Kobersdorf: Neuer Anlauf für die Synagoge

Kobersdorf: Neuer Anlauf für die Synagoge
Das Land verhandelt mit Besitzer-Verein über die Zukunft des verfallenden Bethauses.

Immer wieder herrscht bei Besuchern von Kobersdorf Unverständnis darüber, dass die Synagoge im Ort nicht öffentlich zugänglich ist. Sie ist – neben jener in Eisenstadt – die einzige der berühmten Sieben-Gemeinden des Burgenlandes, die die Zerstörungswut der Nazis im Zweiten Weltkrieg zumindest von außen her unbeschadet überstanden hat (siehe Zusatzbericht). Doch jetzt sei das unter Denkmalschutz stehende Gebäude in einem schlechten baulichen Zustand, vor Kurzem musste eine Veranstaltung abgesagt werden. Um das kulturelle Erbe zu bewahren, gibt es nun Gespräche zwischen dem Land und dem Besitzer, dem „Verein zur Erhaltung und kulturellen Nutzung der Synagoge Kobersdorf“.

In welcher Richtung sich das Land einbringen könne, sei noch Gegenstand von Verhandlungen, heißt es aus dem Büro von Kulturlandesrat Hans Peter Doskozil (SPÖ). „Es gibt eine gute Gesprächsbasis mit Vertretern des Vereins“, sagt eine Sprecherin des Landesrats. Mehr wolle man aufgrund der laufenden Verhandlungen derzeit nicht sagen.

„Wir sind erst am Anfang von Gesprächen“, sagt Vereinsobfrau Naama Magnus. Wie der KURIER aus gut informierter Quelle erfuhr, soll das Land durchaus Interesse am Erwerb der Synagoge haben.

Manfred Fuchs, ehemaliger Bürgermeister von Kobersdorf und früherer Obmann des Vereins würde eine Beteiligung des Landes jedenfalls begrüßen, wie er erklärt. „So wie in den vergangenen 20 Jahren kann es jetzt nicht mehr weitergehen. Es ist Zeit, neu zu beginnen“, sagt Fuchs. In seiner Zeit als Obmann habe es etliche Veranstaltungen in der Synagoge gegeben, bei der auch prominente Persönlichkeiten wie beispielsweise Fritz Muliar zu Gast gewesen sein. „Ich wäre jedenfalls bereit, mich in einem neuen Verein rund um die Synagoge einzubringen“, versichert der frühere Obmann.

Klage abgewiesen

Seit dem Jahr 1994 ist die Synagoge im Besitz des Vereins. Damals hatte der Verein, hinter dem Privatpersonen aus Wien stehen, das Gebäude von der Israelitschen Kultusgemeinde (IKG) um etwa 30.000 Euro gekauft. Weil laut IKG die Auflagen, das Gebetshaus zu renovieren und ein Museum einzurichten – nicht erfüllt wurden, klagte die IKG auf Rückabwicklung des Vertrags. Das Gericht hatte – wie der KURIER berichtete – den Antrag aber abgewiesen.

Geschichte:

Es war zur Zeit des Pessach-Festes im Jahre 1860, als die Synagoge Kobersdorf  eingeweiht wurde. Mehr als  600 Juden lebten damals in der mittelburgenländischen Ortschaft. Ab 1938 wurden die jüdischen Bewohner von den Nazis vertrieben, die Synagoge geplündert. Zunächst war eine Sprengung des Gebäudes geplant. Auch nach dem Krieg war die ehemalige Synagoge jahrelang dem Verfall preisgegeben. Mit einer Restaurierung wurde erst 1976 begonnen.
 

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