John Petschinger schafft vielschichtige Kunst mit „Wow-Effekt“
Wer Oberflächlichkeit will, ist bei ihm an der falschen Adresse. John Petschinger erschafft Kunst mit Tiefgang – im wahrsten Sinn des Wortes.
Der 26-Jährige malt, klebt und spachtelt Farb- und Kunstharzschichten auf Metallplatten, die bis zu drei mal zwei Meter groß sind und gut und gerne 50 Kilogramm auf die Waage bringen können. Mit einem kurzen Blick wird man diesen Kunstwerken nicht gerecht; John Petschingers Bilder verlangen nach der vollen Aufmerksamkeit des Betrachters. „Ich möchte die Menschen an den zweiten Blick erinnern. In meinen Arbeiten gibt es hinter der Farbe noch etwas zu entdecken“, erklärt der Bad Tatzmannsdorfer seinen Zugang zur Kunst im KURIER-Gespräch.
Innerhalb kürzester Zeit hat es der Südburgenländer geschafft, die Kunstszene über soziale Medien auf ihn aufmerksam zu machen.
„Ich hätte nie damit gerechnet, dass so viele Leute an meinen Bildern interessiert sind. Vor zwei Jahren habe ich begonnen, Bilder auf meinem Instagram Kanal zu posten. In der Corona-Zeit habe ich voriges Jahr einen wahnsinnigen Schub gehabt und sehr viel gemalt. Ich habe aber nie den Gedanken gehabt, dass sich das innerhalb eines Jahres so entwickeln kann, dass ich davon leben kann“, erzählt John von seinem rasanten Aufstieg.
John Petschinger
Der 26-Jährige hat sich sein Atelier in der Parkstraße 10 in Bad Tatzmannsdorf eingerichtet. Via eMail kann ein persönlicher Termin mit dem Künstler vereinbart werden:
john@john.art
Social Media
Über Instagram geht John Petschingers Kunst um die Welt. Sein Account zählt fast 3.000 Abonnenten: www.instagram.com/
johnpetschinger
Von der Gastronomie zur Kunst
Dem 26-Jährigen ist in kurzer Zeit gelungen, wovon so viele träumen: das Hobby zum Beruf machen. Zuletzt war der gelernte Gastronom in der Hotellerie tätig, auch jetzt hilft er noch im Familienbetrieb, der Frühstückspension Waldfriede, mit.
„Das Malen war immer mein Ausbruch aus dem alltäglichen Hamsterrad und dem normalen Leben“, erzählt der junge Künstler. Das Geld habe für ihn dabei eigentlich nie eine Rolle gespielt: „Man malt nicht, um Bilder zu verkaufen. Beim Malen verarbeitet man auch sehr private Gedanken. Einige Bilder würde ich nie verkaufen“, verrät John.
Sein Vorname ist übrigens kein Künstlername: „Das glauben viele, aber es ist wirklich mein echter Name“, sagt er und lacht. Der englische Vorname ist gewissermaßen ein Andenken an die Familiengeschichte. Die Großeltern sind einst nach Kanada ausgewandert, Johns Vater und Onkel kamen dort zur Welt. Später ist die Familie wieder ins Südburgenland zurückgekehrt.
Hier hatte John Petschinger im Kindesalter seinen ersten Kontakt zur Kunst.
Inspiriert vom Großvater und der Mutter, die beide Hobbymaler sind, hat auch der talentierte Sohn schon früh zum Pinsel gegriffen. Als Jugendlicher machte sich John einen Namen in der Wiener Street-Art-Szene.
Durch Zufall zum eigenen Stil gefunden
Seinen heutigen Stil hat er einem Zufall zu verdanken: Nachdem ihm eines Tages die Leinwände ausgingen, suchte er nach einem anderen Trägerstoff für seine Kunst. „Wir haben viele Metallplatten zu Hause gehabt und ich habe mir gesagt: Warum nicht etwas Abstraktes ausprobieren?“, sagt John.
Aufwendiger Arbeitsprozess
Daraufhin entwickelte er seine persönliche Technik: Zuerst wird ein Mosaik aus Fotos, Bücherseiten oder Zeitungsartikeln auf die Metallplatte geklebt. Dieses wird mit Acrylfarben bemalt oder besprayt, danach trägt John meist mehrere Schichten Kunstharz auf. Am Ende rahmt er sein Werk auch noch selbst ein. So entstehen abstrakte Gemälde mit einem beeindruckenden 3-D-Effekt. Johns Schaffensprozess ist sehr zeitintensiv: „Es kann einige Wochen dauern, es können aber auch fünf bis sechs Monate sein. Unter zwei Wochen geht aber nie was. Das liegt an meiner Technik. Wenn bei der letzten Schicht Harz ein kleiner Fehler passiert, kann eine Wochenarbeit auf einen Schlag kaputt sein.“
John Petschingers aufwendige Kunst ist mittlerweile schon bei Sammlern begehrt und wird international bewundert. Derzeit hat der Bad Tatzmannsdorfer eine Ausstellung in Zürich, auch in Galerien in Genua und Düsseldorf wurden seine Bilder schon präsentiert. Im Herbst wird es eine Werkschau in Wien am Graben geben.
Bleibt die Frage, was John mit seiner Kunst noch erreichen will? Darauf hat er eine bescheidene Antwort: „Mein großes Ziel ist, weiterhin die Freiheit zu haben, das zu machen, was ich gern tue. Alles andere wird sich zeigen.“
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