivität zu verhelfen, wäre die Beseitigung der rechtlichen Hürden für Hausapotheken (seit 2006 darf es im Umkreis von sechs Kilometern um eine Apotheke keine ärztlichen Hausapotheken geben, Anm.). „Landärzte sind oft der erste Ansprechpartner, wenn es um den raschen und unbürokratischen Zugang zu Medikamenten geht“, erklärt Schriefl. Ihre Hausapotheke sei ein wichtiger Beitrag zu einer wohnortnahen medizinischen und medikamentösen Betreuung. Speziell in kleineren, entlegeneren Gemeinden stellen sie einen „unverzichtbaren Einkommensbestandteil“ dar, ohne den die Praxis wirtschaftlich nicht existenzfähig wäre. Landärzte sollten deshalb das uneingeschränkte und zeitlich unbegrenzte Recht auf das Führen einer Hausapotheke haben. Und eines sagt der Landarzt noch dazu: „Der Politik ist die Tragweite des Problems nicht bewusst. Sie setzt keine dementsprechenden Maßnahmen“.

Gregor Skorjanz, Arzt im nö. Paudorf, erzählt: „Ein Landarzt hat jedes zweite Wochenende und oft in der Nacht Bereitschaft. Wochenarbeitszeiten von 70 Stunden und mehr sind keine Seltenheit. Diesem Einsatz steht kein entsprechendes Einkommen gegenüber.“ Dass zahlreiche Landärzte keine Hausapotheke mehr betreiben dürfen, schmälere den Verdienst zusätzlich. „Die Hausapotheke hat bei mir 60 Prozent des Umsatzes oder 30 Prozent des Einkommens ausgemacht.“
Niederösterreichs Ärzte-Chef Christoph Reisner fordert mehr Geld für seine Kollegen. „Die Honorierung muss so attraktiv sein, dass junge Ärzte in einer Landordination eine echte Alternative sehen.“ Es wird aber schwierig werden für die Ärzte. Die nächsten Verhandlungen mit der Gebietskrankenkasse laufen im Herbst. NÖGKK-Direktor Jan Pazourek rechnet vor: „Ein Vertragsarzt macht mit unserer Kasse pro Jahr rund 200.000 Euro Umsatz – deutlich über dem österreichischen Durchschnitt.“

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