Krisenintervention: Trösten alleine reicht nicht

Besonders häufig werden die Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams zur Unterstützung nach Unfällen gerufen.
Das Team Burgenland sucht Mitarbeiter. Neuer Lehrgang startet im April.

Wir sind keine Tröstertruppe“, sagt Peter Stippl, Gründer und fachlicher Leiter des Kriseninterventionsteams Burgenland. Krisenintervention bedeute viel mehr: psychische Stabilisierung vor Ort, auf schwierige Situationen vorbereiten, bei Trauerarbeit unterstützen. Typische Einsatzgebiete sind Unfälle mit Todesfolge, Betreuung von Angehörigen nach außergewöhnlichen Todesfällen, Überbringung von Todesnachrichten, Betreuung von Angehörigen vermisster Personen und Katastrophenereignisse.

109 Mal wurde das Kriseninterventionsteam Burgenland im letzten Jahr alarmiert. In der Regel erfolgt dies durch die Blaulichtorganisationen wie Polizei und Rettung. „Früher hat Todesnachrichten nur die Polizei überbracht. Seit es das Kriseninterventionsteam Burgenland gibt, können professionell geschulte Mitarbeiter den Angehörigen in diesen schweren Stunden fundiert zur Seite stehen“, erklärt Peter Stippl. Denn die Auffassung, wonach Inanspruchnahme von psychologischer Hilfe als Schwäche gilt, habe sich zum Glück in den letzten Jahren gewandelt.

Bewerber gesucht

Im April startet ein neuer Kriseninterventionskurs in Neutal. „Wir nehmen zwischen 20 und 30 neue Mitarbeiter auf und suchen dafür noch von Nord bis Süd engagierte Menschen mit Herz zur Betreuung von Personen nach belastenden Situationen“, sagt Stippl. Für den Leiter ist wichtig, dass die Bewerber Erfahrung mitbringen „sei es als Ehrenamtliche bei der Feuerwehr, im Rettungsdienst, als Arzt, Psychologe oder Therapeut.“

Ob ein Bewerber für die psychisch herausfordernde Tätigkeit geeignet ist, wird vorher in einem Aufnahmegespräch entschieden. Wichtig ist Stippl, dass bereits Erfahrungen in Ausnahmesituationen gemacht wurden. Außerdem sollte man die Fähigkeit besitzen, sich gut abgrenzen zu können. Damit dies gelingt, können die ausgebildeten Mitarbeiter regelmäßig Supervision in Anspruch nehmen.

Ist die Hürde des Aufnahmegesprächs geschafft, geht es an die Ausbildung. Der Lehrgang gliedert sich in einen Basis- und einen Aufbaukurs, die jeweils drei Tage dauern. Insgesamt 64 Unterrichtseinheiten sind mit Theorie und Praxis vollgepackt. „In Rollenspielen lernen die neuen Mitarbeiter, wie sie sich in Ausnahmesituationen richtig verhalten“, erzählt Leiter Stippl.

Alle Kriseninterventionsmitarbeiter arbeiten ehrenamtlich. „Diese Tätigkeit sollte nicht eine Belastung, sondern eine Bereicherung sein“, sagt Stippl.

20 Jahre Erfahrung

Krisenintervention: Trösten alleine reicht nicht
Mag. Peter Stippl, fachlicher Leiter der Krisenintervention Burgenland
Stippl selbst arbeitet seit 20 Jahren als Psychotherapeut in eigener Praxis. 2009 hat er die Gründung des Kriseninterventionsteam Burgenland initiiert. Seither hat er viele Schicksalsschläge hautnah mitbekommen. „Ich kann mich noch an viele Fälle erinnern. Besonders tragisch war, als eine Oma auf ihr Enkelkind aufgepasst hat und der Säugling an plötzlichem Kindstod verstorben ist. Oder als ein Familienvater am Heiligen Abend einen Herzstillstand erlitt und verstorben ist“, erzählt Stippl. Auch nach all den vielen schwierigen Situationen, die er erlebt hat, sieht er das Positive: „Menschen zu helfen, ist eine Win-Win-Situation: ich helfe anderen und bekomme dafür das gute Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben.“

Jetzt anmelden

Interessierte können sich bei der Landesleitung Burgenland unter 02682/744 13 oder per Mail an krisenintervention@b.roteskreuz.at melden.

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