Land stoppt Förderung für Nachbarschaftshilfe Plus

Nachbarschaftshilfe Plus: Vereinsmitglieder auf einer Bühne mit einem Transparent: Danke den Ehrenamtlichen, ihr seid toll
Ungewisse Zukunft für Ehrenamtliche und ältere Menschen.

Ein bewährtes Sozialprojekt im Burgenland steht vor dem Aus: Das Land Burgenland beendet mit Ende des Jahres die Förderung für „Nachbarschaftshilfe Plus“, wie im Lauf dieser Woche bekannt wurde. Die Entscheidung kam laut Projektleitung überraschend und ohne Vorwarnung.

Davon betroffen sind 19 Gemeinden, 600 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, 13 Koordinatorinnen und vor allem Hunderte ältere Menschen, die auf Unterstützung im Alltag angewiesen sind.

Gemeinden vor der Wahl

„Wir wurden Ende Mai informiert, ohne dass es ein konkretes Alternativmodell gibt“, kritisiert Geschäftsführerin Astrid Rainer. Auch der Vorschlag, die Finanzierung zumindest bis Ende 2026 fortzusetzen, wurde vom Land abgelehnt. Die Gemeinden stehen nun vor der Wahl: Ausstieg, Reduktion oder Eigenfinanzierung.

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Seit 2014 bietet das gemeinnützige Projekt niederschwellige Unterstützungsdienste für ältere Menschen an – Begleit- und Besuchsdienste, gemeinsame Mittagstische, soziale Teilhabe. Pflegeleistungen sind bewusst ausgeschlossen. Das Modell wurde mehrfach ausgezeichnet und gilt als Best-Practice-Beispiel im ländlichen Raum.

Land hat größeren Plan

Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) verteidigt den Förderstopp als Teil eines umfassenderen Plans: „Wir wollen ab 2026 ein landesweites Sozialprojekt über die 28 Pflegeregionen ausrollen.“ Geplant seien Koordinationsstellen sowie Sozialberaterinnen und -berater in allen Gemeinden. Die 19 Projektgemeinden sollen eingebunden werden. Konkrete Inhalte oder ein Startdatum des neuen Modells nannte Schneemann jedoch nicht.

Kritik kam von ÖVP-Sozialsprecher Christian Sagartz: „Wenn für alles Geld da ist, nur nicht für Betreuung und Versorgung, ist das ein politischer Rückschritt.“ Auch in den betroffenen Gemeinden herrscht Unverständnis, zumal die Förderzusage des Landes von 2018 keine zeitliche Befristung enthielt.

Fortführung geplant

In einigen burgenländischen Gemeinden soll das Projekt jedenfalls eigenständig weitergeführt werden. Aus dem Südburgenland meldeten sich bereits die Bürgermeister von Mischendorf, Martin Csebits (ÖVP), und Loipersdorf-Kitzladen, Jürgen Zimara (SPÖ), diesbezüglich zu Wort. Zum Teil wird schon intensiv nach alternativen Fördermöglichkeiten gesucht.

Rainer warnt: „Wenn das neue Landesmodell nicht rechtzeitig startet, entsteht eine gefährliche Versorgungslücke für ältere Menschen im ländlichen Raum.“

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