Burgenlands Kripo-Chef Braunschmidt: "Schlepper fordern uns sehr"
Aus der Vogelperspektive betrachtet ist das Burgenland das sicherste Bundesland. Nur 9.200 Straftaten wurden 2021 angezeigt, für die anderen Länder von Wien bis Vorarlberg ist das ein Fabelwert. Aber in einem Bereich ist das Burgenland ein Hotspot, die Schlepperkriminalität konzentriert sich an der Ostgrenze. Seit Anfang Mai wurden bundesweit 440 Schlepper aufgegriffen, 172 davon im Burgenland – das sind knapp 40 Prozent aller Fälle.
„Die Bekämpfung des Schlepperunwesens ist sehr fordernd“, sagt denn auch Gerhard Braunschmidt, seit April Leiter des Landeskriminalamts (LKA). Von Leib & Leben über Raub, bis zu Wirtschafts- und Suchtmitteldelikten reicht das LKA-Spektrum, im Vordergrund steht aber die Schlepperei. „Da geht es um sehr viel Geld“, weiß Oberst Braunschmidt, die Menschenhändler operierten „wie eine Firma mit unterschiedlichen Abteilungen, etwa für die Rekrutierung der Fahrer oder die Transportlogistik“.
Kann man die Lage mit 2015 vergleichen? „Es ist eine ähnliche Situation, aber strukturierter, jetzt werden die Migranten registriert“, differenziert der Kripo-Chef, der im Jahr des gewaltigen Flüchtlingsansturms Einsatzkommandant in Nickelsdorf war – sein Vorgesetzter damals: Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil, heute Landeshauptmann.
Heimkehrer
Der 50-jährige Braunschmidt kommt aus dem Bezirk Neusiedl am See, wo er noch heute lebt. Nach 20 Jahren steht damit wieder ein gebürtiger Burgenländer an der LKA-Spitze. Ernst Schuch, den Braunschmidt abgelöst hat, kommt aus Niederösterreich, dessen Vorgänger Rainer Erhart hat Tiroler Wurzeln, lebt aber schon lange im Burgenland.
Braunschmidt ist 1991 in Wien in die Polizei eingetreten, von 1998 bis 2017 war er in verschiedenen Funktionen im Burgenland tätig. Danach war der Burgenländer zwei Jahre stellvertretender Leiter des Stadtpolizeikommandos Schwechat, mit 300 Mitarbeitern und Zuständigkeit für den Flughafen, und zuletzt im Bundeskriminalamt für Prävention und Gewaltschutz verantwortlich. Zwischendurch hat er noch ein Bachelor- und Masterstudium absolviert.
Die Zeit in der Kriminaldienstgruppe Neusiedl Anfang der 2000er-Jahre dürfte prägend gewesen sein, damals hat Braunschmidt seine Bestimmung gefunden: „Der Kriminaldienst ist meins“. Bei der akribischen Aufklärung komplexer Verbrechen entwickle er eine wahre Leidenschaft, so der Oberst. Diese Passion wünscht sich der Chef auch von den gut 100 LKA-Mitarbeitern, denn sie sei Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit. „Qualität ist mir wichtig, wir leisten einen Beitrag zur Sicherheit im Burgenland und das Burgenland ist in manchem ein Filter für ganz Österreich“, betont Braunschmidt.
Wie hält es der oberste Kriminalist mit Krimis auf Papier und im TV? Die lässt er links liegen. Fesseln kann ihn einzig James Bond, am liebsten mit Daniel Craig in der Titelrolle. Warum? „Wegen der technischen Finessen“, sagt Braunschmidt.
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