KI ist Partner in der Kunst: "Das ist unfassbar spannend"

John Petschinger
John Petschinger gibt die Kontrolle aus der Hand und lässt die Maschine entscheiden. Der 30-jährige Shootingstar der Kunstszene hat sich neuen technologischen Möglichkeiten noch nie verschlossen; er war etwa der erste Künstler aus dem Burgenland, der seine Werke auch in digitaler Form als "NFTs" angeboten hat.
Jetzt geht der Bad Tatzmannsdorfer einen Schritt weiter. Für seine neuesten Serien macht er sich Künstliche Intelligenz (KI) zunutze. Oder, besser gesagt: Petschinger und die KI entwerfen die Werke gemeinsam.
"Das ist unfassbar spannend"
Wie dieser neuartige Kreativprozess funktioniert, beschreibt John Petschinger im Gespräch mit dem KURIER: "Über den Anfang der Arbeit – welches Bild wo platziert wird und warum – entscheide nicht mehr ich, sondern das passiert in Kommunikation mit der KI. Das ist unfassbar spannend und macht für meine Arbeit viel Sinn."
Auf diese Weise wurden KI-Programme wie ChatGPT und Dall-E zu so etwas wie Petschingers Atelierassistenten. Mehr noch – zu kreativen Gesprächspartnern. Dabei machte der Künstler überraschende Beobachtungen.
Identische Eingabe, zwei Ergebnisse
Er stellte beispielsweise fest, dass die identische Eingabe zwei völlig unterschiedliche Ergebnisse zutage bringen kann. Diese Erkenntnis inspirierte auch den ausgefallenen Namen der neuesten Ausstellung, die ab kommender Woche in Salzburg zu sehen ist: "Zweimal Lila ist auch nicht gleich."
Unverändert an Petschingers Arbeit bleiben die knalligen Farben – und die Ausmaße: Der Südburgenländer platziert seine – in diesem Fall von der KI mitentwickelten Bildercollagen – auf schweren Metallplatten und überzieht diese mit mehreren Schichten von Kunstharz und Acrylfarben. Eines von Petschingers wuchtigen Werken, 5 mal 1,80 Meter groß, ziert derzeit das Bundeskanzleramt. "Im Moment gelingen mir viele ganz große Arbeiten", sagt Petschinger – dadurch steigen auch seine Produktions- und Lagerkosten.
Bei aller Faszination für die Künstliche Intelligenz bleibt der 30-Jährige aber auch skeptisch: "Ich glaube schon, dass die KI bei vielem im positiven Sinn helfen kann. Aber wenn man hört, dass sie in ein paar Jahren gescheiter sein wird als wir, dann macht mir das Angst."
Wobei die KI hilft
Statt die neue Technik zu verteufeln, wie es andere Künstlerkollegen tun, macht sich Petschinger die KI lieber zunutze. Wichtig ist ihm, dass er die Programme nicht mit seiner existierenden Kunst oder privaten Daten "füttert", sondern mit "wirren Alltagsgedanken", wie er sagt: "Genau das ist eigentlich Malerei für mich. Etwas entstehen zu lassen, das ich selbst nicht verstehe. Das Endprodukt muss eine Emotion oder Frage aufwerfen. Genau da hilft die KI – denn was sie auswirft, checkt man oft wirklich nicht."
Das passt zu John Petschinger. In der Debatte darüber, wie viel KI-Einfluss Kunst verträgt, liefert er Antworten – und wirft gleichzeitig noch mehr Fragen auf.
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